Berge, Seen, Wälder: Die Weiten Nordamerikas sind ein Traum für Motorradfahrer, vor allem, wenn die Straßen okay sind. Foto: Witte

Mit friedlichen Bären in der Wildnis: Kanada und Alaska faszinieren das weltreisende Ehepaar Witte.

Horb - Kati und Jens Witte, die Motorrad-Weltreisenden, die vor ihrer Abreise im Jahr 2010 in Betra gelebt haben, sind nach vielen tausend Kilometern Straße und Piste im hohen Norden Amerikas angekommen – und haben Bekanntschaft mit Walen und Bären gemacht.

Vancouver Island wartete mit Endteckungen auf die zwei Weltreisenden. Einen Stopp legten die beiden in Duncan ein, der Stadt der Totempfähle. Hier lebt die Geschichte der Ureinwohner. In der ganzen Stadt verteilt finden sich fast 100 Totempfähle, von denen jeder einzelne einen Teil der Geschichte und des Alltages der Ureinwohner widerspiegelt. "So wie andere Kulturen ihre Geschichte in Büchern niedergeschrieben haben, so stellten es diese Völker in kunstvollen Schnitzereien an den Totempfählen dar", schildert Kati Witte die Hintergründe.

Dann mussten die beiden zwecks Motorrad-Pflege nach Seattle (USA) zum Importeur von Touratech, dem Schwarzwälder Motorradausrüster. "Wir wurden dort von Tom, dem Chef, und seinen Mitarbeitern herzlich empfangen und unterstützt."

Danach ging's ab in Richtung Alaska – gut 3000 Kilometer lagen vor den Wittes. Über den kleinen kanadischen Ort Hope ging es Richtung Norden. Hope ist bekannt als Geburtsstätte von "Rambo". Der erste Teil des Filmes entstand in und um Hope. Der ganze Ort scheint noch von diesem Ereignis zu leben.

Und weiter ging's nach Norden, durch den Cariboo District, über den Cassier Highway, mitten ins "Bärenland". "Wir wurden zwar schon vor längerer Zeit vor den Bären Kanadas gewarnt", schildert Kati Witte, "aber meist waren wir noch in der Zivilisation der Ballungsgebiete unterwegs in denen der Bär nie sonderlich im Fokus stand."

Doch nun waren die Wittes in den einsamen Weiten der Wildnis. "Immer öfter sichteten wir am Straßenrand Bären, die Campingplatzbetreiber warnten uns als Motorradfahrer und Zelter ausdrücklich davor, Lebensmittel im Zelt oder dessen Nähe zu lagern." In den ersten Nächten hatten die beiden noch ein mulmiges Gefühl, das sich aber mit der Zeit legte. "Wenn man einige Regeln beachtet, muss man die Bären nicht fürchten."

Echte Ortschaften fanden sich am Highway nicht. Ein paar Roadhouses und Motels haben sich dort angesiedelt, die die Reisenden mit dem Nötigsten versorgen. Weiter ging die Reise auf dem legendären Alaska Highway. Nur wenige Kilometer östlich liegt Watson Lake. "Eigentlich eine unbedeutende Ortschaft, hätte hier nicht ein Arbeiter beim Bau des Alaska Highways vor lauter Heimweh ein Ortsschild seines Heimatortes an einen Holzpfahl genagelt", berichet Kati Witte. "Seither hinterlassen hier viele Reisende Ortsschilder ihrer Heimat oder eben einfach ein selbst gestaltetes persönliches Schild. Der Schilderwald ist inzwischen auf über 70 000 Schilder angewachsen, und auch die Wittes verewigten sich dort.

"Da wir es allerdings versäumt haben, ein Ortsschild der Stadt Horb mit auf die Reise zu nehmen, gestalteten wir kurzerhand unser eigenes Schild. Unser altes Schneidebrett wurde dafür umfunktioniert, kurzerhand gestaltet und an einen Holzpfahl geschraubt."

"Vorbei an riesigen Gletschern, deren Eis laut krachte"

Der Alaska Highway führte die beiden weiter nach Whitehorse, der größten Stadt der kanadischen Provinz Yukon. Über den Clondike Highway ging es durch eine atemberaubende Berglandschaft nach Skagway, einem Mekka der Kreuzfahrttouristen. Danach erwies sich der Haines Highway als eine wunderschöne Panoramastraße. "Schneebedeckte Berge säumten unseren Weg zurück zum Alaska Highway. "Die Strecke fordert nicht nur wegen des schlechten Straßenzustandes eine sehr konzentrierte Fahrweise, auch die vielen Wildtiere verlangen einem eine hohe Konzentration ab. Rehe, Elche, Füchse, Wölfe und natürlich auch Bären können jederzeit die Fahrbahn kreuzen."

Über Anchorage fuhren die Wittes auf die Kenai Peninsula. Eine Halbinsel, die von Gletschern und Fjorden durchzogen das Sinnbild Alaskas darstellt. Dort stand eine Bootstour durch die Fjorde auf dem Programm. "Vorbei an riesigen Gletschern, deren Eis laut krachte und an den Donner eines Gewitters erinnerte." Riesige Buckelwale kreuzten den Weg des Bootes

Weitere Etappenziele waren der Denali Nationalpark und die Alaska Range mit dem Mount McKinley. In Fairbanks angekommen, mussten erst einmal die abgefahrenen Reifen erneuert werden.

Die weitere Tour Richtung Norden auf dem legendären Dalton Highway verlief dann allerdings anders als erwartet. Der Dalton Highway führt rund 800 Kilometer Richtung Norden an den arktischen Ozean und ist eine Sackgasse, wohl eine der längsten der Welt. Wegen einer technischen Panne mitten im "Nirgendwo" mussten die Wittes dann wieder umkehren. "Wir schafften die rund 400 Kilometer zurück nach Fairbanks und konnten die Probleme provisorisch in den Griff bekommen."

Schließlich ging es wieder Richtung Süden, und man darf gespannt sein, was die Wittes noch so alles erleben.