Als Talheimer Ortsvorsteher lebt Thomas Staubitzer den Zusammenschluss der beiden Ortshälften

Von Martina Lachenmaier

Horb-Talheim. Talheim – das ist ein ganz besonderer Ortsteil. Hier gilt im Gegensatz zum übrigen Stadtgebiet immer noch die unechte Teilortswahl, hier gibt es den einzigen hauptamtlichen Ortsvorsteher: Thomas Staubitzer. Er lebt den Zusammenschluss von Unter- und Obertalheim.

Als Thomas Staubitzer vor zehn Jahren als Angestellter der Stadt Horb den Zusammenschluss von Ober- und Untertalheim begleitet hat, hätte er sich wohl nie träumen lassen, dass er einmal Talheimer Ortsvorsteher wird. Inzwischen ist er eineinhalb Jahre im Amt und vom Zusammenschluss überzeugter denn je: "Ich sehe im Zusammenschluss einen großen Gewinn. Talheim steht jetzt besser da", sagt er und erwähnt das Baugebiet "Barbel" und das schnelle Internet.

Um den langen Prozess zu erklären, geht Staubitzer in das Jahr 1995 zurück. Damals gab es erste Gespräche zwischen den Ober- und Untertalheimer Räten. Sie beschlossen, den Talheimer Zusammenschluss anzugehen.

Ein erstes Zeichen für die Vereinigung sollte der Neubau eines gemeinsamen Rathauses sein. Als erstes Mosaiksteinchen zementierte es den Zusammenschluss. Im Juli 1999 wurde es eingeweiht. Man nannte es Talheimer Zentrum. Nun gut, es steht auf Obertalheimer Gemarkung. Es habe, davon berichteten die ehemaligen Ortschaftsräte Michael Walz und Peter Müller, Überlegungen gegeben, die Gemarkungsgrenzen so zu verschieben, dass das Haus genau auf der Grenze steht. Man tat‘s dann doch nicht.

Die Räte tagten zwar getrennt, aber immerhin am gleichen Ratstisch. In kleinen Schritten bewegten sich die beiden Ortschaften aufeinander zu. Die Verwaltung der beiden Ortschaften erfolgte nicht mehr in getrennten Rathäusern. Im Mitteilungsblatt gab es gemeinsame amtliche Bekanntmachungen.

Die Idee des Zusammenschlusses kam eigentlich aus den Ortschaften selbst, erinnert sich Staubitzer: "Es gab ja keine Grenzen innerhalb der Ortschaft. Der Übergang war fließend." So sei eigentlich klar gewesen, dass es ein gemeinsamer Ort werden müsste. Aber kein Ortsteil sollte bevorzugt werden. Niemand aus einer der beiden Ortshälften sollte Ortsvorsteher werden. Man einigte sich auf die Geschäftsstellenleiterin Kerstin Just. Sie wurde zur ersten hauptamtlichen Ortsvorsteherin Talheimes gewählt und blieb es bis März 2013.

Eine weitere Bedingung der Vereinigung war der Fortbestand der unechten Teilortswahl. Sie sollte garantieren, dass der Talheimer Rat immer paritätisch mit Bewohnern aus Ober- und Untertalheim besetzt ist. Beide Absprachen gelten bis heute.

"Ein neutraler Ortsvorsteher von außen hat den neutralen Blick und ist besser akzeptiert", sagt Staubitzer.

Doch diese Regelung müsse nicht dauerhaft sein. "Das Wir-sind- eins-Denken nimmt immer mehr zu", sagt er. Vielleicht werde man bei den Wahlen darüber reden, ob Talheim das noch brauche. Ob man einen Stadtteil dieser Größe – Talheim ist mit 2600 Einwohnern Horbs größter Teilort – ehrenamtlich verwalten kann, stehe auf einem anderen Blatt.

Die paritätische Besetzung ist ohnehin bei der vergangenen Wahl außer Kraft gesetzt worden. Erstmals seit dem Zusammenschluss, weil es einen Ausgleichssitz gegeben hat. Jetzt sitzen sieben Untertalheimer und sechs Obertalheimer im Rat. Staubitzer: "Da sehe ich überhaupt keine Probleme." Ein weiteres Zeichen des gelungenen Zusammenschlusses also.

Der Ortsvorsteher sieht den Zusammenschluss schon weit gediehen. "Niemand trauert den alten Zeiten nach, als es noch ein Ober- und ein Untertalheim gab", sagt er. Natürlich sei das "Ober" und das "Unter" immer noch im alltäglichen Sprachgebrauch präsent. Staubitzer: "Das merke ich oft bei Geburtstagsbesuchen bei den älteren Talheimern." Aber das sei wohl eher eine alte Gewohnheit – und praktisch dazu. Die Vorsilben "Ober" und "Unter" seien inzwischen nichts Trennendes mehr, aber umso wichtiger zur Orientierung in dem großen zusammengewachsenen Dorf.

Welche Pläne hat Talheim zu Beginn seines zweiten Jahrzehnts? "Wir wollen den Ortskern verschönern", sagt der Ortsvorsteher. Da komme das Sanierungsgebiet gerade recht. Mehr Lebensqualität wünsche er sich für Talheim. Plätze, wo sich die Leute treffen können, und einen Wochenmarkt. Wohlfühlfaktoren eher.

Denn eine große Gewerbeansiedlung scheide aus und ob man ein Lebensmittelgeschäft bekomme, sei eher fraglich. Von der Infrastruktur her sei Talheim gut aufgestellt. Ein sicherer Schulstandort und zwei Kindergärten. Deshalb werde man den Fokus auf ein lebens- und liebenswertes Talheim legen.