Das Gasthaus und spätere Hotel zum Bären ist in der Neckarstraße schon längst von der Bildfläche verschwunden. Die Bärenwirte zählten dank der Flößer zu den reichsten Wirten von Horb. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Führung für Urlauber und Daheimgebliebene am Freitagabend

Horb. Der Kultur- und Museumsverein lädt am Freitag, 11. August, um 20 Uhr auf dem Marktplatz vor dem Rat- und Wachthaus zu einer Nachtwächterführung der besonderen Art. Zusammen mit dem Mönch aus der Alpirsbacher Klosterbrauerei führen die Nachtwächter zu den einstigen und heutigen Wirtshäusern der Horber Unterstadt.

Die Horber Nachtwächter sorgten des Nachts für Ruhe und Ordnung, sie warnten die schlafenden Bürger vor schleichenden Dieben, Feinden und Feuer, sie überwachten das ordnungsgemäße Schließen der Haustüren und sorgten für die Einhaltung der Sperrstunde in den Wirtshäusern, weshalb sie sich mit den Horber Schild- und Gassenwirtschaften besonders gut auskannten.

Der Bären in der Neckarstraße gehörte zu den ältesten Horber Gastwirtschaften und wurde 1661 erstmals erwähnt. 1773 war das Gasthaus im Besitz von Christian Gfrörer, der zu den zehn größten Steuerzahlern von Horb zählte. "Tu felix Austria nube" – diesen Wahlspruch der Habsburger machte sich im damals noch vorderösterreichischen Horb der Zeugfabrikant Georg Franz Geßler zu eigen, als er 1791 Maria Anna Gfrörer heiratete. Die Braut war nämlich die Tochter des reichen Bärenwirts Christian Gfrörer. Dieser hatte 1786 um 1006 Gulden bei der Versteigerung einer überschuldeten Hinterlassenschaft die "Behausung auf dem Markt mit der Taferngerechtsame zum Schiff" ersteigert.

Das Schiffwirtshaus war die Mitgift, die die Braut aus dem Bären in die alteingesessene Horber Tuchmacherfamilie Geßler einbrachte, die heute noch im Gasthaus Schiff in der Oberstadt wirtet.

Von 1837 bis 1881 wirtete Christian Erath im Bären und sorgte dafür, dass besonders hungrige und durstige Leute sein Wirtshaus frequentierten. Einem rechtschaffenen Flößer langten ein halbes Dutzend Bratwürste gerade zum Voressen und zwei Schoppen Wein zum Hinunterschwenken.

Ein altes Sprichwort lautete: "Das möcht’ ich euch sagen, erst vier Liter füllen den Flößermagen." Da die Flößer in der Regel am Flößerwasen ihre erste Station vor der einbrechenden Nacht machten, ließ der Bärenwirt 1862 eigens einen Steg über den Mühlkanal errichten, der direkt in seine Wirtsstube führte. Dank der hungrigen und durstigen Flößer wurde Bärenwirt Erath zum reichsten Wirt in Horb.

Ebenfalls zu den größten Horber Steuerzahlern zählte im 18. Jahrhundert der Engelwirt Caesarius Wetzel, dessen Schildwirtschaft ebenso wie der Bären längst von der Bildfläche verschwunden ist. Den Türsturz über dem Hauseingang zum ehemaligen Gasthaus Engel in der Ihlinger Straße ziert aber heute noch die Jahreszahl 1803 mit den Initialen von Carl Wetzel. Dieser wurde 1805 zum letzten Horber Bürgermeister unter österreichischer Herrschaft gewählt.

Im Engel logierte der Okkupationskommissar von Breitschwert, der im Januar 1806 die Stadt Horb und das Chorherrenstift zum Heiligen Kreuz für die württembergische Krone in Besitz nahm. Als im März 1807 der württembergische Postkurs von Tübingen über Horb nach Freiburg eingerichtet wurde, war Carl Wetzel der erste Horber Posthalter. Der einst weltberühmte Nordstetter Schriftsteller Berthold Auerbach hat dem Gasthaus zum Engel in seiner Schwarzwälder Dorfgeschichte "Der Tolpatsch" sogar ein kleines literarisches Denkmal gesetzt.

Wer noch mehr über die Wirtshäuser in der Horber Unterstadt erfahren möchte, dem sei eine Teilnahme am Nachtwächterumgang empfohlen, an dessen Ende vor dem Wachthaus noch eine kleine Überraschung wartet. Bei Regen muss die Führung leider ausfallen.