Noch mehr Multi-Kulti geht nicht mehr – Nanyongo Harke-Mbella aus Kamerun, Pina Pucci aus Italien und Vesna Mrkonjic aus Kroatioen swingen bei der ersten Probe des Chors der Nationen gemeinsam. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Das Lampenfieber verfliegt schnell: Michael Grüber feiert mit seinem Chor der Nationen Proben-Premiere

Von Peter Morlok

Horb. "Juba da da dumm – yeah come on – da, du, dumm" tönte es am Dienstagabend bei der Premiere des "Chors der Nationen" gleich beim ersten improvisierten Lied vielstimmig durch das Steinhaus.

Michael Grüber hatte die Idee zu diesem Multi-Kulti-Chor (wir berichteten), der sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten nun das erste Mal zusammenfand. Neben den Ur-Horbern, wie der Nordstetterin Ute Schuler, sangen und groovten Sängerinnen aus Kroatien, Kamerun, Ägypten, Frankreich, Spanien, Italien und Franken bei der ersten Chorprobe so harmonisch zusammen, als würden sie dies schon immer tun. Ein Mann war sogar extra aus Freudenstadt angereist. Musik ist einfach grenzübergreifend und kennt auch keine Ost-West-Konflikte.

Profimusiker Grüber, der vor dieser ersten Probe nervös vor dem Steinhaus-Eingang hin- und hertigerte und sich mit einem Zigarillo zu beruhigen versuchte, war hinterher selbst erstaunt, wieviel Freunde des internationalen Chorgesangs Interesse an seinem "Chor der Nationen" zeigten.

Gut 20 Sänger – darunter drei Männer – warteten gespannt, was denn nun auf sie zukommen wird. Man sprach sich sofort mit Vornamen an, die ein oder andere Stimme wurde schon mal warm gesungen, und kurz nach 20 Uhr war es dann soweit. Der "Chor der Nationen" setzte zu seinem ersten Lied an.

"Juba da da dumm" als einfacher Text für den Vocaleinstieg reichte, die Melodien variierten, und schnell formte Grüber aus den einzelnen Stimmfarben ein kleines Orchester. Die menschlichen Bässen trieben den Rhythmus, ein mit Stimme imitiertes Schlagzeug sorgte für den Groove, und Carolina Schiller gab mit einer frei improvisierten Blueseinlage ihren Einstand als Solistin. "Oh yeah – come on".

"Singen ist schön, singen befreit, singen macht locker – singen ist Freunde" stellte Michael Grüber, der sich bog, dehnte, der mit Händen und Füßen dirigierte und ab und an in die Tasten des bereitgestellten Klaviers griff, unmissverständlich klar. "Ich singe laut, ich singe leise, ich singe hoch und tief" – "Singen ist Freunde – Freude schöner Götterfunke" – und schon war der Chor mitten im nächsten Lied. Wie jubilierten da die Sopranstimmen, mit welcher Inbrunst wurde die "Tochter aus Elysium" von den Altstimmen besungen, und ein Herr fühlte sich sogar berufen, mit Schulwissen zu glänzen und den ganzen Text zu dieser Hymne aufzusagen. Dies war dann der Moment, bei dem Grüber erstmals tief in seine pädagogische Trickkiste griff. "Singen macht Freude – ich treffe den Ton", so sein Grundverständnis von Harmonie und ordnete danach erst mal die Stimmfarben seiner neuen musikalischen Mitstreiter.

Mit Beethovens Super-Klassiker beließ es der Chorgründer aber keinesfalls. Zur Rhythmisierung und als erste fordernde Taktübung wurde ein einfacher Text – "Guten Tag zusammen" – mit harmonischem Klatschen kombiniert. Zum reinen Deutsch kam noch ein Mix aus Englisch und Französisch dazu. Schon war mit Stimmbildung und Taktgefühl wie von Zauberhand eine Einigkeit im Chor.

Bei einem afrikanischen Kinderlied, das einfach nur schön klang, von dem aber niemand wusste, was es bedeutet, stieg die Schwarzafrikanerin Nanyongo Harke-Mbella aus Kamerun mit ihrer Djembé mit ein und gab dem Song so seine Authentizität.

Der Horber Chor der Nationen wird sich nun alle 14 Tage, immer mittwochabends, zur Probe und Geselligkeit treffen. Wo genau, das steht noch nicht fest, jedoch hat man drei vielversprechende Optionen für einen Proberaum, wie sich im Laufe des Abends herausstellte. Ein erster Auftritt-Termin wurde auch schon ins Auge gefasst. Am 11. oder 12. September, beim "Weltbürgerfest" wollen sie das erste Mal gemeinsam auftreten.

Profi Grüber ist inzwischen sein Lampenfieber los und hat auch seinen Humor wiedergefunden. "Schade, dass der erste Solist Peter Rosenberger nicht – wie versprochen – bei dieser Premiere nicht mitmachte" bedauerte er, versteht aber, dass "der grad in Mannheim in den höchsten Tönen seinen Wahlkampf-Song schmettern muss".