Kultur: Vocalmania und Coro di Villimpenta konzertieren gemeinsam und schauen dann Fußball-EM
Von Florian Ganswind
In Bordeaux spielen Deutschland und Italien am Samstag bei der Fußball-EM gegeneinander – in Horb singen Deutschland und Italien miteinander. Der Isenburger Chor Vocalmania empfängt den italienischen Coro di Villimpenta.
Horb. Als Vocalmania-Chorleiter Rolf Wiechert das gemeinsame Event mit seinem italienischen Kollegen Mattia Lorenzetti plante, konnten beide nicht wissen, dass sie für das Konzert den Abend des EM-Spiels zwischen Deutschland und Italien erwischen würden. "Das ist schon ein witziger Zufall. Der Abend ist somit ein komplett deutsch-italienischer Abend", schmunzelt Wiechert.
Beide Chöre lernten sich in New York kennen. Mit einem Youtube-Film hatte Vocalmania das Interesse des Komponisten Christopher Tin erregt, der daraufhin den Chor im April zu einem Konzert nach Amerika einlud. Dort durfte der Isenburger Chor am Cyclus "Calling all Dawns" in der David-Geffen-Hall am Broadway mit anderen Chören aus aller Welt mitwirken. Mit dabei war auch der italienische "Coro di Villimpenta".
Zwischen den beiden Chören entstanden große Sympathien, sodass man auch nach dem großen, gemeinsamen Erlebnis in New York in Kontakt blieb – und zusammen Pläne schmiedete. Herausgekommen ist ein festliches Konzert mit hauptsächlich geistlichem Inhalt am morgigen Samstag in der Horber Stiftskirche ab 19.30 Uhr.
35 Sängerinnen und Sänger und ihr Dirigent aus der Gegend um Mantua in Norditalien machen sich heute auf den Weg mit dem Bus nach Horb. Mit ihrer Ankunft wird um zirka 14 Uhr gerechnet. "Alle Chormitglieder sind privat untergebracht", so Rolf Wiechert. Nach rund zehnstündiger Fahrt sei dann ziemlich schnell die erste von zwei Proben angesetzt. Im Anschluss macht das große Projektorchester mit. Auch am Konzerttag selbst wird noch einmal geprobt. Mehr gemeinsame Zeit bleibt nicht. Damit das reicht, habe es eine Vorbereitung in gemeinsamer Abstimmung über die große Entfernung hinweg gegeben, so Wiechert.
Im ersten Teil des Konzerts wird zunächst Vocalmania alleine auftreten. Dann wird ein History-Medley zu hören sein. Zusammen mit den italienischen Chorfreunden wird dann im zweiten Konzertteil das Werk von Christopher Tin, das auch in New York zu hören war, komplett aufgeführt werden. "Kia hora te marino" wird dann auch auf Maori zu hören sein. "Mein Friede ist allenthalben", so die Übersetzung des Gesangs, mit dem der Cyclus schließen wird.
In lebhafter Erinnerung ist Wiechert geblieben, wie der Neuseeländer Jerome Kavanagh, nur mit einem roten Lendenschurz bekleidet, diesen Maori-Song in der New Yorker David-Geffen-Hall vortrug, seine Streitaxt schwingend, und mit lauten Kriegsrufen untermalte. In vielen Chorproben haben sich beide Chöre diesen komplexen zwölfteiligen "Cyclus" in verschiedenen Sprachen erarbeitet.
Zum Abschluss wird aber auch noch die heimliche Chorhymne von Vocalmania zu hören sein: "Ich war noch niemals in New York." Wiechert: "Udo Jürgens und sein Lied kennt man auch in Italien. Wir haben es für den Chor in italienischer Sprache übersetzt."
Schluss ist an dem Abend dann aber noch lange nicht. Die musikalische erste Halbzeit wird dann zur sportlichen zweiten Halbzeit. Das Konzert soll pünktlich zum Beginn des EM-Spieles beendet sein.
Bei dem sich an das Konzert anschließende Zusammensein werde es mit Sicherheit technische Möglichkeiten geben, das Spiel zu verfolgen. Das habe sicher einen besonderen Reiz, das Spiel mit den Gästen aus Italien zu verfolgen, freut sich Wiechert jetzt schon.
Am Sonntag fahren die Gäste wieder ab. Zuvor gibt es noch eine Stadtführung und einen Empfang im Horber Rathaus.
Weitere Informationen: Restkarten gibt es noch an der Abendkasse. Vocalmania Isenburg stimmt seine Besucher ab 17.30 Uhr auf dem Platz vor der Siftskirche mit einer Bewirtung auf das Konzert ein, die Kirche öffnet um 18.30 Uhr, das Konzert beginnt um 19.30 Uhr.
