Etwas Süßes zum Abschied: Seine Realschule zum Anbeißen erhielt Heiner Kist von Elternbeiratsvorsitzender Marion Steiner, die die Torte selbst gebacken hatte. Fotos: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Verabschiedung: Heiner Kist geht in Ruhestand und die Gäste erfahren, wie aus dem Starkstrom-Elektriker ein Lehrer wurde

Mit "Wie Heiner schafft’s keiner" verabschiedete das Lehrer-Kollegium den langjährigen Rektor der Realschule Horb, Heiner Kist, in den Ruhestand. Die Abschiedsfeier in der Mensa am Montagabend war familiär, emotional und mit viel Herzblut gestaltet – ganz nach Geschmack des ausscheidenden Schulleiters.

Horb. Bereits das Schulorchester unter der Leitung von Andreas Pschibul mit Schülern und Ehemaligen sowie Lehrern spielte sich ins Herz von Heinrich "Heiner" Kist. Immer wieder musste der Schulleiter mit den Tränen kämpfen, nahm seine Frau Heidi in den Arm oder schaute verlegen zur Seite. Ihm sei klar gewesen, dass ihn "seine Realschule" nicht einfach so gehen lässt.

Die abends heimlich hineinhuschenden ehemaligen Schüler habe er jedoch bemerkt. Er habe auch gewusst, dass am letzten Schultag vor den Ferien noch etwas komme, scherzte er. Einige Überraschungen erlebte er am Montagabend dann doch, so beispielsweise die herzlichen Ideen seiner Lehrerkollegen. Sie hatten sich zum Teil als Smileys verkleidet und sangen für "ihren Heiner" das "Don’t Worry, Be Happy", umgedichtet in "Wie Heiner schafft’s keiner".

Die zahlreichen Besucher in der gut gefüllten Mensa erfuhren von Wolfgang Held vom staatlichen Schulamt Rastatt, wie Heiner Kist über den zweiten Bildungsweg seine Berufung erlangt hatte. Denn eigentlich hatte der Nordstetter eine Ausbildung zum Starkstrom-Elektriker gemacht. Seine Berufsschulzeit habe ihn dann so geprägt, dass er Lehrer werden wollte. In Karlsruhe studierte er Mathe und Physik. 1983 kam er als Lehrer an die Realschule nach Horb. "Seither haben Sie ungefähr 30 000 Unterrichtsstunden gehalten", nannte Wolfgang Held weitere Aufgaben von Heiner Kist, der 18 Jahre als Lehrer gewirkt hat. Er brachte sich zudem als Verbindungslehrer ein, wirkte als Mentor für die auszubildenden Lehrer und war Rektor-Assistent. Sein Vorgänger Christian Schwarz habe ihn als engagierten Kollegen und leidenschaftlichen Pädagogen beschrieben, hob Held hervor. 2001 wurde Heiner Kist Rektor der Realschule Horb und 2012 Geschäftsführender Schulleiter der Horber Schulen. "Sie sind ein Schulleiter, der den Dialog auf Augenhöhe sucht", lobte Wolfgang Held und überreichte ihm die Urkunde des staatlichen Schulamts Rastatt.

Als einzigen Schulleiter in der Stadt Horb, der ihn von Anfang an begleitet habe, beschrieb Oberbürgermeister Peter Rosenberger Heiner Kist. Dieser sei jedoch noch viel mehr als nur der Schulleiter der Realschule Horb gewesen. "Sie haben die gesamte Stadt Horb betreut", zählte er Aufgaben wie den Mensabau, die Erweiterungsbauten, die energetische Außensanierung, die Schadstoffsanierung und vieles weitere auf. Seine Ausführungen wurden aufgrund der nicht enden wollenden Aufzählung immer schneller, weshalb Peter Rosenberger kurz inne hielt und meinte: "Herr Kist, Dankeschön. Das ist nicht selbstverständlich." Einiges an Arbeit liege für den ausscheidenden Rektor noch an, weshalb er nun erst einmal keine Sommerferien habe. Um die Kist’sche Ruhe zu bewahren, übergab Elternbeiratsvorsitzende Marion Steiner ihre selbst gemachte Realschul-Torte. "Wir hatten eine kurze Zeit, aber es gab doch einiges zu bändigen", dankte sie im Namen aller Eltern dem "Problem-Minimierer".

In der Sprache der Schüler dankte Schulsprecher Maciej Engel aus der neunten Klasse ganz locker: "Sie waren stets für uns da – unser Boss. Sie waren streng und haben uns auch manchmal bestraft, aber das meist zu Recht." Er wünschte ihm einen schönen Ruhestand mit einer großen Auszeit, viel Spaß beim Gitarre spielen und beim Chillen.

Diese selbstverständliche Art zeigte, welche Verbindung Heiner Kist zu seinen Schülern in den vergangenen 34 Jahren gepflegt hat. Deutlich wurde die enge Verbindung zu seinem Kollegium in der Rede von Götz Peter, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Horb. "Alles im Griff?" sei ein Satz, den Heiner Kist auf dem Gang mal kurz seinem Gegenüber zugeworfen habe. Schnell wurden alle möglichen Themen behandelt und Anekdoten aus der eigenen Schulzeit gestreift, verriet Götz Peter. "Wir hatten es meistens im Griff. Manchmal waren die Schüler herausfordernd, die Lehrer anstrengend, doch dann kam dein Satz, lieber Heiner: Wir lieben sie alle", so der Schulleiter der Gemeinschaftsschule Horb. Fünf Jahre habe er einen tollen geschäftsführenden Schulleiter für die Schulen in Horb, Empfingen und Eutingen erlebt. Dessen Menschlichkeit, Menschenkenntnis und Weitsicht schätze er sehr, weshalb er ihn herzlich verabschiedete: "Wir haben dich sehr gern."

Als Chef mit Herz beschrieb Johannes Metzner als Vertreter des Lehrerkollegiums den Bändiger des "Flohzirkus", den Mann mit den aufmunternden Worten, mit dem ihn zahlreiche schöne Erinnerungen verbinden. Konrektorin Heidrun Linka blickte mit Emotion auf Heiner Kists Schulzeit an der Realschule zurück. Menschlichkeit habe für ihn an erster Stelle gestanden, somit sei er neben Pädagoge, Rektor und Kollege auch Seelsorger gewesen. "Ich werde die gemeinsame Zeit vermissen", verabschiedete sie sich.

Sehr gerührt trat dann Heiner Kist auf die Bühne, der in seiner lockeren Art erklärte: "Ich soll nur zehn Minuten reden, aber jetzt habe ich mal das letzte Wort. Ich hoffe, ihr sitzt alle gut." So viel Dank könne er gar nicht verteilen, wie er müsste, weshalb er generell Danke sagte. "Ich wäre nie Schulleiter geworden, wenn ich mich hier an der Schule, unter den Kollegen und mit den Schülern nicht wohlgefühlt hätte", meinte er und fügte hinzu: "Ich würde es wieder tun." Seinen zuvor genannten Werdegang ergänzte er, dankte seiner Familie und lobte seine Realschule, in der alle zusammenrücken und füreinander da sind.

Der Schulleiter setzte sich auf seinen Platz, doch das war nicht alles. So stand Heiner Kist nochmals auf der Bühne und brachte die Anwesenden zum Lachen. Sein Abschlusssatz voll Menschlichkeit und eben Heiner-Kist-typisch klang noch lange nach: "Ich hoffe, dass das, was diese Schule ausmacht, in Zukunft weiter besteht."