Stiftskantor und -organist Reinhard Kluth zeigte die Klangfülle und die Raffinessen der Stifstorgel. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchenmusik: Orgelführung beeindruckt mit Musik und Streifzug durch 500 Jahre Historie

Zahlreiche Zuhörer sind am Freitagabend zur konzertanten Orgelführung gekommen. Sie wurden von Stiftskantor und -organist Reinhard Kluth und Orgelforscher Norbert Geßler durch die Horber Orgelgeschichte geführt.

Horb. Den Anfang machte Reinhard Kluth an der von Orgelbaumeister Tilman Trefz vor zwei Jahren fantastisch restaurierten Stiftskirchenorgel.

Die Führung begann auf der Empore mit einer Demonstration der einzelnen Orgelregister und ihrer vielfältigen Klangmöglichkeiten. Mit großem Engagement erläuterte Reinhard Kluth die Besonderheiten der Horber Orgel, und man merkte ihm förmlich die Freude an, auf diesem Instrument spielen zu können. Das anschließende etwa halbstündige Konzert genossen die Zuhörer unten im Kirchenschiff.

Dazu hatte der Organist Werke ausgewählt, bei denen er die klanglichen Möglichkeiten und die Besonderheiten der verschiedenen Epochen und Nationalstile demonstrieren konnte. So erklangen Werke von Leonhard Kleber – der 1517/18 an der Stiftskirche Organist war – Girolamo Frescobaldi, dem französischen Barockkomponisten Jean Adam Guilain und Joseph Rheinberger. Und mit der d Moll Toccata, der dorischen, war natürlich auch Johann Sebastian vertreten.

Im Anschluss an dieses begeisternd aufgenommene Konzert, bei dem Reinhard Kluth seine Virtuosität meisterhaft beweisen konnte, führte Norbert Geßler im Gasthaus Schiff mit einem Bildervortrag durch 500 Jahre Horber Orgelgeschichte.

Angefangen von der Stiftung der Organistenstelle am Horber Stift, der so genannten Orgelpfründe, durch König Maximilian, dem späteren Kaiser, über die Orgeln der barocken Stiftskirche – die auf einem Grundriss des Horber Lithografen Josef Schott zu sehen waren – bis zu den verschiedenen Orgelerweiterungen des 19. und 20. Jahrhunderts lauschten die Zuhörer gebannt den Ausführungen. Trotz der etwas trocken und akademisch anmutenden Materie ist es Norbert Geßler gelungen, seinen Vortrag durch heitere Anekdoten kurzweilig zu gestalten und unterhaltsam aufzulockern.

Trefz-Orgel gilt in Fachkreisen als außerordentliches Instrument, das die Orgellandschaft der Diözese bereichert

Ein wesentlicher Teil des Vortrags war dem Rottweiler Bildhauer Adam Bertsche gewidmet, der 1742 den herrlichen Orgelprospekt geschaffen hat. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der jüngsten Orgelrestaurierung durch Orgelbaumeister Tilman Trefz. Ihm ist das Meisterstück gelungen, in das alte, sehr beengte Gehäuse eine Orgel mit 34 Registern einzubauen, die durch ihre Disposition, das heißt die Auswahl und die Kombinationsmöglichkeiten der verschiedenen Register, klanglich und technisch höchsten Anforderungen genügt.

Die Trefz-Orgel wird in Fachkreisen nicht umsonst als außerordentliches Instrument gelobt, das die Orgellandschaft der Diözese bereichert. Mit begeistertem Applaus bedankten sich die Zuhörer bei Reinhard Kluth für das fantastische Orgelkonzert und bei Norbert Geßler für den interessanten und kurzweiligen Bildervortrag.