Die Kabarettgruppe "Die Lehrer" zog im Kloster den Schulalltag durch den Kakao. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Von Burnout bis Therapie: Kabarett im Kloster nimmt die Mühen des Schulalltags auf die Schippe

Horb. "Die Lehrer" versuchten am Freitag, etwas gegen ihren Burnout zu tun, den sie sich im harten, stressigen Schulalltag geholt hatten. Dies in der proppenvollen Privatklinik "Horber Kloster". Zur ersten Kabarettveranstaltung nach der Sommerpause schauten viele Privatpatienten vorbei. Also Leute, die sich alle schon oder immer noch mit Torben und Co., mit vollstressigen Schulausflügen oder linksdrehenden Honigschleudern in der Imker AG herumärgern und/oder sich beim Fräulein Nobelhudel aus der 7a mit deren Halbtagsburnout angesteckt haben. Kurz gesagt, es fand eine größere Ansammlung von Pädagogen den Weg auf den oberen Marktplatz, um sich von Ulrich Munz und Bernd Ruppenthal in ihrer Erkenntnis, dass Schule ein echt harter Job ist, der Mut, Enthusiasmus und den täglichen Willen erfordert, für die Jugend nur das Beste zu wollen, bestätigen zu lassen. Unter die aktiven und teils schon pensionierten Privatpatienten mischten sich einige Besucher, die zwar anderen Berufen nachgehen, die aber trotzdem bestens nachvollziehen konnten, was die armen Lehrer – die Akteure des Abends verdienen ihr Geld tatsächlich mit Unterricht an Gymnasien – Schreckliches widerfahren ist, bevor sie völlig ausgebrannt den Weg in die Rehabilitation fanden.

Ewald Loschko, Chef vom Projekt Zukunft, nutzte die Chance, um etwas in puncto Wissensvermittlung der pädagogisch geschulten Privatpatienten beizutragen. Er dozierte, dass es den soziokulturellen Verein nun schon seit 35 Jahren gibt und man bereits seit 18 Jahren als Hauptmieter im ehemaligen Franziskanerinnen-Kloster lebt, spielt, diskutiert und so viel zum Horber Kulturleben beiträgt.

Dann hieß es aber "rauf auf Station", und ein Ärzteteam begrüßte neben den kollektiven Privatpatienten auch die verstreut sitzenden Kassenpatienten. Als erste Lektion des Abends hieß es eine Beziehung aufzubauen, bevor ein Blick in die Gruppenarbeit der Langzeitpatienten erlaubt war. "Willkommen, willkommen – sind sie gut angekommen, gut angenommen?" fragten die "Ärzte" überfreundlich in den Saal, gingen zu einigen auserwählten Patienten hin und schüttelten ihnen gar die Hand und begrüßten sie sehr persönlich. Und dies, obwohl sie wussten, dass eine Beziehung der Anfang aller Probleme ist.

Und dann besuchte man gemeinsam das Paradies der gesamten Lehrerschaft. Einen Raum, in dem es keine Vertretungsplaner, keine Klassensprecher, keine Einverständniserklärungen, keinen Erste-Hilfe-Kasten, keinen Hausmeister und erst recht keinen Schulleiter und vor allen Dingen keine Schüler gibt. Ein Schutzraum, in dem man noch nicht mal Regenkleidung mitnehmen muss, egal was die App zeigt.

Viel Arbeit am eigenen Ich, am Selbstbewusstsein eines Lehrers, eines Enthusiasten der Pädagogik, ist nötig, um die Spuren von Torben, der die Tafel nicht abwischen kann, weil sich seine Eltern gerade scheiden lassen, aus dem Seelenleben der so Geschundenen herauszubekommen.

Kurse wie "Sich fallen lassen als Chance wieder aufzustehen", oder "Bademantel-Kordel-Knoten-knüpfen" dienen als Vorbereitungsstufe, bevor solch komplizierte Ausgeglichenheitsübungen wie "Becherstapeln", "Achtsames Kochen" oder "provokatives Musizieren" drankommen. "Man muss einfach mal Fünfe gerade sein lassen und durchs dritte Auge atmen", so eine klare Therapieanweisung.

Ulrich Munz und Bernd Ruppenthal, die von Simon Föhr am Klavier therapeutisch unterstützt wurden, sind auf einem guten Weg der Besserung. Ihre Ballade vom Lehrersein öffnete Hintergründe, ihr "Aufwach-Rap" ließ erahnen, was ein Lehrer in der Nacht durchmacht, und im Einzelgespräch kam heraus, dass die Zeit ein echter Beziehungskiller ist. Was jetzt noch zur Rückkehr in den Alltag fehlt, das sind Schüler die sie vergöttern, Schulleiter, die abends anrufen und auf Knien bitten, dass sie morgen wieder unterrichten, Ferien außerhalb der Ferienzeit, ein Kaffeeautomat, der funktioniert, und ein Publikum, das etwas dankbarer guckt.

Nichts Abwegiges also, und bereits in der Pause konnten sich viele Besucher mit dem Gehörten eins zu eins identifizieren. "Fast wie bei uns", stellte Katrin Kinsler, die mit drei anderen Kollegen von der Horber Berufsschule die Veranstaltung besuchte, amüsiert fest.