Sie müssen sich zukünftig ohne Martin Wenz (Dritter von rechts) um die Denkmäler der Stadt Horb kümmern. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Verabschiedung: Neue Gebietsreferentin im Landesamt für Denkmalpflege ist für 581 Kulturdenkmäler zuständig

Horb. Wechsel im Landesamt für Denkmalpflege: Der bisherige Gebietsreferent Martin Wenz ist gestern in Horb im Rahmen eines kleinen Pressegesprächs verabschiedet und seine Nachfolgerin für den Raum Freudenstadt/Calw, Nicoletta Degginger, vorgestellt worden.

Hört man den Begriff "Denkmal" dann kommt einem sofort der alte Fritz auf seinem Sockel, Schiller, Goethe oder irgend ein Feldherr in den Sinn, wie sie von Taubendreck beschmiert ihr Dasein in irgendeinem Park fristen.

Denkmäler sind aber viel mehr als nur die Büsten von Herrschaften aus längst vergangenen Tagen. Eine Autobahnbrücke, wie sie sich über das Neckartal spannt, ein Friedhof, eine Kirche oder aber wie in der Horber Altstadt ein ganzes Stadtensemble kann ein Denkmal sein. Aufgrund der besonderen Bedeutung des Denkmalschutzes in der Altstadt hat die Stadt auch bereits im Jahr 1983 eine Stadtgestaltungssatzung beschlossen, welche nun mit Beschluss des Gemeinderates vom 19. Juli in diesem Jahr neu gefasst wurde.

Zuständig für den Vollzug des Denkmalschutzgesetzes nach außen sind die Unteren Denkmalschutzbehörden. Die Stadt Horb ist als Untere Denkmalschutzbehörde für die Verwaltungsgemeinschaft Horb, also mit den Gemeinden Empfingen und Eutingen, zuständig. Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart unterstützt die Unteren Denkmalschutzbehörden in Angelegenheiten der fachlichen Denkmalpflege bei der Ausführung des Denkmalschutzgesetzes.

Harte Diskussionen um Sachfragen

Die Unteren Denkmalschutzbehörden sind damit zwar für den Vollzug des Denkmalschutzgesetzes nach außen zuständig und sind auch erster Ansprechpartner für die Denkmaleigentümer, die Entscheidungen werden aber erst nach fachlicher Äußerung durch das Landesamt für Denkmalpflege getroffen. Im Wesentlichen wird in drei Kriterien festgelegt, was als schützenswertes Kulturgut gelistet wird. Zum einen zählt der künstlerische Aspekt, des Weiteren kümmert man sich bei der Beurteilung um die wissenschaftliche Bedeutung eines Objektes und als dritter Aspekt wird die heimatgeschichtliche Relevanz herangezogen. Zwei dieser drei Aspekte müssen erfüllt sein, um das Kulturgut als schützenswertes Denkmal zu klassifizieren.

"Im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Horb befinden sich 581 Kulturdenkmäler, wovon allein auf die Kernstadt 187 entfallen", wusste Wolfgang Kronenbitter, Bereichsleiter Recht und Ordnung von Horb, in dessen Dezernat auch der Denkmalschutz fällt. "Allein im Regierungsbezirk Karlsruhe haben wir 24 000 Kleindenkmäler, von denen aber nur etwa 100 von besonderer Bedeutung sind", ergänzte Wenz. "In Horb sind es von den 581 Denkmälern gerade mal 20, die diese besonderen Kriterien erfüllen.

Trotzdem, oder gerade deshalb, kann man mit geerbten oder gekauften Häusern und Immobilen nicht machen was man will, betonten die Fachleute vom Denkmalamt und vom Bauamt unisono. "Wir kennen uns mit dem Materialmix in diesen Häusern aus, wir können statische Berechnungen machen und wir kennen zudem die Förderrichtlinien, mit denen man über Fördertöpfe an Mitteln kommen kann, um alte Gebäude zu erhalten", so Nicoletta Degginger.

Sie hat neben ihrem Erststudium der Kunstgeschichte auch Architektur mit Schwerpunkt "Bauen im Bestand" studiert und später als Bauamtsleiterin im Bereich "Brandschutz und Bestand" in Frankfurt am Main gearbeitet. Seit dem 15. Juni ist sie nun beim Regierungspräsidium Karlsruhe als Nachfolgerin für den scheidenden Gebietsreferent Martin Wenz tätig.

Wenz betonte, dass er mit einem weinenden und einem lachenden Auge geht. Er habe gerne hier mit den Mitarbeitern der Horber Stadtverwaltung gearbeitet. Auch wenn es manchmal harte Diskussionen um Sachfragen gab. "Es war immer ein gutes, geradezu familiäres Miteinander", erklärt Wenz und auch seine Nachfolgerin hat diese besondere Herzlichkeit bereits verspürt. Einmal im Monat ist sie in Horb und geht mit ihren Kolleginnen von der unteren Denkmalbehörde, Nicole Häring-Geiger und Anna Hoffmann, sowie dem Leiter der Stadtplanung, Peter Klein, die aktuellen Fälle durch. "Wir führen auch Gespräche mit Kaufinteressenten, beraten, was mit einem denkmalgeschützten Haus auf die Besitzer zukommen kann, machen aber auch Zuschussberatung", erklärt Degginger, die sich auf ihre Arbeit in Horb freut.