Die MVV, die zusammen mit der Stadt Horb einen Windpark bauen will, hat bereits ähnliche Projekte verwirklicht. Zum Beispiel den Windpark in Plauenhagen, Mecklenburg-Vorpommern. Foto: sb-Archiv

Fledermaus- und Vogelvorkommen muss man vor einem Windradbau gutachterlich erfassen.

Horb - "Wer momentan jemanden sucht, der Fledermäuse zählen kann, der hat Pech. Die Leute sind alle ausgebucht." Mit diesem Beispiel verdeutlichte Oberbürgermeister Rosenberger den derzeitigen Aufschwung bei der Planung von Windparks mit kommunaler Beteiligung. Horb ist in der Spitzenposition.

Fledermaus- und Vogelvorkommen muss man vor einem Windradbau gutachterlich erfassen. Das Gesetz will das so. Die Kommunen dürfen zwar bei der Windparkplanung jetzt mehr mitreden, aber die Naturschutz-Hürden sind hoch. Warum die Stadt im Vergleich zu anderen Kommunen trotzdem einen Vorsprung hat (die Fledermäuse sind schon gezählt und die Vögel werden es gerade), das gab die Verwaltung am Dienstag bekannt.

Horb hat nämlich seinen "Fledermauszähler" bereits gefunden – obwohl das Unternehmen MVV Energie AG als einer der bundes- und europaweiten Strom- und Gasversorger für Privatkunden weit mehr kann als nur das. Der Konzern mit kommunalen Wurzeln (Mehrheitseigner ist die Stadt Mannheim) setzt auf erneuerbare Energien und hat eine Strategie entwickelt, die auf langfristige Partnerschaft mit Gemeinden setzt. "Wir verstehen, wie Kommunen denken", sagte Philipp Leckebusch, Bereichsleiter Erzeugung bei der MVV AG, die eine langfristige Partnerschaft mit Horb anstrebt.

MVV hat für einen möglichen Windpark in dem Waldgebiet Szenarien entwickelt, Windstärken und Standorte erkundet sowie Fotomontagen erstellt, die am Dienstagabend bei der Gemeinderatssitzung gezeigt wurden. Auf der bewaldeten Hochfläche "Großer Hau" zwischen Bittelbronn, Grünmettstetten und Rexingen könnten fünf bis acht Windräder mit einer Nabenhöhe von 143 Metern und einem Rotordurchmesser von 14 Metern aufgestellt werden. Björn Wenzlaff, Leiter der Sparte Windenergie bei MVV, bezeichnete den Flächenverbrauch als "sehr gering" im Vergleich zu Freiland-Solarparks. 2500 Quadratmeter Fläche pro Anlage muss dauerhaft frei bleiben. Das entspricht einem Rechteck von 25 auf 100 Meter.

8500 Haushalte versorgen

Die energetische Ökobilanz eines möglichen Horber Windparks sei dagegen viel versprechend. Der Park würde rein rechnerisch 8500 Haushalte, also das gesamte Stadtgebiet, mit Strom versorgen. Horb würde jährlich 18 500 Tonnen CO2 einsparen und wäre in dem langfristig angelegten Wettbewerbsprojekt Klimaneutrale Kommune bereits nächstes Jahr Sieger nach Punkten. Denn bereits 2013, so prognostizieren die MVV-Spitzen, könnte der Windpark ans Netz gehen, falls die Vorplanungen reibungslos laufen.

Das Vogelschutz-Gutachten ist in Ausarbeitung, Untersuchung zu Schallbelastung und Schattenwurf stehen noch aus, und am 21. Mai findet in der Rundhalle eine Infoveranstaltung für die Öffentlichkeit statt. Die Änderung des Flächennutzungsplanes ist bereits eingeleitet, und auch der gemeinsame Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft Horb, Eutingen und Empfingen hat dem Verfahren am Dienstag zugestimmt.