Heimatgeschichte: Nachtwächter bei Buchvorstellung in der Hohenberghalle in Schörzingen

Die Nachtwächter aus der Großen Kreisstadt zog es kürzlich nach Schörzingen, das durch das hohenbergische Grafengeschlecht mit Horb verbunden ist.

Horb. Zu den zahlreichen Leuten, die Heinrich Raible, Bruno Springmann und Joachim Lipp im Laufe ihres zehnjährigen Nachtwächterdienstes kennengelernt haben, zählt der Heimatforscher Peter Wagner aus Rottenburg, der bei einer Veranstaltung des Kultur- und Museumsvereins schon einmal einen Vortrag über die Geschichte der Grafschaft Hohenberg gehalten hat. Auf Anregung des Autors Wagner wurden die Horber Nachtwächter von dem Lautlinger Heimatforscher Heiko Peter Melle zur Buchvorstellung über den Burgenforscher Konrad Albert Koch in die Hohenberghalle nach Schömberg-Schörzingen geladen.

Die Schörzinger Hohenberghalle atmet sozusagen Geschichte. Schon im Eingangsbereich findet sich ein Stammbaum des hohenbergischen Grafengeschlechts sowie eine Zeittafel zur hohenbergischen Geschichte. Außerdem hängen zahlreiche Wappen von ehemaligen hohenbergischen Orten an der Wand, unter denen auch das Horber Stadtwappen zu sehen ist.

Die Stirnwand der Halle ziert eine großformatige Darstellung des Schömberger Teilorts Schörzingen, über dem das abgegangene Städtlein Hohenberg mit der gleichnamigen Burg thront. Die Stammburg der Grafen von Hohenberg lag im Bereich der Schörzinger Markung auf dem 1011 Meter hohen Bergkegel des Oberhohenbergs. Mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen erklärt Peter Wagner diese Burg stets zum Nabel der Welt, denn sie gilt als Geburtsstätte der Gertrud von Hohenberg, die als Gemahlin von König Rudolf I. zur Stammmutter aller späteren Könige und Kaiser aus dem Hause Habsburg wurde, in deren Reich zu Zeiten von Karl V. die Sonne bekanntlich nicht unterging.

Mit Unterstützung durch das Leader-Programm der europäischen Union wurde im Jahr 2014 der "Erlebnistreff Burg Oberhohenberg" fertiggestellt. Hier wird durch die Sichtbarmachung der Burgruine und die Texttafeln auf der einem Achteckturm nachempfundenen Informationsplattform dem Besucher historisches Wissen vermittelt. Der neue Trauf- und Burgweg stillt mit seiner schwindelerregenden Hängebrücke den Erlebnishunger der Besucher. Auf dem Spielplatz findet sich eine Spielburg mit Bezug zur historischen Burg. Zwei Grillstellen sowie viele Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen und Entspannen ein.

Allerdings ist von der ehemaligen Stammburg der Grafen von Hohenberg nicht mehr viel zu sehen, da sie 1449 von Soldaten der Freien Reichsstadt Rottweil dem Erdboden gleich gemacht worden ist. Der Kunstmaler und Burgenforscher Konrad Albert Koch hatte 1913 die Fundamente der Burg freigelegt, so dass man das Aussehen der 77 Meter langen und 40 Meter breiten Hauptburg rekonstruieren konnte. Demnach ließen die Grafen von Hohenberg einen 30 Meter hohen achteckigen Turm errichten, dessen Plattform damals die höchste Erhebung der Schwäbischen Alb war.

Durch die neue Dokumentation des Oberhohenbergs rückte der in Vergessenheit geratene Konrad Albert Koch, der 1869 in der Gaststätte Neuhaus bei Schörzingen das Licht der Welt erblickt hatte, wieder in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Die Leidenschaft des gelernten Kunstmalers Koch, der in Württemberg mehrere Kirchen ausgeschmückt hat, galt der Burgenforschung. Seine in den Blättern des Schwäbischen Albvereins oder in den Zeitschriften des Württembergischen Schwarzwaldvereins zwischen 1905 und 1927 veröffentlichten Lagepläne und Schnitte stellen heute oft die einzige Dokumentation vieler Burgen der Region dar. Mit dem vom Schwäbischen Albverein herausgegebenen Buch "Der Burgenforscher Konrad Albert Koch" hat Peter Wagner eine posthume Würdigung für einen Mann geschaffen, der ein unglaublich großes Lebenswerk hinterlassen hat, das durch diese Neuerscheinung der Vergessenheit entrissen wurde.