Die Teilnehmer des Treffens zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen legten am Denkmal gegen sexuelle Gewalt am Norduferweg Kerzen nieder. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedenken: Horber setzen am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ein Zeichen gegen Schicksale überall auf der Welt

Nachdem Brigitte Anheier von der psychologischen Beratungsstelle in Horb zwei verfremdete Beispiele von Misshandlung in der Region genannt hatte, herrschte Schweigen in den Räumen des E.D.V. in Horb. Die Teilnehmer des Treffens wollten zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ein Zeichen setzen.

Von Alexandra Feinler

Horb. Gisela Höpfer vom städtischen Büro für Bürgerschaftliches Engagement begrüßte nicht nur Frauen in den Räumen des Einheitlich Demokratischen Vereins Horb (E.D.V.). Besonders freute sie sich über die hohe Anzahl der Männer und der Flüchtlinge, die ebenso ein Zeichen setzen wollten.

Zum Zusammenkommen luden die Weltbürger Horb und der Einheitlich Demokratischen Verein Horb gemeinsam mit  dem Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt, Donum Vitae, AWO und Frauen im Kreistag ein. Als Gastgeber stellte Fidan Colak stellvertretend für die Mitglieder des E.D.V. dessen Vereinsaufgaben vor. "Wir haben eine Frauengruppe, die oft zusammensitzt und über Themen wie Gewalt gegen Frauen diskutiert", betonte sie die Bedeutung des Themas. N. Fatos vom Internationalen Zentrum in Sindelfingen erinnerte an die Schwestern Mirabal, die einer Widerstandsbewegung gegen den damaligen Diktator der Dominikanischen Republik, Rafael Trujillo, angehörten. Er ließ die drei Schwestern am 25. November 1960 ermorden und einen Autounfall vortäuschen. Die Wahrheit kam jedoch heraus und so entstand der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen.

"Gewalt gegen Frauen gibt es nicht nur in Syrien, Afghanistan, in der Türkei und in Afrika. Sie gehört auch zu unserem Alltag. Jede dritte Frau erlebt sexuelle, seelische, körperliche Gewalt und der Täter kommt meist aus dem Umfeld", führte Fatos den Anwesenden vor Augen.

Auch Dilan Akyüz vom E.D.V. nannte einen Auszug aus einer Statistik: "Von 2010 bis heute wurden in der Türkei über 1100 Frauen ermordet, Opfer von Gewalt, entführt, versklavt oder misshandelt." Vor allem die Schicksalsgeschichten der Frauen in El Salvador (Zentralamerika) hätten Ingrid Grossmann-Reck von Donum Vitae Horb so sehr beschäftigt, dass sie recherchiert hätte. Schwangerschaftsabbrüche sind in dem spanisch sprechenden Land "unter allen Umständen verboten". Sie berichtete von Theodora aus El Salvador, die während der Schwangerschaft hinfiel und ihr Kind verlor. Einen Tag, nachdem das Kind tot zur Welt kam, wurde sie ins Gefängnis gebracht. Später verurteilte sie das Gericht zu 30 Jahren Haft wegen Mordes, erzählte Ingrid Grossmann-Reck und wies auf die Solidaritätskampagne zur Rettung der Frau hin.

Gänsehaut bescherten jedoch die Erzählungen von Brigitte Anheier von der psychologischen Beratungsstelle in Horb, denn sie berichtete von verfälschten Beispielen aus der Region. Wenn Frauen von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter von verschiedenen Männern immer wieder vergewaltigt werden oder eine Jugendliche nicht von ihrem prügelnden Freund wegkommt, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dann beschäftige das auch erfahrene Psychologen über viele Jahre hinweg, meinte Brigitte Anheier.

Viel Applaus erhielten die Redner für den Erfahrungsaustausch. Ein Zeichen gegen Gewalt setzten die Anwesenden, indem sie Kerzen anzündeten und am Denkmal gegen sexuelle Gewalt am Norduferweg niederlegten. Bei diesem sei die Kombination von Rose und Stein verwendet worden, weil sie die Widersprüchlichkeit der Empfindungen von Betroffenen sexualisierter Gewalt zeigen würden.

"Dieses Denkmal steht hier mittlerweile seit vier Jahren. Der Stein hat sich kaum verändert. Die Rose dagegen verändert sich ständig – mit den Jahreszeiten, von Jahr zu Jahr. Sie wird größer, verzweigt sich und blüht im Sommer unermüdlich. Und das wünschen wir auch den Betroffenen: Einerseits die Teile in sich zu sehen, die sich kaum verändert haben, die eigene Stärke, die eigene Festigkeit, Kräfte, die bleiben, was auch immer geschieht. Und daneben die Fähigkeit, immer wieder zu blühen, sich zu verändern und immer im Bewusstsein der eigenen Wehrhaftigkeit", lieferte Ingrid Grossmann-Reck eine Basis für späteren Gedankenaustausch bei Tee und mitgebrachten Speisen.