Gespräch in der Horber Stadtbücherei, von links: Ernst Dieter Rossmann, Monika Bauer, Robert Herrmann, Saskia Esken und Peter Rosenberger Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtbücherei: SPD-Abgeordnete zu Gast

Horb. "Ich heiße Sie willkommen in unserer kleinen, aber feinen Stadtbücherei", begrüßte Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken aus dem Wahlkreis Calw/Freudenstadt und ihren Kollegen Ernst Dieter Rossmann aus dem fernen Pinneberg. Im Rahmen einer Reihe von Bildungseinrichtungen im Wahlkreis waren die beiden Volksvertreter am vergangenen Dienstag auch in der Horber Stadtbücherei zu Gast.

 I m Mittelpunkt der Diskussionsrunde mit dem Oberbürgermeister, der Bibliothekarin Monika Bauer und dem Fachbereichsleiter für Bürgerdienste, Robert Herrmann, stand die Rolle und die Zukunft kommunaler Büchereien in Zeiten der Digitalisierung: Wird das gedruckte Buch in den kommenden Jahren an Wichtigkeit verlieren? Ist die Einrichtung einer E-Bibliothek für die Ausleihe digitaler Medien, wie zuletzt in Horb geschehen, konsequenterweise die Zukunft der Bibliotheken?

"Es ist immer wieder ein harter Kampf!" Mit diesen Worten beschreibt Oberbürgermeister Rosenberger die schwierige Aufgabe, das Angebot der Stadtbücherei in Zeiten knapper Kassen zu erhalten. Im Jahr 2000 konnte eine Schließung mithilfe des Engagements von Bürgern abgewendet werden.  OB Rosenberger ist dankbar, er nennt die Stadtbücherei "für ganz Horb einen wichtigen An- laufspunkt". Bibliothekarin Bauer ist stolz auf stattliche 12 000 Medien im Angebot, die sie nach Möglichkeit beim örtlichen Handel einkauft. Derzeit präsentiert die Stadtbücherei diesen Medienbestand auf arg eng bemessenem Raum. Der Oberbürgermeister deutete eine vorsichtige Hoffnung auf größere und zudem barrierefreie Räumlichkeiten an: "Wir hoffen ja insgeheim, dass die Polizei Horb ihr Gebäude bald räumt. Ich habe schon Ideen, wie wir uns dort ausbreiten könnten."

Besonderes Interesse zeigten die Abgeordneten am Angebot der "eBib" in Horb, die den Besuchern einen Katalog von rund 900 Büchern und Hörbüchern im Wege der online-Ausleihe, kurz "onleihe", bereitstellt. Im Verbund mit anderen, teils erheblich größeren Büchereien in der Region hat man sich diesem Angebot angeschlossen, um als Stadtbücherei nicht abgehängt zu werden. Bislang ist die Nachfrage nach der Ausleihe von E-Books allerdings überschaubar. "Auch die Jugend will beim Lesen gerne Papier in der Hand halten", erklärt Bauer. Immerhin wüchsen die Kinder auch heute noch mit Papierseiten und der Haptik des Buches auf. Die Nutzer seien überraschenderweise eher ältere Menschen, die die Bequemlichkeit der großen Buchstaben beim E-Book schätzen. "Höhere Nutzerzahlen haben wir allenfalls in der Urlaubssaison, wenn der Koffer nicht so schwer werden soll", sagt Bauer. OB Rosenberger vermutet, dass viele Nutzer die Möglichkeiten der "onleihe" noch gar nicht kennen.

Saskia Esken, die sich als Abgeordnete in Berlin mit dem digitalen Wandel beschäftigt, gibt zu, dass auch sie die Belletristik am liebsten in gedruckter und gebundener Form genießt. Dennoch freut sie sich über die Öffnung der kommunalen Bibliotheken: "Der digitale Wandel vollzieht sich schneller als wir uns das vorstellen können. Und die Nachfrage kann ja erst mit dem Angebot und seiner Bekanntheit wachsen."  Das Treffen endete mit einer kleinen Führung durch die Bücherei, währenddessen auch die mögliche Einrichtung einer neuen, modernen Theke, von neuen Computerplätzen und das Angebot von E-Readern als Leihgeräte angesprochen wurde. "Die Stadt Horb hat ja eine sehr aktive, gut vernetzte Kulturszene", lobte Esken zum Schluss und unterstrich: "Ich freue mich, wenn der digitale Wandel auch auf der Ebene der Kommunen mitgedacht wird. Das gilt nicht nur für den Breitbandausbau, sondern eben auch für die Verwaltungen, die Kultur- und Bildungsangebote und vieles mehr."