Wird NKD ins neue Einkaufszentrum gelockt? Wohl nicht. Das Geschäft hat noch einen Mietvertrag bis 2023. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Versuchen Stadt und Investor, Läden aus Neckarstraße ins Einkaufszentrum zu locken?

Von Jürgen Lück

Horb. Welches Spiel treiben Stadtverwaltung und Activ-Group, die die Neckar-Arkaden auf dem Bahnhofsgelände haben wollen?

Offenbar soll es Versuche geben, die Geschäfte aus der Neckarstraße ins Einkaufszentrum zu locken, um die dortigen Immobilienbesitzer wirtschaftlich so unter Druck zu setzen, dass sie ihre Fläche günstigst verkaufen. Dabei soll auch Horbs Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz aktiv sein, heißt es in den Gerüchten.

Blochwitz streitet das energisch ab: "Solch eine Strategie gibt es bei uns nicht. Ich selbst habe so etwas nicht getan und werde es auch nicht tun." Zwar sei auch die Stadt dabei, sich um verfügbare Flächen im städtebaulichen Entwicklungsbereich zu kümmern. Das heiße aber vor allem: Immer wieder Gespräche mit Hausbesitzern und Investoren zu führen. Im Sanierungsgebiet sei man auch bereit, wie beispielsweise an der Wilhelmsstraße, Gebäude zu kaufen. Aber nur, um mit den Sanierungsmitteln den teuren Abriss zu bezahlen. Dass man versuche, Geschäfte ins Einkaufszentrum zu locken – das sei "keinesfalls so. Im Gegenteil". Angeblich soll Blochwitz, so die Gerüchte, bei NKD, bei Pro Optik und bei mode & style vorgesprochen haben. Der Schwarzwälder Bote forschte nach. Ergebnis: NKD hat einen Mietvertrag bis 2023. Allein deshalb sei an einen Umzug nicht zu denken. Bei Pro Optik geht man davon aus, dass der unterschriebene Mietvertrag (mindestens fünf Jahre) erfüllt werde. Und bei mode & style findet man zwar kritische Worte über die Stadt. Aber ein Abwerbeversuch für das Einkaufszentrum habe nicht stattgefunden.

Dennoch ist der Einkaufszentrum-Investor Hans-Jürgen Birk offenbar dabei, zu versuchen, Flächen in Horb aufzukaufen. Aber wohl zu Dumpingpreisen. Das bestätigt Peter Haipt, der das Gebäude des Drogeriemarkts Müller verwaltet: "Er hat mir den Grundstückspreis geboten. Den Abriss soll ich selber zahlen." Das wäre für ihn so, als wenn er das Gebäude verschenken würde.

Haipt verweist auf das übliche Vorgehen in solch einem Fall: "Normalerweise bestellt man einen Gutachter, der den Wert des Gebäudes bestimmt. Dann wird über den Kaufpreis verhandelt."

Inzwischen hat sich noch einmal Jürgen Zeidler, Prokurist von Kaufland gemeldet. Nachdem der Schwarzwälder Bote gestern seinen Brief an die Gemeinderäte und die Stadtspitze veröffentlichte, hat er sich offenbar jetzt erneut geäußert.

Unser Leser Rudolf Bok hat uns eine E-Mail von Zeidler weitergeleitet. Darin schreibt der Kaufland-Prokurist, dass Kaufland keine Angst vor Rewe in den Neckar-Arkaden hat: "Kaufland wird zwar bei einer Umsetzung der Neckar-Arkaden betroffen sein – je nach Konzept positiv oder negativ, insofern würden wir uns eher über ein attraktives Einkaufszentrum ohne Vollsortimenter freuen – aufgrund unserer außerordentlichen Wettbewerbsfähigkeit werden die Auswirkungen auf unsere Filiale jedoch nicht entscheidend sein."

Er bestreitet, dass seine Kritik aus Eigeninteresse geschehen sei: "Es stehen städtebauliche Entwicklungen sowohl in der Innenstadt als auch am projektierten Fachmarktzentrum auf dem Spiel. Deshalb kann ich Ihnen und der Stadt nur wünschen, dass tatsächlich die Vernunft die Oberhand behält."