Friedrich Gerhards Plädoyer für den Hausarzt-Job und Vorschläge zur Verbesserung

Horb/Waldachtal. Der Hausarzt-Job, den keiner mehr machen will? Der Schwarzwälder Bote berichtete am vergangenen Donnerstag über den drohenden Hausarzt-Notstand in Horb. Der Waldachtaler Arzt Friedrich Gerhard schildert seine Erfahrungen zu dem Thema.

Zur Frage des Einkommens der Hausärzte gibt es unterschiedlich Informationen. Dass viele Hausärzte auf dem Land von einem jährlichen Umsatz von 60 000 Euro aus den gesetzlich versicherten Patienten leben müssen (wie berichtet), stellt Gerhard in Frage und beruft sich auf das Deutsche Ärzteblatt vom 16. August 2013, wo als Durchschnittsreingewinn von Allgemeinärzten 181 000 pro Jahr genannt wird. Das Ärzteblatt berichte außerdem von einer leichten Steigerung im dritten Quartal 2013.

"Die Infrastruktur stimmt zumindest in unseren Landkreisen"

Dass die Ärzte immer mehr in die öffentliche Diskussion geraten, stört Gerhard. "Früher war es üblich, sich mehr auf den Inhalt seiner Arbeit zu konzentrieren, als mit Zahlen in der Öffentlichkeit zu jonglieren. Aber die Zeiten haben sich auch hier geändert, nicht zuletzt durch eine andere Einstellung zu diesem sehr schönen und einzigarteigen Beruf."

Zurückschauend, so Gerhard, mag ein Grund für den Mangel an Medizinern auch die Einführung des Numerus clausus zum Studium der Medizin sein. "So viel zur Nostalgie. Eine Schuldsuche kostet unnötige Energien, die dringend für die Weiterentwicklung des Systems gebraucht werden."

Dazu hat der Waldachtaler einige Argumente und Vorschläge. Gerhard: "Das Leben auf dem Land ist im Gegensatz zum Leben in der Großstadt selbst für einen Landarzt mit erheblichen Vorteilen und mehr Menschlichkeit verbunden. Die Infrastruktur stimmt zumindest in unseren Landkreisen." Es gebe gute Schulen, das Wohnen sei billiger und attraktiver, allein schon wegen der geringeren Feinstaubbelastung.

Die Nähe zu den Menschen sieht Gerhard als weitere schöne Seite des Hausarztberufs. Er drückt es so aus: "Selbstbesinnung der freien Ärzteschaft auf die mit ihrem Beruf verbundene Verantwortung gegenüber der Bevölkerung beziehungsweise der bei ihnen Hilfesuchenden."

Gerhard fordert allerdings ein "Eigenverantwortliches Handeln der Kreisärzteschaft in der Versorgung der Bevölkerung." Überörtlich angeordnete Versorgungsformen müssten an den regionalen Bedarf angepasst werden.

Seine weitere Forderung: "Ein Konzept zur gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung der Bevölkerung im Landkreis Freudenstadt oder gegebenenfalls auch darüber hinaus. Das heißt: auch Einbeziehung aller im Gesundheitswesen des Landkreises tätigen Institutionen."

Für wünschenswert hält der Waldachtaler Mediziner auch "endlich eine Versachlichung des Gesamtthemas. Aber leider müssen ja einige schlecht informierte Möchtegernpolitiker das Thema immer wieder emotional aufheizen".

Gerhard: "Stimmungsmache schürt die Angst und das Unverständnis bei denen, die sich in dem System des Gesundheitswesens nicht auskennen. Es gibt nur wenige Verantwortliche für das angesprochen Thema, und deren Handeln ist jetzt gefordert. Wir freuen uns dann, wenn sie uns ein ausgereiftes Konzept vorstellen, das der Bevölkerung eine sichere Versorgung garantiert und Ängste beseitigt.

Wann können wir dazu endlich eine positive Antwort erwarten?"