Peter Straub und sein Kinderchor Zwei, der an der Sommerserenade in der Bildechinger Kirche einen Rap-Song vortrug. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

In Peter Straubs Chören lernen die Kinder mehr als "nur" gut Singen / Sommerserenade in Kirche verlegt

Von Peter Morlok

Horb-Bildechingen. Die jährliche Sommerserenade des Kinder- und des Jugendchores Bildechingen und die Wetterkapriolen scheinen zusammenzugehören wie Musik und die Noten.

Vor drei Jahren flogen die Notenblätter davon, so stark war der Wind. Ein Jahr später überraschte ein Wolkenbruch samt Gewitter die Zuhörer bei der Freiluftveranstaltung. Nur im vergangenen Jahr, da war das Wetter egal, denn Chorleiter Peter Straub konnte sich nur an Krücken mit seinem schicken, blauen Gipsfuß vorwärtsbewegen.

In diesem Jahr sollte es nun klappen mit der Open-Air-Serenade und die Optimisten vom Gesangsverein hatten schon den Platz zwischen Zehntscheuer und Kirche bestuhlt. Aber auch in diesem Jahr war’s nix mit Gesang unterm freien Himmelszelt. Ständige Regengüsse zwangen zum Umzug in die Wallfahrtskirche. Man war dies ja gewohnt, und die wunderbare Akustik der Kirche war ein wirklicher Ausgleich für das Freiluftgefühl, auf das man verzichten musste.

"Meine Mami ist ein irrer Typ – gerade darum hab ich sie so lieb"

Mit dem Liedchen "Ich kenn ein Haus", das einige Kinder aus dem Kinderchor Eins, in dem die Vorschulkinder und die Erstklässler das Singen üben, bereits bei der Einweihung vom Kindergartenanbau vorgetragen hatten, stiegen die Jüngsten in das Sommer-Serenadenkonzert ein. Im kleinen Nachschlag zum Muttertag lobten sie ihre Mamis in den höchsten Tönen. "Meine Mami ist ein irrer Typ – gerade darum hab ich sie so lieb" sangen sie voller Inbrunst und zauberten damit ein glückliches Lächeln auf so manches Gesicht der Damen, die von ihren Kids musikalisch so angehimmelt wurden. Den Song vom Elefanten, der so groß ist, dass er den ganzen Swimmingpool leer trinkt, brachten sie genauso intensiv zu Gehör wie den Lachsack-Rap.

Dann durften sie eine Pause machen und ihren Freundinnen und Freunden vom Kinderchor Zwei zuhören. Dieser Chor gastierte vor knapp drei Wochen sogar auf Einladung des Kultusministeriums in Stuttgart. Dafür erhielten sie alle einen Besuch im Europapark als Gage spendiert. In Bildechingen gab es am Dienstagabend zwar kein so großes Geschenk, dafür aber jede Menge herzlichen Applaus. Die 35 Kinder dieses Chors outeten sich nicht nur als prima Sänger/innen, sondern teilweise auch als begnadete Schauspieler. Die Lieder wurden nicht einfach so heruntergesungen, nein, sie wurden voller Elan und mit viel Sinn für die Geschichte des Songs interpretiert. Als "Gummibärchen" hatten sie‘s voll drauf und als "Rap-Hühner" standen sie beim gleichnamigen Song lässig durchgestylt auf der Bühne. Als Piraten verwandelten sie den Altarraum in ein Segelschiff und waren musikalisch auf Kurs: "Süd-Süd-West". Viel aktueller als bei ihrem Song "Fußball" kann ein Kinderchor kaum sein. Kaum sind Jogis Jungs Weltmeister, schon stehen die Bildechinger Kinder als Fußball-Fans auf der Bühne und performen das passende Lied. Da hat der Herr Dirigent schnell geschaltet.

Nach den Kindern kamen die jungen Damen und der junge Herr dran, die gemeinsam den Jugendchor bilden. Die große Freude am Singen, intensive Chorarbeit dazu individuelle, professionelle Stimmbildung und die lässige Professionalität von Peter Straub gehen hier eine Fusion ein, die sich wirklich hören lassen kann. Nicht umsonst darf der Jugendchor noch in diesem Jahr in zwei der berühmtesten Kirchen von Paris singen. In der Kirche "Sainte-Marie-Madeleine", einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, treten sie im Rahmen eines Konzertes auf und in der wohl bekanntesten Kirche von Frankreich, in der Kathedrale Notre-Dame de Paris, geben sie ein 30-minütiges Gastspiel.

Bei der Sommerserenade gaben sie eine Kostprobe von drei Liedern aus ihrem Paris-Repertoire zum Besten. Der "Halleluja-Kanon", in der Fassung von Heinz Martin Lonquich, unterstrich wieder einmal die große stimmliche Ausdruckskraft dieses Chors. Mit den beiden neu einstudierten Sakralwerken "Jubilate" und "Pleni sunt coeli" erhielt das zahlreich erschienene Publikum einen Vorgeschmack, was die Franzosen im Herbst erwartet.

In Bildechingen und der weiten Umgebung weiß man das schon lange. Spaß an der Musik, Freude am Chorgesang und die Handschrift des Dirigenten, aber auch das gesamte Umfeld des Chores, macht es möglich, dass sich über 90 junge Stimmen in den drei Chören engagieren. Und was sie können, das zeigten sie einmal wieder bei dieser Sommerserenade.