Kreditwirtschaft: Raiffeisenbank Oberes Gäu rät: Früher mit Sparen anfangen oder Geld in breites Portfolio investieren

Von Peter Morlok

Eutingen-Göttelfingen. Gut besucht war das Göttelfinger Gemeindezentrum bei der im zweijährigen Turnus stattfindenden örtlichen Mitgliederversammlung der Raiffeisenbank Oberes Gäu. Die Mitglieder ließen sich von den beiden Vorständen Markus Urban und Uwe Märkle über die Entwicklung ihrer Bank informieren und bestätigten Wolfgang Mauch für eine weitere, dreijährige Dekade im Amt des ehrenamtlichen Göttelfinger Aufsichtsratsmitglieds.

Mauch war es, der die Miteigentümer dieses genossenschaftlich geführten Hauses durch den Abend begleitete. Er moderierte die Veranstaltung, die von einem Blechbläser-Ensemble des örtlichen Musikvereins schwungvoll eröffnet wurde.

Nach der Begrüßung und der Abstimmung über das Versammlungsprozedere gab Markus Urban einen dezidierten Gesamtüberblick über die wirtschaftliche Lage im Geldmarkt und ging dabei insbesondere auf die geschäftliche Entwicklung der Raiba ein. Er beschäftigte sich in seiner Zusammenfassung auch damit, welche Veränderungen und Neuerungen für Göttelfingen interessant sind. Urban wertete diese Versammlung als etwas Besonderes, da sie das erste Treffen nach dem Ausscheiden des langjährigen Vorstandsmitglieds Wolfgang Wütz war. "Zum Jahresende 2015 begann für die Raiba Oberes Gäu eine neue Ära."

Die Gesamtlage der Konjunktur in Deutschland bezeichnete er als robust, und der konjunkturelle Aufschwung werde sich fortsetzen. Sinkende Energiekosten und der Außenwert des Euro würden diesen Trend unterstützen. Auch die Lage am Arbeitsmarkt sei günstig und die Zahl der Erwerbstätigen sei gestiegen. Insgesamt alles erfreuliche Faktoren, wäre da nicht die politisch motivierte Niedrigzinspolitik, die ausufernde Regulatorik sowie die zunehmende Digitalisierung des Kundenverhaltens.

Die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik zeigte später Uwe Märkle an recht anschaulichen Beispielen. Legte man zu Zeiten, als das Geld noch "arbeitete", beispielsweise 20 000 Euro fest an, so hatte man 30 Jahre später mit Zins und Zinseszins 100 000 Euro – also das Fünffache – auf dem Konto. Heute braucht man, allein um das Kapital durch herkömmliches Sparen zu verdoppeln, weit mehr als 120 Jahre. Und sollte sich der Trend in der Niedrigzinspolitik so weiterentwickeln wie jetzt, dann braucht man bald 250 Jahre, um sein Kapital zu verdoppeln. "Früher anfangen zu sparen oder sein Geld in einem Portfolio unterschiedlicher Anlagemöglichkeiten streuen" – so lautet der Rat der Fachleute bei der gegenwärtigen Zinspolitik. "Heute muss man im Geldmarkt erfinderisch sein", so Märkle.

Und genau hier greift der Genossenschaftsgedanke der Raiffeisenbanken. Beide Vorstände unterstrichen in ihren Ausführungen, dass bei der Raiba Menschen arbeiten, die sich sowohl in Gelddingen als auch mit der Lebenssituation und dem Umfeld ihrer Kunden auskennen. "Wir nehmen uns Zeit für Sie, wir beraten Sie genossenschaftlich und auf Augenhöhe", so die Kernbotschaft an alle, die mit ihren Zinserträgen nicht mehr zufrieden sind.

Markus Urban ging auch auf die Regulierungswut der Gesetzgeber ein. Allein für die Dokumentationspflicht im Bereich des Anlegerschutzes müssen die deutschen Genossenschaftsbanken 100 Millionen Euro hinblättern und beim aktuellen Verbraucherschutzmonster, der Wohnimmobilienkreditrichtlinie, müsste man dem Kunden über 100 Seiten Papier in die Hand drücken. "Der Gesetzgeber soll endlich aufhören, sich zwischen uns und unsere Kunden zu stellen – er hat dort nichts verloren." Urban begründet dies damit, dass die kleinen, soliden, wirtschaftlich regional orientierten Institute die Finanzmarktkrise nicht mitverursacht haben. Auch das Thema "Digitalisierung" hat Auswirkungen auf die Bankenlandschaft. So mussten die Filialen Göttelfingen und Rohrdorf in den letzten Jahren geschlossen werden, da die meisten Geldgeschäfte inzwischen online gemacht werden. Ein Umstand, mit dem man sich inzwischen in Göttelfingen arrangiert habe, wie Diana Wally in ihrem wohlvorbereiteten Grußwort feststellen durfte. Insgesamt ist sie wie ihre beiden Vorredner mit der Entwicklung der Raiba im Göttelfinger Marktsegment recht zufrieden. Das Kundenanlagevolumen stieg um 4,8 Prozent auf nunmehr 11,7 Millionen Euro, seit 2012 ist eine Erhöhung der örtlichen Geschäftsanteile von 2,3 Prozent zu verzeichnen, und mehr als die Hälfte aller Göttelfinger sind Kunden der Raiba, und 27 Prozent davon halten Geschäftsanteile. "Durchweg können wir Göttelfingen als schönen Markt mit guten Zahlen bezeichnen", so das Fazit der Vorstandschaft.

Damit die Göttelfinger nicht auf Betrüger hereinfallen, die es meist auf das Geld älterer Mitbürger abgesehen haben, hörten die Teilnehmer der Mitgliederversammlung eben zu diesem Thema im Anschluss an den offiziellen Teil noch einen Vortrag von Josef Bronner, Hauptkommissar vom Referat Prävention bei der Kriminalpolizei Tuttlingen.

Alle gefassten Beschlüsse und die Wahl von Wolfgang Mauch werden in der Hauptversammlung am 8. Juli in der Breitwiesenhalle in Ergenzingen bestätigt.