"Unbeschreiblich": Der Isenburger Chor Vocalmania machte viele unvergessliche Erfahrungen in New York. Foto: Vocalmania/Greiss Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Rolf Wiechert erzählt im Gespräch von der New York-Reise des Chores Vocalmania

Horb-Isenburg. Der Chor Vocalmania ist von seiner großen Konzertreise zurück. Im Interview erzählt Rolf Wiechert, wie aufregend der Broadway-Auftritt für seine Sänger war und wie der Chor an der Reise gewachsen ist.

Herr Wiechert, Sie sind von der Konzertreise zurück – brauchen Sie nun erst Mal Urlaub, um sich von der ganzen Aufregung zu erholen?

Nein, ich bin sofort wieder eingestiegen. Eigentlich bräuchte ich Urlaub, um die nächsten Ziele zu planen, die wir uns bei Vocalmania gesteckt haben. Dazu gehört das Konzert in Horb am 2. Juli, bei dem wir unser Konzert noch mal aufführen. Wir wollen den Broadway-Glamour nach Horb bringen. Das bedeutet viel Aufwand – musikalisch und organisatorisch.

Wie war es für Sie, mit Chören aus aller Welt in der David Geffen Hall auf dem Broadway aufzutreten?

Das war eine unbeschreibliche Erfahrung. Das war unpolitische Völkerverständigung durch Musik, die auf einer besonderen Ebene verbindet: Alle sprechen für das Chorwerk "Calling all Dawns" Sprachen, die keiner kann, zum Beispiel Sanskrit. Wenn Italienisch gesungen worden wäre, hätte der italienische Chor einen Vorteil gehabt. So hat sich jeder auf ein gewisses Erlebnis eingelassen.

Sie haben auch den Komponisten des vorgeführten Werks getroffen, Christopher Tin. Wie haben Sie ihn erlebt?

Wir haben ja schon lange eine innige persönliche Beziehung in der Form, dass wir chatten und uns via Internet unterhalten. Es war eigentlich ein optisches Wiedersehen nach dem virtuellem Kontakt. Er ist ein ganz umgänglicher Typ, offen und ohne Starallüren. Vielleicht kommt er am 2. Juli zum Konzert nach Horb.

Der Broadway ist eine weltbekannte Adresse. Wie sind Ihre Sänger mit der Nervosität umgegangen?

Die Anspannung war vor jedem Tag groß. Der Höhepunkt der Aufregung war bei der Generalprobe erreicht, weil man nicht wusste, wie groß sind die Dimensionen dieses Saals, und wie wir uns dort fühlen. Wir waren sehr gut vorbereitet. Bei Unsicherheit, was das Handwerkszeug angeht, wäre das nicht leistbar gewesen.

Hat die Konzertreise den Chor musikalisch weitergebracht?

Was der Reiseprozess im Chor musikalisch und gruppendynamisch auslöst, kann man in normalen Proben nicht erreichen. Das Selbstbewusstsein jedes einzelnen zu seinem Gesang und dem, was er leisten kann, ist gewachsen. Wir sind nicht als Underdog angekündigt worden, sondern als Broadwaydarsteller – dort wusste keiner, ob Isenburg eine Großstadt oder ein Dorf ist. Das war eine einmalige Geschichte, die uns gefestigt hat in dem, was wir musikalisch tun. Wir wollen viel Spaß haben und wollen Leute begeistern und zum Weinen bringen. Das ist gelungen.

Gab es tatsächlich Tränen im Publikum?

Zuhörer haben berichtet, dass ihnen die Tränen gekommen sind. Der Broadwayeffekt war da auf unserer Seite, und die Amerikaner sind anders als wir, die erleben das intensiver.

Wie geht es weiter mit Vocalmania – es ist doch schwierig, auf so einer Reise noch was draufzusetzen?

Es wäre vermessen zu sagen, da kann man noch was Großes drauf setzen. Aber der Chor ist gereift. Seine Struktur wird sich verändern, im positiven Sinne. Neue Sänger werden hinzukommen, andere hören vielleicht auf, weil sie sagen, das war mir zu viel. Wir haben vor, unsere Literatur zu erweitern und unsere Qualität zu erhöhen. Wir wollen lokale Projekte initiieren und unser neu gewonnenes Netzwerk pflegen. Vielleicht gehen wir im Herbst nach Italien auf Konzertreise.

Sie haben auch in einer Kirche gesungen. Wie wichtig ist der christliche Hintergrund der Musik für Sie und den Chor?

Das ist unser zentrales Prinzip. Den Pfad der neosakralen Musik wollen wir auch nicht verlassen. Es gibt eine gewisse Kirchenflucht – aber Musik kann motivieren. Da versuchen wir mitzuarbeiten. Ein Konzert kann auch ein Weg sein, um Leute wieder an den Ort Kirche zu bringen.