Der Nichtverkauf von Hartalkoholika an unter 25-Jährige soll die Exzesse am Bahnhofsareal am Rosenmontag eindämmen. Foto: Symbol-Foto: Führer

Arbeitskreis stellt neues Konzept für den Rosenmontag in Horb vor. Exzesse am Bahnhofsareal sollen eingedämmt werden.  

Horb - Der erste Schritt – so betitelte Bürgermeister Jan Zeitler ein Konzept zur Eindämmung der Straftaten am Horber Rosenmontag. Kein harter Stoff für Personen unter 25 am Bahnhofsareal. Ein Blick auf die Polizeibilanz des vergangenen Jahres lässt fragen, ob das reicht.

Es war ein Schlachtfeld: Rosenmontag, 11. Februar 2013, Bahnhofsareal. Der Polizeibericht: Er gleicht einem sozio-kritischen Düster-Roman: 15-Jährige, die Schlägereien anfangen – 1,82 Promille – direkt in die Zelle, bis Mama kommt.

Polizeibeamten – angespuckt, weil sie einem Schaffner zur Hilfe kommen. Zwei 16-Jährige – Gemeinschaftsprügel für einen 21-Jährigen. Die Bereitschaftspolizei greift ein, verhindert Schlimmeres.

In den Räumen des Reviers in der Neckarstraße herrscht Durchgangsverkehr. Jugendliche rein, warten auf Eltern, Jugendliche wieder raus.

Die Polizeibilanz: fünf Mal gefährliche, zehn Mal einfache Körperverletzung, vier Mal Verdacht auf Missbrauch von K.O.-Tropfen. Insgesamt 100 stark betrunkene Personen seien laut Polizei an diesem einen Tag aufgefallen. Viele davon noch nicht einmal volljährig. Hauptbrennpunkt: das Bahnhofsareal.

Nie wieder – das hat sich der Arbeitskreis zur kommunalen Kriminalitätsprävention auf die Fahnen geschrieben. Der Leiter des Kreises: Bürgermeister Jan Zeitler. Sein Konzept: Den Zugang zu Hartalkoholika erschweren. Konkret sieht die Idee vor, die Händler von Alkoholika um den Bahnhof herum zu einem freiwilligen Verkaufsstopp von Hartalkoholika an Personen unter 25 zu bewegen.

Polizei Rottweil: Straftagen sind merklich zurückgegangen

Drei dieser Händler saßen gestern am Tisch des Raumes 211 im ersten Stock des Horber Rathauses zur Vorstellung des Projektes.

Carsten Müller und Daniela Stockberger vom Gleis Süd Kiosk und Hans-Joachim Eckert von der Avia Tankstelle. Das Kaufland hatte auch seine Unterstützung zugesagt, ein Vertreter war jedoch nicht anwesend.

Das Konzept ist nicht neu. Die Idee geht auf die Initiative eines Rottweiler Händlers zurück, der die Jugendlichen Alkoholleichen in der Nähe seines Ladens nicht mehr mitansehen konnte. Oberbürgermeister Ralf Broß fand das Konzept gut und holte für den ersten Testlauf im Jahr 2012 viele Händler an Bord.

Bei der Aufarbeitung der Vorkommnisse im vergangenen Jahr in Horb kam die Idee schon einmal zur Sprache. Oberbürgermeister Peter Rosenberger hatte darüber offen nachgedacht – sie aber für nicht gut befunden. Er wollte damals andere Wege finden.

Zeitler ist anderer Meinung, er steht voll und ganz hinter der Idee. Aber auch ihm ist klar, dass das nicht das Problem der Fasnets-Exzesse aus der Welt schafft. Für den überzeugten Nicht-Trinker und seinen Arbeitskreis ist es "ein erster kleiner Schritt".

Die Polizei, vertreten am Tisch durch Werner Gauss vom Revier Horb, ist auch Mitglied des Arbeitskreises. Gauss befürwortet die Pläne. Er begründet mit der Statistik: "Am meisten aufgefallen sind Personen unter 25." Das Jugendschutzgesetz untersagt aber nur die Abgabe an unter 18-Jährige. Die Pläne sollen an diesem Punkt über das Gesetz hinaus gehen.

Gleis Süd Wirt Carsten Müller ist Befürworter, auch wenn die Umsatzeinbußen der Händler "nicht zu verachten sind". "Wir finden das super, denn die Vorkommnisse vor der Haustüre schrecken andere Kunden ab. Deswegen haben wir uns über den Anruf gefreut."

Der Rosenmontag soll jetzt ein erster Testlauf sein: Gleis Süd, Kaufland und Avia sind an Bord. Zeitler denkt auch darüber nach, das Konzept auszuweiten. Aber auch aus dem Arbeitskreis gibt es Widerstand: "Wir wollen auch keine Teebeutelfasnet", wird ein Mitglied zitiert.

Neben dem freiwilligen Verkaufsverzicht der Händler gibt es noch weitere Maßnahmen. Gauss führt hier das Präventionsprojekt "HaLt" an, bei dem auch die Eltern mit in die Verantwortung genommen werden. Auch werden an der Straßenfasnet wieder Streetworker unterwegs sein, um im Zweifelsfall zu deeskalieren.

Ob das Konzept aufgeht? Die Antwort wird der Morgen des Fasnetsdienstag bringen. Der Blick auf Rottweil zeigt allerdings, dass es sich lohnen kann. Die dortige Polizei stellt mit Blick auf das Konzept fest: "Die Anzahl der Straftaten und Ordnungswidrigkeiten hat 2012 und 2013 deutlich abgenommen."

Händler mit großen Umsatzeinbußen? Fehlanzeige. Der Initiator der Kampagne spricht sogar von höhrerem Umsatz, da die Kunden nicht mehr vom schlechten Benehmen der Betrunkenen abgeschreckt werden.