Religion: Klausurtagung hat die Zukunft der Seelsorgeeinheit im Blick / Änderungen stehen an

In der Diözese Rottenburg-Stuttgart gibt es seit Jahren den Entwicklungsweg einer kooperativen Pastoral, die nachhaltig in die Zukunft schaut und die pastorale Profilierung und geistliche Erneuerung im Fokus hat.

Horb. Bei dem Entwicklungsweg geht es aber auch um die Strukturen hinsichtlich  der schon seit Ende der 1990er Jahre gebildeten Seelsorgeeinheiten. Zu den Hintergründen heißt es im Bericht der Seelsorgeeinheit: Auch wenn eine Art "Verwaltungsreform" ansteht, ist und bleibt die Gemeindearbeit vor Ort erhalten, ganz im Sinne der diözesanen Genese aus den 1980er und -90er Jahren "Die Gemeinde als Trägerin der Seelsorge", wie es entsprechend dem Laienapostolat nach dem II. Vatikanischen Konzil in Rottenburg-Stuttgart schwerpunktmäßig lautet.

Die hiesige Seelsorgeeinheit Horb mit ihren acht Gemeinden und rund 7000 Katholiken (Ahldorf, Bildechingen, Horb mit den Filialen Ihlingen und Isenburg, Mühlen, Mühringen, Nordstetten, Rexingen und Wiesenstetten) hat am Samstag in der Klausur mit dem seitherigen Referenten der Hauptabteilung Pastorale Planung im Bischöflichen Ordinariat, Max Himmel, eine Klausurtagung für Kirchengemeinderäte im Mühringer Gemeindehaus veranstaltet, um die Kooperation weiter zu entwickeln.

Einer der Gründe dafür: In den nächsten zwei Jahren, noch rechtzeitig bis zur nächsten Kirchengemeinderatswahl im März 2020 muss die Grundlage für eine gemeinsame Verwaltung beziehungsweise Kirchenpflege gestaltet werden. Pfarrer Elmar Morein, der jetzt zehn Jahre eingesetzt ist,  hat als Leiter der Seelsorgeeinheit zusammen mit seinen Teamkollegen P. Jennis Thomas und den Diakonen Ewald Wurster und Klaus Konrad dazu eingeladen. Mit von der Partie waren auch die beiden Pfarrsekretärinnen Ursula Liebetanz und Carina Asprion sowie der neue Leiter des Verwaltungsaktuariats beziehungsweise Verwaltungszentrums Horb, Hubert Würth, und der Horber Stiftungsdirektor und Kirchenpfleger Peter Silberzahn, der bereits jetzt schon eine gemeinsame Kirchenpflege für die Kirchengemeinden Heilig Kreuz Horb, zur Schmerzhaften Muttergottes Bildechingen und Herz Jesu Mühlen innehat.

Drei Modelle werden vorgestellt und diskutiert

Wie die Diözese im derzeit eingeläuteten Kirchenentwicklungsprozess "Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten" es vorsieht, kommen hinsichtlich einer verstärkten Kooperation und dem Ausbau der Kompetenz innerhalb der Seelsorgeeinheit drei Modelle in Betracht, die vorgestellt und gemeinsam diskutiert wurden. Letztendlich geht es um eine Verwaltungsvereinfachung. Synergieeffekte sollen genutzt und der "Sozialraum Kirche" in der Seelsorgeeinheit gemeinsam aufgestellt werden.

Eine gemeinsame Kirchenpflege über die drei genannten Gemeinden hinaus wäre durchaus möglich. Die Diözese empfiehlt aber darüber hinaus eine "Gesamtkirchengemeinde", das heißt, dass die Seelsorgeeinheit den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts erhält, ohne dass die einzelnen Kirchengemeinden ihren Status verlieren. Zuständigkeiten müssen geklärt werden, und die größeren Verwaltungsaufgaben können von der Gesamtkirchenpflege übernommen werden, wobei die Budgets für die ortsspezifischen Aufgaben der Kirchengemeinden bleiben. Zweckgebundene Rücklagen und Grundstücksvermögen blieben dabei natürlich den einzelnen Kirchengemeinden erhalten.

Pfarrer Lorenz Rösch von der benachbarten Seelsorgeeinheit Oberes Nagoldtal, der vorher in Neresheim eingesetzt war, konnte aus der Praxis sprechen, wie dort im Ostalbkreis die Seelsorgeeinheit in Form der Gesamtkirchengemeinde praktiziert und durchaus positive Erfahrungen gemacht werden. Es wurde auch ein Blick auf die Situation in der Erzdiözese Freiburg gerichtet, wo die einzelnen Pfarreien zu einer Pfarrgemeinde vereinigt worden waren und vor Ort Gemeindeteams eingesetzt sind, was vielleicht eines Tages, wie mache Teilnehmer es feststellten auch ein Schritt werden könnte. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist das derzeit eher die Ausnahme.

Wenn auch längst nicht alles  in trockenen Tüchern liegt und darüber nachgedacht werden muss, werden die einzelnen Kirchengemeinderäte in den nächsten Monaten darüber weiter befinden und den Prozess in der Seelsorgeeinheit miteinander ausloten und Lösungen anstreben. Anfang April findet eine Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses der Seelsorgeeinheit statt, in der die Rückmeldungen aus den Kirchengemeinderäten gebündelt werden. Darüber hinaus sollen dann auch die Gemeinden informiert und inkludiert werden, zum Beispiel durch Gemeindeversammlungen oder Informationsveranstaltungen.

Verwaltungsaktuar Hubert Würth informierte auch die vier Kirchengemeinden, die Kindertagesstätten haben – St. Konrad Ahldorf, Heilig Kreuz Horb, St. Mauritius Nordstetten und St. Johann Baptist Rexingen – über das Ende März stattfindende Informationstreffen zwecks der Einrichtung und gemeinsamen Trägerschaft eines möglichen Zweckverbandes, der nach diözesaner Vorgaben im Sinne der Verwaltungsvereinfachung und Entlastung der Kirchengemeinden entsprechend der Kirchengemeindeordnung § 14a und § 36 KGO ebenso vorgeschlagen wird. Die Kirchengemeinden entsenden ihre Vertreter und bleiben natürlich die Träger und arbeiten in der Gemeindepastoral genauso wie bisher weiter.

Der Nachmittag diente summa summarum dem Austausch und der Information und darum, das Procedere für ein noch engeres Miteinander in Bewegung zu bringen. Zum Abschluss feierten die Klausurteilnehmer den von Pfarrer Morein zelebrierten Gemeindegottesdienst am Vorabend zum Sonntag in der schön anmutenden barocken Mühringer St.-Gallus-Kirche mit.