Kommunales: Bürger bewerten ihr Dorf: Frage nach dem "Wohlfühlfaktor" bekommt Bestnote 1,6

Von Marly Scharnowski

Rottenburg-Obernau. Der Nebenraum der Rommelstalhalle war am Mittwochabend voll mit Besuchern. Es ging um einen von der Gemeinde erstellten Fragebogen mit zehn Punkten.

Was finden Sie gut in Obernau, was sollte verbessert werden? So lauteten zwei der Fragen. Insgesamt 220 Bögen waren verteilt worden, 91 verwertbare Antworten kamen zurück. Ortsvorsteher Horst Schröder wies bei der Begrüßung darauf hin, dass es dazu viele weitere Fragen gegeben habe, doch nicht alle könne man an diesem Abend beantworten. Am Montag in der Gemeinderatssitzung sollen Prioritäten gesetzt werden.

Silke Clausen stellte dann in einer Schau den Ort Obernau vor. Dabei blieb nicht unerwähnt, was bisher geleistet und verbessert wurde: der Dorfplatz, das neue Feuerwehrhaus, die Erneuerung der Neckarbrücke und das Haiba-Areal. Anstehende Projekte sind die Sanierung der Rommelstalhalle, der Torweg und das Jugendhaus.

Gespannt wurde auf das Ergebnis der Umfrage gewartet, das Fabian Wütz in einer Präsentation dokumentierte. Die Punkte 1 bis 10 wurden ähnlich wie in der Schule mit Noten bewertet. Punkt 1, Lebensqualität, bekam eine Durchschnittsnote von 1,9. Bemängelt wurde die Verschmutzung durch Hundekot, aber umgekehrt von den Hundehaltern, dass es zu wenig "Dog-Stationen" gibt, in denen die Tüten entsorgt werden können. Besser ausgebaute Wander- und Waldwege wünschten sich einige.

"Ungepflegter" Zustand des Friedhofs wird bemängelt

P unkt 2, die Familienfreundlichkeit, schnitt mit 3,0 gut ab, der Spielplatz sollte gepflegter sein. Die Vereine und deren Angebote (Punkt 3) scheinen vorbildlich zu sein, sie wurden mit 1,8 bewertet, gefolgt vom Angebot für Senioren (4) mit 2,3.

Schlechter schnitt das Jugendhaus (5) ab. Der Wunsch, die Altersbegrenzung aufzuheben, soll für ältere und jüngere Besucher gelten, wobei sich kein Jugendlicher unter 18 Jahren an der Frageaktion beteiligt hatte. Das Angebot der Kirchengemeinden (6) erreichte die Note 2,4. Bemängelt wurde der "ungepflegte" Zustand des Friedhofs. Es wird ein eigener Pfarrer gewünscht, und man regt Beerdigungen in einem "Friedwald" an.

Die Verkehrssituation (7) wurde mit der Note 4,3 "abgestraft". Die meisten Bürger wollen eine bessere Anbindung des ÖPNV, die Parksituation ist nervig, und vier Bewohner wünschen sich einen Bahnanschluss.

Deutlich besser sind die Einkaufsmöglichkeiten (8), sie wurden mit 3,3 bewertet. Das Angebot ist gut, der Laden soll langfristig erhalten bleiben. Der Bürgerservice des Ortschaftsrates (9) wurde mit 2,4 bewertet, mehr Bürgernähe und optimale Öffnungszeiten sind gewünscht. Die wohl wichtigste 10. Frage: fühlen Sie sich in Obernau wohl? Sie bekam die aussagekräftige Note 1,6. Natur, Lage, Vereinsleben, Veranstaltungen harmonieren – Wünsche nach einem Café oder einer Kneipe wurden von fünf Befragten geäußert, über wilde Mülldeponien ärgern sich fünf der Befragten. 

Bei der anschließenden Fragestunde ging es unter anderem um ein Schuppengebiet, das vor allem der Obst- und Gartenbau-Verein schmerzlich vermisst. Das Problem ist bekannt, die Gemeinde hat sich damit schon intensiv beschäftigt, sieht aber kaum eine Möglichkeit, es umzusetzen. Ein Zuhörer sagte: "Immer diese Regelungen und Gesetze, da könnte man ..." 

Dieses Jahr wurden viele Bäume gefällt und Sträucher zurückgeschnitten. Äste und Rinde blieben dabei oft liegen. "Das erinnert an Müll und verführt auch dazu, dort welchen abzuladen", sagte eine Bürgerin. Ortschaftsrat Buchholz erklärte, dass dieses Handeln keine Schlamperei ist, sondern einer neuen "Wald-Politik" entspricht.

Eine weitere Bürgerin fragte: "Wie kann man unsere alten und pflegebedürftigen Dorfbewohner möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung lassen? Gibt es die Möglichkeit einer Pflegeeinrichtung?" Eine Lösung werde es in absehbarer Zeit nicht geben.

Wühlmaus-Befall am Sportplatz: Schröder verspricht rasche Hilfe

Lebhaft diskutiert wurde über die Bushaltestelle. Sie liegt nach Ansicht Einzelner zu weit vom Ortskern entfernt. Das Argument, dass am bisherigen Standort mehr Platz ist, wurde akzeptiert. Dabei wird speziell an Kinder gedacht, die während der Wartezeit springen und toben. Auch der Sportplatz wurde moniert. Nach einem Wühlmaus-Befall hat er sich eher zum Acker gewandelt und ist kaum bespielbar. OV Schröder versprach rasche Hilfe.

Oberbürgermeister Stefan Neher ging auf einzelne Fragen ein: Der öffentliche Nahverkehr sei Sache des Landkreises, dort würden die Ausschreibungen erstellt und den einzelnen Unternehmern der Zuschlag erteilt.

Was das Schuppengebiet betrifft, so gebe es viele gesetzliche Auflagen, die eingehalten werden müssen. Bei den vorgeschlagenen Gebieten sei das nicht gegeben. Auch der wichtige Punkt, die älteren Bewohner möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung zu lassen, sei eine Frage der einzelnen Sozialdienste und somit eine Frage der Finanzierung.

 Im Übrigen zeigte er sich beeindruckt von der Umfrageaktion. Sie sei gut gelaufen und bringe verschiedene Einzelheiten an den Tag, die nachdenkenswert seien.

Die lockere Art, wie Horst Schröder den Abend anging, offen, ehrlich, charmant und bürgernah, ist bemerkenswert. Das untermauerte auch Nehers Aussage: "Es ist erfreulich, hier zu leben."