Die Betraer Keaschmecker sind heute die Namensgebende Figur der Fasnetstradition, die Jahrhunderte zurückreicht. Der Bajass (unten) ist ebenfalls eine Traditionsfigur. Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Narrenzunft Betra stößt auf Hinweis aus dem Jahr 1506: Eine "fette Fastnachtshenne" war zu entrichten

Dass die Fasnet seit Generationen in der Gegend gefeiert wird, ist längst bekannt. Doch in Betra, einem der ältesten Dörfer im ehemaligen Hohenzollern, wird diese wohl schon seit Jahrhunderten gefeiert.

Horb-Betra. Betra, im Jahr 786 erstmalig unter dem Namen Petarale erwähnt, lag in der Bertoldsbaar (auch Berchtoldsbaar, ein Gau, das von Nagold bis Schwenningen reichte) und gehörte zur Empfinger Mark.

In einer Schenkungsurkunde vom 3. Mai 786 des Graf zu Nagold wurden Güter zu seinem Seelenheil an das Kloster St. Gallen übertragen. Unter anderem eben auch Güter, welche sich auf Petarale (Betra) befanden.

Verbote sollten Fasnachts-Mummereien unterbinden

Verschiedene Klöster, wie das Kloster Lorch, Kirchberg, Alpirsbach oder Reichenbach hatten durch Schenkungen Güterbesitzungen in Betra. Doch nicht nur kirchliche Einrichtungen hatten in Betra Besitztümer, auch weltliche Herren und Frauen, wie Ritter Konrad und Strube zu Isenburg, Johann von Dettingen, Anna von Pfullingen, Gemahlin des Weiland Volz von Neuneck, Dietrich Böcklin von Utingen, Ingrid die Freie in dem Tal, Bürgerin zu Horb nannten Güter in Betra ihr eigen. Im 14. Jahrhundert waren die Herren Faißt (Faißt die Fetten) in Betra ansässig. Auch das Stift zum Heiligen Kreuz in Horb hatten Güter in Betra, welche am 24. November 1430 durch den Probst und die Chorherren des Stifts an den Junker Konrad von Weitingen verkauften.

Viele andere Herren, Freiherren, Herzöge und Grafen hatten noch Besitzungen in Betra.

Lange glaubte man mit dem Befehl der Herrschaft Wehrstein vom 28. Februar 1784 den Hinweis auf das "Bettermer Fasnetstreiben" zu haben. In diesem Befehl wurden in den Ortschaften Empfingen, Fischingen und Betra das Maskierenlaufen während der Fasnet untersagt.

Der übertragene Wortlaut der Urkunde lautet: "Weil das Maskierenlaufen während der Fasnacht, nach sich mehrmals ereigneten Beispielen, mehr als eine Handlung betrachtet werden kann, die Mutwillen, Ungezogenheit und Unanständigkeit abzielt, als dass es zur Ergötzung und Aufmunterung eingerichtet ist, erachtet man es als notwendig, in Zukunft alle Maskeraden, mögen sie beschaffen sein, wie sie wollen, ohne Rücksichtnahme auf Person und Zeit, obrigkeitlich abzustellen und zu verbieten. Hierdurch wird Euch, Schultheiß, der Auftrag gegeben, dieses Verbot in eurer Gemeinde zu veröffentlichen und in Zukunft wider jeglicher Erwartung erscheinenden Masken unverzüglich anzuzeigen und allen zu bedenken geben, dass sie sich künftig vor Schaden hüten und unter Vermeidung einer empfindlichen Strafe nach dieser Verordnung richten sollen."

Verbot, nichts als Verbote! Dadurch glaubte die Obrigkeit in den altgläubigen Gegenden der Deutschen Lande, die immer mehr greifenden Fasnachts-Mummereien zu unterbinden.

Doch wer glaubt, dass die Verkleidung der heutigen Zeit mit der aus dem 18. Jahrhundert ähnelte, ist weit gefehlt. Die Burschen im ländlichen Raum verkleideten sich mit Stroh, Tannenreisig, Fellen oder anderen Materialien aus dem bäuerlichen Alltag.

Aus dieser Zeit stammt auch der Stroh- und Reisigbär. Doch die Herren von Weitingen hatten in Betra nicht nur Besitzungen, auch Leibeigene nannten sie ihr eigen. So wie im Jahr 1506 die Barbara Brändle und 1620 die Barbara Mayer.

Im Jahre 1506 wurde in einem Leibeigenschaftsbrief gegen die Herren von Weitingen zu Wehrstein "gelobt mit Hand gegebener Treue und schwört einen leiblichen Eid zu Gott und den Heiligen mit gelerten (vorgesprochenen) Worten, mit auferhebter Hand und Fingern", dass sie, Barbara Brändle aus Betra, "mit Leib und Gütern des Junker Hans von Weitingen zu Wehrstein gegen jährliche Reichung einer fetten Fastnachthenne und eines Pfund Zucker sich ergeben habe". (Nachzulesen in dem Buch "Geschichte des Oberamts Haigerloch" von Franz Xaver Hodler, Richter und Heimatforscher zu Haigerloch aus dem Jahr 1928). Und eben dieser Leibeigenschaftsbrief aus dem Jahre 1506, welcher speziell auf eine "fette Fastnachtshenne" hinweist, sagt uns, dass zu dieser Zeit, also vor über 500 Jahren in Betra schon Fasnet gefeiert wurde.

Traditionsbewusst alte Fasnet und Bräuche bewahren will auch die Narrenzuft "Keaschmecker" Betra. Sie zeigt dies der närrischen Bevölkerung mit dem Bunten Abend, ist am Schmotzigen Dauschtig aktiv, macht die Flegga-Fasnet und natürlich die Kinderfasnet.