Agnes Maier, Georg Klein und Monika Golla checken die Ausstellung über die Künstler des Medienkunstpreises. Heute um 19 Uhr ist Eröffnung. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Georg Klein sucht Werbesprüche für sein Videoprojekt "sonic parole" / Heute Ausstellungs-Eröffnung

Von Jürgen Lück

Horb. Georg Klein hat den Hut noch auf, als er im "Belle Arti" die Spaghetti mit Gamberetti genießt. Der Medienkünstler ist auf Stippvisite in der Großen Kreisstadt, um Werbesprüche für seinen Film im "Schau!Fenster" in der Tourist-Info zu sammeln.

Ein Berliner auf Horb-Check. Retro-Brillengestell, graue Stoffhose, rotes Hemd. Medienkunstpreis-Kuratorin Monika Golla führt den Künstler, der sein Projekt "sonic parole" ab 11. Mai 2014 auf dem Video-Schirm auf dem Marktplatz zeigen will, durch die Stadt.

Er sagt: "Ich werde auf dem Marktplatz einige der wenigen Arbeiten zeigen, die ohne akustisches Element sind. Das ist eigentlich selten."

Die Idee hinter "sonic parole" erklärt der Mann mit Hut: "Im Rahmen eines Medienkunstfestivals in der O2-Arena in Berlin durfte ich die 110 Meter lange Video-Wall bespielen. Sie zeigt direkt auf Kreuzberg und die Nähe der Arena nervt die Bewohner des sich als revolutionär verstehenden Stadtteils."

"Das Produkt an sich ist zweitrangig"

Also hat Georg Klein Werbesprüche genommen, die bewusst revolutionäre Töne anschlagen. Für ihn sind Sprüche wie "Think Different" (Apple) oder "Nichts ist unmöglich" (Toyota) oder "Be a Rebel" (Tampax) Ausdruck der modernen Marktwirtschaft, wo es nur noch um die "Image-Produktion" geht: "Das Produkt an sich ist zweitrangig. Und auch die Ausbeutungsstrategie, die hinter dem Produkt steht."

Klar, dass diese Werbesprüche auf der grobkörnigen LED-Leinwand der O2-Arena, die gen Kreuzberg scheinen, für ihn wie eine "Propaganda-Maschine für die Revolution" wirkt.

Und genau diese "Propaganda-Maschine" soll ab Mai auch auf dem Marktplatz laufen. Klein: "Dort sollen auch Werbesprüche integriert werden, die ich in Horb gefunden habe."

Er holt seine Samsung-Digitalkamera aus der Tasche. Dick, älteres Modell. Mitte 2000 bis 2009, schätze ich. Klein hat das Schaufenster des Multimedia-Shops in der Altheimer Straße fotografiert: "Working Miracles".

Aufgegessen. Klein und Golla wollen los. Der Medienkünstler: "Ich schaue mir den Ort für die Installation genau an und konzipiere sie so, dass die Menschen, die vorbeikommen, auch einbezogen werden."

Also auf Richtung Marktplatz. Schnell noch einen Espresso auf der Sonnenterrase vom Café Kipp, damit der Künstler auch Horb und das Neckartal von oben in der Sonne sieht.

Dann kommt Monika Golla rein und bittet ins Bürgerkulturhaus. Agnes Maier ist gerade dabei, die Bilder zu richten. Für die Vernissage heute, in der sich alle Künstler des MedienKunstpreises vorstellen.

Golla und Georg Klein schauen sich Selbstdarstellungen der Künstler an. Jeder von ihnen hat eine Fläche von zwei mal DIN A 3. Maier: "Hier fehlen die ›üs‹ im Text." Klein schaut drauf, meint: "Ich würde das so lassen. Das ist das Konzept des Künstlers. Dadurch entstehen Lücken im Text – das ist großartig."

Und wie findet er die Ausstellung? Klein: "Ich finde gut, dass der Medienkunstpreis in Horb so präsent ist. Durch diese Ausstellung erfährt man, was der Hintergrund jedes Künstlers ist."

Nachdem er noch die Hängung seiner eigenen "Doppel-Seite" gecheckt hat, geht es endlich zum Schaufenster. Klein fragt mich nach einer Zigarette. Setzt sich auf die schwarze Bank vor dem Schau!Fenster und schaut sich das Video "Portraits" von Agnes Jänsch an. Lächelt, zieht an der Zigarette und lässt alles auf sich wirken.

Dann sagt er: "Das ist ja was, um sich reinzugucken. Man fängt an zu überlegen, was spielt sich in den Gedanken hinter den Gesichtern ab."

Der Medienkünstler mit Hut hat offenbar genug Eindrücke von Horb gesammelt. Er drückt mir noch seine Visitenkarte in die Hand und geht dann mit Monika Golla Richtung Künstlerhaus: "So, jetzt müssen wir was arbeiten."

Weitere Informationen: Heute, 19 Uhr. Eröffnung der Ausstellung "die 12 Künstler stellen sich vor". Bürgerkulturhaus. Morgen um 19.30 Uhr ist der Salon zum aktuellen Video des Medienkunstpreises im Weinkontor Georg Djuga, Marktplatz 18.