Kunst, Künstler und Kunstfreunde auf engem Raum: Elke Bäcker (Mitte, mit ausgestrecktem Arm) weist bei der Vernissage der Ausstellung "Achtung Kunst – Alles im Rahmen" im Horber Rathaus auf Besonderheiten hin. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Vernissage: 40. Ausstellung von 40 Künstlern mit rund 140 Arbeiten zeigt große Bandbreite von Techniken und Bildgattungen

Unter dem Motto "Achtung Kunst – Alles im Rahmen" stellt die private Kunstschule Hohenstein mit Sitz in Rottweil-Neufra rund 140 ausgewählte Schülerarbeiten im Horber Rathaus aus.

Horb. Sicher wurde der Ausstellungstitel mit einem kleinen Schuss Ironie kreiert, denn manchmal muss man vor Kunst schon warnen, und nicht alles, was man in einen Rahmen steckt, hat tatsächlich was mit Kunst zu tun.

Doch die bunt gestalteten Papiertaschen, die mit Hilfe verschiedener Techniken entstanden und im Mittelbau des Rathauses auf ihre Käufer warten, dürfen, obwohl sie völlig ohne Rahmen auskommen, auch einen künstlerischen Anspruch für sich erheben. "Man kann sie halt im Rahmen dieser Ausstellung sehen und erwerben", wurde schnell noch ein verbaler Rand um die Tüten gebastelt, um sie so auch in den Adelsstand des Kunstgegenstandes zu erheben.

Doch ob gerahmt oder ungerahmt, ob man bei den ausgestellten Arbeiten achtgeben musst oder nicht – Oberbürgermeister Peter Rosenberger freute sich, dass er die 40. Kunstausstellung im Rathaus am Donnerstagabend eröffnen durfte. "Gut 40 Künstler mit rund 140 Arbeiten bei der 40. Ausstellung – ich bin freudig erregt", so das spontane Fazit des OB. "Erstmals präsentiert sich kein Einzelkünstler oder ein Gruppe, sondern eine ganze Institution", hob er eine weitere Besonderheit dieser Ausstellung hervor.

Zu sehen ist die ganze Bandbreite von Techniken und Bildgattungen, die über den Impressionismus zum Gegenständlichen bis hin zum Abstrakten reicht. Einiges wirkt bekannt, um nicht zu sagen abgekupfert, anders ist neu und innovativ, doch bei allen Arbeiten sieht man die handwerklichen Grundfertigkeiten, die von den sogenannten "Akademie-Künstlern" also Schülerinnen und Schülern, die schon lange und kontinuierlich an ihrem Hobby arbeiten, genutzt werden.

Elke Bäcker, die Leiterin der privaten Kunsthochschule, hat die Werkauswahl selbst kuratiert und zusammen mit einem sechsköpfigen Team im gesamten Rathausgebäude aufgebaut und gehängt. Bei rund 140 Arbeiten ein anstrengender Job. Und die Vielzahl der Werke hätten fast den Rahmen des Möglichen gesprengt, so eine Anmerkung von Agnes Maier, der städtischen Kunstbeauftragten.

Die Leiterin der privaten Kunsthochschule war es auch, die später bei einem Rundgang zusammen mit ihrer Kollegin Marja Scholten-Reniers auf die Besonderheiten bestimmter Bilder, Zeichnungen, Collagen und Skulpturen aufmerksam machte. Gleich im Kabinett zu den Zimmern der Bürgermeister hängen die Aktzeichnung und Porträtstudien, und die Dozentin für diesen Stil, Marja Scholten-Reniers, erklärte: "Wenn Sie auf irgendeiner Aktzeichnung das Modell lächeln sehen, dann ist es von einem Foto abgemalt. Nach 20 Minuten Stillsitzen lächelt nämlich kein Modell dieser Erde mehr". Damit war auch klar, warum die Damen auf den Bildern allesamt so ernste Gesichter machen, denn in der Kunstschule Hohenstein wird nur nach dem lebenden Modell gemalt.

Von der heimischen Kunstszene sah man neben Benno Müller, dem Vorsitzenden des Kunstvereins Oberer Neckar, auch die aus Südafrika stammende Malerin Glenda Kreidler. Der Großteil der Vernissagenbesucher waren jedoch Mitglieder der Kunstschule, die sich mal anschauen wollten, was in den anderen Klassen so gearbeitet wird, oder sich schlicht davon überzeugen wollten, ob ihre Bilder auch gut hängen. Man erkannte die Damen und Herren schon im weiten Umkreis des Rathauses. Entweder suchten sie einen Parkplatz, das Rathaus selbst oder – wenn sie davorstanden – den Eingang. Auch ein so kunstvoll verziertes Rathaus wie das Horber ist für den Fremden eben nicht immer leicht zu finden.

Die Ausstellung ist noch bis 3. November zu den normalen Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen und wer eine der Arbeiten – viele sind jedoch unverkäuflich – erwerben möchte, kann sich an Agnes Maier von der Stadtverwaltung wenden.