Beim Jahreskonzert wurden verdiente Musikerinnen und Musiker geehrt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Von Feuerwehrleuten, Piraten, Indianern und Freiheitskämpfern: Musikkapelle musiziert niveauvoll und regt Fantasie an

Die Musikkapelle Altheim hatte auf Samstag zum Weihnachtskonzert mit gleichzeitigem Jahresabschluss in die Festhalle eingeladen. Die weihnachtlich geschmückte Halle war wieder einmal komplett gefüllt.

Horb-Altheim. Die Freunde konzertanter Blasmusik wissen, mit welch reicher Klangfülle das Altheimer Oberstufenorchester aufzuspielen vermag. Vorstand Simon Pfeffer nahm gleich zu Beginn der Veranstaltung die Gelegenheit wahr, allen Musikerinnen und Musikern für die engagierte Arbeit im vergangenen Vereinsjahr Danke zu sagen.

Durfte der Verein im vergangenen Jahr sein 90-jähriges Bestehen feiern, so stand in diesem Jahr ein großer Schnitt an der Spitze der Aktivenkapelle an. Christian Pfeffer übernahm das Amt des Dirigenten von vom langjährigen Orchesterleiter und heutigem Ehrendirigenten Karl-Heinz Kläger, der den Klangkörper formte und ihm einen besonderen Sound gab. Pfeffer wusste, dass er eine große Aufgabe übernahm, unterstrich jedoch schon allein bei der Auswahl der Stücke, dass er bei seinem ersten großen Auftritt keine Scheu vor fulminanten Arrangements hat.

Ein Blick in das sehr aufwendige und künstlerisch durchaus ansprechend gestaltete Programmheft versprach einen grandiosen Konzertabend.

Bevor Pfeffer seine immerhin 74 Musiker – darunter sechs Gastmusiker – auf die Bühne bat, durfte Patrik Burt mit dem Jugendorchester zeigen, wie gut auch der Altheimer Nachwuchs ist.

Mit einem Tatütata der Trompeten, das sich in Ansätzen als roter Faden durchs ganze Stück zog, dem treibenden Schlagwerk und dem dumpfen Grollen des tiefen Blechs, mit immer wieder eingestreuten Dissonanzen, skizzierten die Jungmusiker im Stück "Firefighters" den Einsatz an einem Brandort. Als dieser Brand gelöscht war, mit dem ersten herzlichen Applaus auch das Lampenfieber etwas sank, zogen die Jungmusiker in die musikalische Schlacht gegen die "Pirates of the Caribbean", ein Kampf, bei dem sie immer voll im Takt waren und den sie mit gekonnt gesetzten Zwischentönen und toller Instrumentenbeherrschung gewannen. Zum Abschluss ihres Auftritts verteilten sie als Muntermacher "Tequila", und mit dem rhythmischen Beitrag "Sun Calypso" als Zugabe verabschiedete sich die Jugendkapelle von einem begeisterten Publikum.

Und dann war Zeit für den großen Auftritt von Christian Pfeffer, dem sein Bruder Simon in der Begrüßungsansprache eine ruhige Hand am Taktstock und ein gesundes Maß an Nervosität wünschte. Die ruhige Hand hörte man sofort, von der Nervosität war nichts zu spüren. Der junge Dirigent stieg mit einem Stück in dieses Jahreskonzert ein, das sofort von allen Registern allerhöchste Konzentration und punktgenaue Umsetzung der Intonation verlangte. "The Last of the Mohicans" (Der letzte Mohikaner) erzählt die Geschichte eines Massakers und den verzweifelten Kampf um die Befreiung zweier Frauen. Dumpfe Trommeln, stampfender Rhythmus und strahlend hohes Blech bildeten die Ouvertüre zu einem wunderbaren Klangbild, das man sich eigentlich nicht schöner wünschen kann. Im Stück setzte der Arrangeur jedoch immer wieder auf die harten Unterbrechungen, streute Akzente ein, die an ein wirkliches Massaker erinnerten, um ein paar Akkorde später dann mit weichen, leisen Tonpassagen nicht nur bei den Musikern die Emotionen zu wecken.

Was die Altheimer Kapelle bot, das war moderne Blasmusik in ihrer schönsten Fasson. Die Musikerinnen und Musiker spielten nicht einfach ein Stück, nein, sie erzählten mit jedem einzelnen Ton eine Geschichte. Eine Geschichte, die überall auf der Welt verstanden wird, denn die Sprache der Musik ist universell. Doch auch die muss man beherrschen – und die Altheimer tun dies. Sie ließen im Laufe des Abends nicht nur den Vesuv im Werk "Pompeji" explodieren, sondern bildlich gesprochen auch das Schlagwerk und das Blech, nutzten bei der Vertonung des Lebens des Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer sogar ihre Notenblätter als zusätzliche Klangfarbe und holten mit der "Bohemian Rhapsody" ein Meisterwerk der Pop-Kultur in die Altheimer Mehrzweckhalle. Natürlich dürfen bei einem Weihnachtskonzert einer Blaskapelle weder ein Marsch noch die Weihnachtslieder fehlen. Die Besucher mussten war ein wenig warten, doch im Zugabenteil erklangen mit "Stadt Grenchen" der Marsch und mit dem Potpourri "Happy Christmas" ein Sammlung der schönsten Weihnachtslieder. Christian Pfeffer lieferte mit diesem Weihnachtskonzert ein großartiges Debüt als Chefdirigent ab – doch sein ebenso großartiges Orchester machte es ihm auch leicht.

Hans Dreher, der Vorsitzende des Blasmusikkreisverbandes Freudenstadt, durfte im Laufe des Weihnachtskonzertes zusammen mit Markus Singer, Vorsitzender der Musikkapelle Altheim, noch einige Musikerinnen und Musiker für ihr langjähriges Engagement ehren. Orchestersprecherin Marion Fischer sowie Karoline Kläger sind seit 30 Jahren im Verein aktiv. Dafür wurden sie mit der Ehrennadel des Baden-Württembergischen Blasmusikverbands (BVBW) in Gold und einer entsprechenden Urkunde ausgezeichnet. Für 20 Jahre im Orchester wurde Diana Scherrmann geehrt. Sie bekam die Ehrennadel in Silber. Über die Ausführung in Bronze darf sich Nick Singer freuen, der seit zehn Jahren im Trompetenregister spielt. Im nächsten Jahr darf im großen Orchester auch Simon Singer Platz nehmen, der mit bestandener D2-Prüfung seinen Platz dort sicher hat.