Schloss Grafeneck bei Gomadingen, wo 1940 das industrielle Morden begann Foto: Museum Jüdischer Betsaal Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Schüler tragen Forschungsergebnisse vor

Horb. Im Museum Jüdischer Betsaal berichten am Sonntag, 8. Januar, ab 18 Uhr die Schülerinnen und Schüler Martin Lauterbach, Lea Köhler und Lucie Betsch aus der Christiane-Herzog-Realschule in Nagold zusammen mit ihrem Lehrer Gabriel Stängle über ihre Forschungen zum Schicksal von Behinderten und sogenannten "Asozialen" in der Zeit des Nationalsozialismus im oberen Nagoldtal.

In einem großen Forschungsprojekt haben die Schüler zusammengetragen, was in Zeit der nationalsozialistischen Diktatur mit Minderheiten in der Region geschehen ist. Für ihre Arbeiten wurden sie im Jahr 2015 im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten als "Landessieger Baden-Württemberg" ausgezeichnet.

Zum Thema Behinderte haben die Schüler herausgefunden, dass es im Oberen Nagoldtal viele Orte gibt, aus denen Menschen 1940 ermordet wurden. Geboren in Altensteig, Ebhausen, Nagold, Haiterbach, Oberschwandorf, Enzklösterle, Gündringen, Schietingen, Untertalheim, Walddorf und Wildberg wurden sie aus Heil- und Pflegeanstalten nach Grafeneck auf der Schwäbischen Alb verschleppt. Es waren die ersten Opfer industrieller Ermordung mit Gas. Die Schüler haben viele Einzelschicksale aus den Akten der Archive ermittelt und nennen die Ermordeten bei ihrem Namen.

Die Schüler konnten auch ermitteln, dass 49 Kinder aus dem Raum Nagold von 1939 bis 1945 auf Anordnung der NS-Behörden in Kinderfachabteilungen ermordet wurden. Sie fanden heraus, wer die Haupttäter waren und wie man mit ihnen nach 1945 umgegangen ist.

Auch Menschen, die die Nazis als "Asoziale" und "Arbeitsscheue" bezeichneten, oder Menschen mit homosexueller Orientierung passten nicht in das Bild der NS-"Volksgemeinschaft". Wie man mit Wohnsitzlosen, Bettlern und fahrenden Händlern umgegangen ist, welche gesetzlichen Grundlagen angewandt wurden, zeigen die Schüler an regionalen Beispielen. Mit dem Besuch des Vortrags sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, den jungen Forschern ihre Anerkennung auszudrücken, die sie für ihre ambitionierte Arbeit verdienen.

Sonntag, 8. Januar, 18 Uhr, im Museum Jüdischer Betsaal Horb, Fürstabt-Gerbert-Straße 2. Der Eintritt ist frei.