Am Dienstag und Mittwoch bleiben die Schilder mit den Kinderfiguren liegen. Stattdessen werden Streikschilder geschwungen. Foto: Hopp

Streik trifft auch Horb: Erzieherinnen in Bildechingen und im städtischen Kindergarten legen Arbeit nieder.

Horb - Derzeit schwappt eine Streikwelle übers Land. Erst ließen die Lokführer ihre Zugmaschinen in den Hallen und nun streiken die Erzieherinnen und Erzieher für bessere Einkünfte.

Gerade Ballungszentren wie Stuttgart trifft der Ausstand der Erzieherinnen besonders hart. Dort werden die Kindergärten bis zu 14 Tage bestreikt. Aber auch der ländliche Raum ist betroffen.

Heute streiken die Erzieherinnen vom Kindergarten "Tüpfelchen" in Bildechingen und am morgigen Mittwoch bleibt der städtische Kindergarten "Villa Kunterbunt" in Nordstetten für die Regelgruppen geschlossen. In beiden Einrichtungen können an diesen Tagen jedoch bis maximal 25 Kinder in sogenannten Notgruppen, die jeweils von 7.30 Uhr bis 13.30 Uhr den größten Betreuungsdruck abfedern, angemeldet werden. Anmeldungen nimmt Nicole Schäfer (Telefon: 07451/90 12 94) entgegen.

Die städtischen Kitas in Bittelbronn, Dettensee, Dießen, Mühlen, Mühringen und Talheim sind derzeit von den Streiks nicht betroffen und haben geöffnet wie sonst auch, teilte Robert Hermann (Fachbereichsleiter Bürgerdienste) im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten mit.

Obwohl in Horb nur ein einziger Tag gestreikt wird, ist es aus Sicht der Stadtverwaltung schade, denn dieser Streik werde auf dem Rücken der Kinder und der Eltern ausgetragen. Und das, obwohl von Seiten der Arbeitgeber bereits erhebliche Zugeständnisse gemacht worden seien, schildert Robert Hermann seine Sicht der Dinge. Er nennt hier zwei Beispiele, die die VKA (Vereinigung Kommunaler Arbeitgeber) der Gewerkschaft ver.di als konkretes Verhandlungsangebot unterbreitet habe: Zum einen sollen die Stellen der Kinderpflegerinnen, die vom Tariflohn etwas unterhalb vom Gehalt der Erzieherinnen angesiedelt sind, als "schwierige, fachliche Tätigkeit" aufgewertet werden. Eine Aufwertung, die sich im Gehalt mit bis zu 201 Euro auswirken könne.

Ein weiteres Beispiel betreffe die Kindergartenleitungen. Bisher seien sie nach Gruppenstärke ihrer Einrichtung in den öffentlichen Gehaltsklassen eingestuft worden, nun solle sich auch noch der Personalfaktor, und damit die automatische Personalverantwortung, bei der Tarifeinstufung eine entscheidende Rolle spielen. Hier könne schnell aus der Einstufung S7 einen Entlohnung nach S9 werden, was eine Gehaltsaufbesserung von 431 Euro nach sich ziehen würde. "Durch die Eingruppierung in die Gehaltsklasse S sind die Erzieherinnen sowieso schon wesentlich besser dran als Verwaltungsfachangestellte, die alle nach Tarifgruppe E bezahlt werden", so Hermann weiter. "Wenn wir nun sämtliche Forderungen der Gewerkschaft erfüllen würden, dann müsste allein für die Horber Kindergärten mit Personalmehrkosten von 500 000 Euro pro Jahr gerechnet werden", so der Fachbereichsleiter .

Dessen aber völlig ungeachtet betonte Robert Hermann, das sich Horb gerade im Kindergartenbereich auf einem guten Weg befinde. Er unterstreicht die gute Zusammenarbeit der kirchlichen und kommunalen Kindergärten und betont, dass man die Arbeit der pädagogischen und erzieherischen Mitarbeiter sehr schätzt. "Wir achten in unseren Kindergärten sehr auf einen Qualitätsdialog", so Hermann, der darunter beispielsweise versteht, dass die Gruppen nicht mehr bis an ihre Grenzen ausgelastet werden. "Wenn wir anstatt 28 Kinder nur etwa 23 Kinder in die Regelgruppen aufnehmen, mindert dies den Stress- und Lärmfaktor für die betroffenen Erzieherinnen erheblich und trägt mit zur guten Qualität der Arbeit bei."