Insgesamt 5630 Euro gab es von Oberbürgermeister Peter Rosenberger (rechts) und Jugendreferent Markus Guse (Zweiter von rechts) für die Vertreter der Institutionen. Davon sollen Spielgeräte angeschafft werden. Foto: Störzer Foto: Schwarzwälder-Bote

Kampagne: Test soll Entwicklung des Nachwuchses vergleichen / Institutionen klagen über mangelnde Kooperation der Eltern

Kinder brauchen viel Bewegung. Davon ist Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger überzeugt. Aus diesem Grund unterzeichneten die Stadt Horb und die Kinderturnstiftung Baden-Württemberg 2014 den Vertrag zur Umsetzung der Kampagne "Bewegte Kommune – Kinder".

Horb. Rosenberger erklärte: "2013 habe ich das Projekt ›Bewegte Kommune‹ in die Finger gekriegt." Als es ein Jahr später dann an die Umsetzung ging, stieß er nicht bei allen Einrichtungen auf Begeisterung. "Wir wollen die Kinder nicht malträtieren und die Erzieher und Lehrer nicht noch mehr belasten. Aber wir möchten das Thema Bewegung in den Einrichtungen etablieren." Außerdem war es das Ziel, eine Vergleichbarkeit herzustellen, um zu sehen, "wo wir nachsteuern können", so Rosenberger. "Wie hat sich das Kind, wie die Einrichtung entwickelt?" Auch für den Träger sei es gut zu wissen, ob etwas fehlt und ob mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden sollten. Gibt es beispielsweise zu wenig Waldtage? Oder fehlt es an einer Halle?

Vor diesem Hintergrund wurde nun also zum zweiten Mal getestet und die Ergebnisse wurden mit der ersten Testphase aus dem Jahr 2014 verglichen. Getestet wurde in Horber Kindergärten sowie in zweiten Klassen der Grundschulen. Im Jahr 2016 nahmen insgesamt 346 Kinder daran teil. Das sind weniger als beim ersten Test im Jahr 2014: Damals waren es 688 Kinder. Getestet wurden beispielsweise Ausdauer, Schnelligkeit und Koordination. Über eine Plattform wurden die Ergebnisse ausgewertet. Die so entstandenen Statistiken stellte Paul Huber den Vertretern der Institutionen vor. Huber ist, wie er selbst sagte, seit 1983 Übungsleiter im Verein, und beobachtet seither auch die Entwicklung von Kindern.

Er stellte fest: "Es gibt im Vergleich zu 2014 eine deutliche Zunahme von Kindern, die stark übergewichtig sind, besonders bei den Mädchen." An einen Messfehler glaube er nicht. Rosenbergers Fazit lautete: "Unsere Kinder sind zu dick."

Rund 70 Kinder fehlen beim Test

Zwar sei eine Verbesserung beim Standweitsprung und beim seitlichen Hin- und Herspringen zu erkennen, aber bei Übungen wie Rumpfbeuge, Liegestütz, rückwärts Balancieren und dem Sechs-Minuten-Lauf sei eine Verschlechterung deutlich.

Das Problem sei, so Huber, dass beim Test 2014 in den meisten Fällen die Eltern der Kinder mit dabei waren. Die beeinflussten das Ergebnis. Das warf auch eine Vertreterin eines Kindergartens ein: "Die Eltern waren nicht neutral. Es wurde geschummelt." Das neutrale Testteam, dass 2016 extra für diesen Zweck eingesetzt wurde, sei daher von Vorteil.

Allerdings, stieg eine andere Erzieherin ein, hätte das Testteam – das aus sieben Personen bestand – sehr viel Hektik verbreitet. "Die Kinder sollten ganz alleine mit den fremden Testpersonen in der Turnhalle sein." Es wurde vorgeschlagen, beim nächsten Test im Jahr 2018 eine kurze Kennenlernphase mit einem Spiel zum Auftauen einzubauen.

Ein weiteres Problem: "Es fehlten circa 70 Kinder beim Test im Kindergartenbereich", schätzte Huber. Das führe möglicherweise zu einer Verzerrung der Ergebnisse. "Manche Eltern waren gegen den Test", hieß es daraufhin von einer Vertreterin eines Kindergartens. Daher kamen manche Kinder bewusst am Testtag nicht in den Kindergarten. Rosenberger dazu: "Da müssen wir Aufklärungsarbeit leisten." Er vermutete Angst vor dem Ergebnis oder ein fehlendes Bewusstsein für den Sinn, der hinter dem Test steckt. "Solche Themen sollten für die Eltern wichtig sein", appellierte Rosenberger. "Mir ist es wichtig zu wissen, wo mein Kind steht. Als Eltern kann man ja gegenwirken."

"Für Lösungen sind wir alle zuständig"

Die Gewissheit ist nun also da: "Der Trend ist auch in Horb erkennbar. Wir sind in Deutschland angekommen", stellte Huber fest. 2014 lagen die Ergebnisse noch leicht über dem Schnitt, nun seien sie im Schnitt der Bundesrepublik. "Für Kraft und Beweglichkeit muss etwas getan werden", appellierte er. "Die Kinder, die schlecht abgeschnitten haben, erreicht man am besten über Einrichtungen wie Schule und Kindergarten. Für Lösungen sind wir alle zuständig."

Geld für Spielgeräte gab es für die Institutionen auch noch. Jugendreferent Markus Guse: "13 Anträge sind eingegangen. Alle konnten bewilligt werden." So gab es zwischen 195 und 500 Euro pro Institution, insgesamt 5630 Euro. Davon sollen zum Beispiel eine Wippe und Balancepads angeschafft werden.