Die Musiker Raphael Schenkel (Klarinette), Gustav Frielinghaus (Violine), Yves Sandoz (Violoncello) und Martin Klett (Klavier) spielten in Rexingen das "Quartuor pour la fin du Temps". Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Olivier Messiaens "Quartett für das Ende der Zeit" in der Rexinger Synagoge aufgeführt / Gedenken an Holocaust-Opfer

Horb-Rexingen. Zum Gedenken an die Opfer des Holocaust gab es in der ehemaligen Synagoge in Rexingen einen Konzertabend, bei dem Olivier Messiaens "Quartett für das Ende der Zeit" im Mittelpunkt stand. Organisiert worden war der Abend von der Kreis-Volkshochschule, der Katholischen Erwachsenenbildung Freudenstadt sowie vom Förderverein der ehemaligen Synagoge Rexingen. Für das Konzert konnte der Förderverein virtuose Musiker gewinnen, die teilweise Mitglieder des berühmten Amaryllis-Quartetts sind.

Barbara Staudacher vom Förderverein ehemalige Synagoge Rexingen konnte zahlreiche Zuhörer begrüßen. Sie verwies auf die ambivalente Rolle der Musik in den Konzentrationslagern der Nazis. Musik war Untermalung für Folter und Mord, die Gefangenen mussten etwa zu Musik Zwangsarbeit verrichten, oder es wurden deutsche Schlager beim Empfang neuer Häftlingen gespielt. Selbst zu Hinrichtungen wurde Musik gespielt. Für die Gefangenen selbst sei Musik aber oftmals Überlebenshilfe gewesen.

Die Musik Olivier Messiaens jedenfalls war vom tiefen katholischen Glauben geprägt, das Werk "Quatuor pour la fin du Temps" reiche aber über den kirchlichen Glauben hinaus. Zuvor wurde in das achtsätzige Werk eingeführt: Uraufgeführt wurde es im Kriegsgefangenenlager Görlitz. Messiaen schrieb das Stück auch im Lager. Er war 1940 in die Armee einberufen worden und geriet in Kriegsgefangenschaft. In seinem Tornister trug er die biblischen Evangelien, die Offenbarung des Johannes sowie die Psalmen und auch Werke des Musikers Johann Sebastian Bach.

Dies war seine geistige Nahrung, von der jahrelang zehrte. Inmitten der Katastrophe des Krieges sucht Messiaen Hoffnung, und seine geistige Ration war Quelle für die Entstehung des Quartetts für das Ende der Zeit. Es zog Messiaen aber nicht zu den Schrecknissen der Apokalypse, sondern er schuf eine Friedensvision.

Messiaen sagt selbst, dass sein Werk alles umschließt, was er geliebt hat und liebt. Nachahmungen von Vogelstimmen etwa erklingen gleich zu Beginn, sie bilden eine Brücke zwischen Himmel und Erde.

Der erste Satz zeigt Amsel und Nachtigallstimmen, die von der Klarinette (Virtuos: Raphael Schenkel) imitiert werden. Es sind Triller zu hören, und man vernimmt am Ende die Stille des Klangs. Der erste Satz wurde von Messiaen überschrieben mit "Kristallene Liturgie". Der zweite Satz ist geprägt von schneidenden, scharfen Passagen der Instrumente. Messiaen nennt ihn "Vokalise für den Engel, der das Ende der zeit ankündigt". Hier interagieren die vier Musiker, neben Schenkel auch Martin Klett am Klavier, Gustav Frielinghaus an der Violine und Yves Sandoz am Cello überaus expressiv und zupackend.

Der dritte Satz, überschrieben mit "Abgrund der Vögel" ist ein subtiles und überaus fragiles Solo für Klarinette, bravourös gemeistert von Raphael Schenkel. Die Vögel sollen das Gegenteil der Zeit darstellen und symbolisieren Unvergänglichkeit.

Das Scherzo ist wie ein Zwischenspiel gehalten und damit der vierte Satz. Sehr rhythmisiert agieren hier die Musiker, das Klavier setzt aus, und so musiziert ein Trio aus Klarinette, Violine und Cello. Den fünften Satz überschrieb Messiaen mit "Lobpreis auf die Ewigkeit Jesu". Cello und Klavierpassagen werden hier zu einem musikalischen Gebet. Rasche und laute Klangfolgen im Fortissimobereich prägen den sechsten Satz, den "Tanz des Zorns, für die sieben Posaunen".

Ebenfalls sehr expressiv und ausdrucksstark komponierte Messiaen den siebten Satz, der überschrieben ist mit "Wirbel von Regenbögen, für den Engel, der das Ende der zeit verkündet". Unter die Haut geht der achte Satz, "Lobpreis auf die Unsterblichkeit Jesu".

Die Hauptrolle spielt hier die Klarinette, sie und die anderen Instrumente verklingen nach und nach. Tosender Applaus belohnte die Meisterleistung der vier Musiker.