Hauptversammlung: Kirchenchor St. Martinus kämpft mit geringen Mitgliederzahlen

Von Eberhard Wagner

Horb-Dießen. Zum ersten Mal überhaupt leitete der im März dieses Jahres auf einer außerordentlichen Hauptversammlung gewählte Vorsitzende des Kirchchores St. Martinus Dießen, Lukas Schäfer, eine Hauptversammlung. Und er machte seine Sache richtig gut.

"Meine Arbeit in den vergangenen acht Monaten war sehr arbeitsintensiv", gestand er dann auch eingangs seines Berichts. Viele Termine wie etwa Vorstandssitzungen und Sitzungen der Vereinsgemeinschaft standen auf seinem Programm. Besonders in Erinnerung geblieben sind dem Chor zwei musikalische Auftritte: Zum einen gab es ein Jubiläumsständchen zum 90. Geburtstag des passiven Mitglieds Hilde Legler, zum anderen betrachtete Schäfer den gemeinsamen Auftritt mit dem Dettinger Kirchenchor zum Anlass der Verabschiedung des Pfarrers Wieslaw Zielinski (Hilber Messe) als besonderen Höhepunkt der Chores.

Schmerzlich trifft den Chor der Ausfall des aktiven Sängers Fidel Schröter (Tenor), der wegen Krankheit leider länger pausieren muss. Sehr positiv hingegen für den Chor sind die beiden Neuzugänge Heide Kreuzburg (Alt) und Raimund Armbruster (Tenor).

"Ansonsten besteht der Chor derzeit einschließlich unseres Chorleiters Thomas Müller aus 21 aktiven und 26 passiven Mitgliedern", gab Schäfer bekannt. Unter den insgesamt 47 Mitgliedern sind sieben Ehrenmitglieder verzeichnet. Dennoch stuft Schäfer das Engagement des Chores eher verhalten ein: "Wir sind nach wie vor zu dünn besetzt, um größere oder schwierige Projekte in Angriff nehmen zu können."

Diese Einschätzung teilt auch Chorleiter Müller: "Mit unserer Besetzung haben wir bereits das untere Limit erreicht", konstatierte er. "Damit ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Jeder Ausfall – gerade in den Proben – kann auch den Ausfall eines Konzertes zur Folge haben."

Müller weiß, dass auch andere Chöre landauf und landab Personalprobleme haben. Die beiden Neuzugänge seien daher zwar sehr erfreulich, aber leider nicht ausreichend.

Trotzdem will der Kirchenchor im Luther-Jahr 2017, in dem sich der 500. Jahrestag des Thesenanschlags jährt, gemeinsam mit dem Dettinger Kirchenchor auftreten. Dieser Vorschlag stammte von der Ex-Vorsitzenden Wiebke Peinemann, die bei Müller damit auf ein offenes Ohr trifft. "Die Bach-Kantaten sind hierfür geradezu prädestiniert."

In Aussicht steht auch ein Auftritt beim "Chorfest" in Stuttgart, dass Ende Mai 2017 stattfindet.

Dekan Alexander Halter, welcher der Sitzung ebenfalls beiwohnte, ist sich den wichtigen Aufgaben eines Kirchenchores bewusst und lobte ausdrücklich das Engagement der Aktiven. "Das Amt eines Präses auszuführen, ist in Zukunft leider nicht mehr so möglich, wie es einmal war", dämpfte er die Hoffnungen des Chores. Er stehe vor einer großen Fülle von Aufgaben in einem großen Gebiet – da sei es nur normal, wenn ganz bestimmte Termine nicht mehr von ihm wahrgenommen werden können. Er wies gleichzeitig darauf hin, dass sich auch die Mutterkirche verändern werde. "Wir müssen mit dem, was wir haben, in die Zukunft schauen", sagte Halter. "Wir müssen auch Veränderungen annehmen." Er forderte die Mitglieder des Chores auf, an der Gestaltung der Kirche mitzuwirken.

Chorleiter Müller darf indessen weiterhin sehr zufrieden mit dem Probenbesuch seiner Schützlinge sein, auch wenn dieser leicht rückläufig war. Bei insgesamt 40 Proben waren 86 Prozent der Aktiven anwesend – im Vorjahr waren es noch 87 Prozent. Das sei relativ leicht zu verschmerzen, bewege sich der Probenbesuch noch immer auf hohem Niveau.

Der stellvertretende Ortsvorsteher Benno Müller überbrachte die Grußworte der Ortschaftsverwaltung. "Wir Dießener sind dankbar, dass unser kleiner Ort über einen solch wunderbaren Chor verfügt", sagte er. Zu danken sei auch dem Vorsitzenden Lukas Schäfer, der die lange Suche nach einem Nachfolger für Wiebke Peinemann im März diesen Jahres beendet hatte.