"Schöne Grüße aus dem Hinterhalt" hieß das Motto im Kloster, wo ein Trio unter dem Sammelbegriff "Volksdampf" allerlei Alltagserkenntnisse süffisant-schwäbisch, aber auch ganz schön bissig mit musikalischer Begleitung darbrachte. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

"Volksdampf" im Kloster: Musikkabarett poliert die Banalitäten des Alltags schwungvoll und bissig auf

Von Peter Morlok

Horb. Lisa Greiner, Suso Engelhard und Reiner Muffler ließen am Freitagabend im Kloster "Schöne Grüße aus dem Hinterhalt" ausrichten.

Unter dem Sammelbegriff "Volksdampf" bieten sie seit 32 Jahren blitzgescheites, rabenschwarzes Musik-Kabarett und lassen dabei, zusammen mit dem begeisterten Volk, so richtig Dampf ab.

Sie müssen das Niveau ihrer Lieder und bitter-ironischen Betrachtungen nicht so weit unterhalb der Gürtellinie ansetzen, dass der Witz bald am Fußboden streift, wie mancher der neuen Komödianten-Generation, sondern den Alt-Profis genügt der Alltag. Scheinbar Belangloses wird solange durch den Wortwolf gedreht, bis hinten Klamauk rauskommt, über den man wirklich herzhaft lachen kann.

Die Ambivalenz von Haben oder Sein ist ihnen das Beispiel wert: "Krebs sein oder Krebs haben – das ist schon ein rechter Unterschied." Dies gipfelte in der Feststellung, dass jeder einen Arsch hat, aber niemand einer sein will. Auch machten sich die Drei im Kloster so ihre philosophischen Gedanken zu den unterschiedlichen Sichtweisen, die man auf Dinge haben kann und vor allem haben sollte. "Seit die Piraten am Horn von Afrika ihr Unwesen treiben, haben sich dort die Fischbestände mehr als erholt", war so einer der zwiespältigen Gedankenansätze. Auch die Überlegung "der Alkoholiker stirbt früh, aber das ist egal, er hat im Leben schon alles mehrmals doppelt gesehen" fand dankbare Abnehmer im Publikum.

Die drei Protagonisten brauchten nicht viel für ihr Spiel. Normale Straßenklamotten, keine übertriebene Mimik oder aufgesetzte Körpersprache. Sie waren da, ließen einen Kracher nach dem anderen in ihrem wunderbaren, furztrockenen oberschwäbischen, stark vom Allgäu geprägten Dialekt los, und das restlos begeisterte Publikum folgte ihnen, wohin sie es führten. Selbst so ein wundersames Thema wie Moral war an diesem Abend keineswegs tabu. Ganz nach dem Motto: Wer die Moral hat, hat die Qual, wurde darüber niveauvoll gekalauert. Lisa Greiner dachte sogar laut über Moralverpflanzung nach und kannte gleich eine gute Hand voll Leute im Bekanntenkreis, zu denen so eine Spende passen würde.

Aber nicht nur als Verbal-Akrobaten sind sie top – zu ihrer wahren Meisterschaft laufen sie auf, wenn ihre Instrumente ins Spiel kommen. Gehören Geige, Banjo, Mandoline und akustische Gitarre noch zu den herkömmlichen Saiteninstrumenten, die man in jedem besseren Ensemble vorfinden kann, so ist das 70-Liter-Mülltonnen-Schlagwerk einsame schwäbische Spitzenklasse. Aufgemotzt mit allem, was Krach macht und scheppert, dient die Mülltonne als Basstrommel und Unikum für so manchen Sketch. Auch hier bewahrheitet sich, dass wenig oft viel mehr ist. Und genau dies entspricht der Mentalität der Oberschwaben. Ihre wahren, bescheidenen Wünsche verpackten sie im Lied "I tät so gern amol" und verrieten, dass sie so gern amol dem Schäuble die Luft aus den Rollstuhlreifen lassen, im Mineralbad ein Arschbombe vom Beckenrand reinsetzen, die Rücklagen für des Sohnes Studium versaufen, einer Alleinstehenden einen kaputten PC verkaufen und der Schwiegermutter den Geburtstag versauen würden. Fromme Wünsche fröhlicher Komödianten, deren Besuch in Horb ein wahrer Gewinn war.