Ein Paar aus Horb wollte im Oktober nach Thailand reisen und buchte den Flug im Internet. Doch der Online-Reisevermittler ist nun insolvent. Foto: SB-Archiv

Horber sind Opfer von Internetbetrug. Weitere 5000 Touristen von Online-Reisevermittler geprellt.

Horb - Sie lieben beide den Abenteuerurlaub: Anja Schneider und Thorsten Michaels (Namen von der Redaktion verändert) hatten ihren diesjährigen Trip schon durchgeplant. Das Reiseziel: Thailand. Doch dann kam die große Ernüchterung. Der Flug ist weg, auf den Kosten bleiben die beiden wohl sitzen.

Die beiden Horber gehören zu den rund 5000 geprellten Touristen, die ihre Reise über den Online-Reisevermittler "Ticket Point" aus Gelsenkirchen gebucht haben. Die Insolvenz des Unternehmens hat deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt. Ein Mitarbeiter soll Kundengelder veruntreut haben: insgesamt 1,77 Millionen Euro. Das Geld der Reisenden ist beim Reiseveranstalter nie angekommen. Viele erfuhren erst am Ticketschalter am Flughafen davon.

Anja Schneider und Thorsten Michaels traf diese Nachricht völlig überraschend. Denn einen Verdacht schöpften die beiden zunächst nicht. Der Reiseveranstalter machte einen seriösen Eindruck. Die Internetsuchmaschine zeigte die Webseite dieses Anbieters als eine der ersten an.

Nur positive Berichte

Das Pärchen ist alles andere als reise- und internetunerfahren. Und etwas Negatives war bis dahin nicht über den Anbieter "Ticket Point" zu hören. Im Gegenteil, wer sich über den Reisevermittler im Internet informierte, erhielt nur positive Berichte.

Ticket Point warb sogar eine zeitlang damit, mit dem Bund deutscher Kriminalbeamter (BdK) eine strategische Partnerschaft eingegangen zu sein. Tatsächlich bot der BdK bis zum 21. Dezember 2009 für seine Mitglieder vergünstigte Reisen über "Ticket Point" an. In einem älteren Informations-Flyer des BdK heißt es: "Die Ticket Point Reisebüro GmbH (Gelsenkirchen) ist mit einer zehnjährigen Erfolgsgeschichte eines der führenden unabhängigen Reisebüros im Ruhrgebiet und bietet sämtliche Dienstleistungen rund um das Thema Reise.

Im Angebot sind alle Arten touristischer Aktivitäten. Unter www.ticketpoint.de finden sich alle nötigen Informationen; es ermöglicht auch die internetbasierte Reiseplanung rund um die Uhr." Die Zusammenarbeit sei laut Andre Schulz, stellvertretender Bundesvorsitzender des BdK, nur aufgelöst worden, weil zu wenig BdK-Mitglieder das Angebot genutzt hätten. Schwierigkeiten habe es mit dem Unternehmen in der Zeit der Zusammenarbeit nie gegeben. "Es ist natürlich ärgerlich, dass bei der Internetsuche öfter noch diese Partnschaft auftaucht. Das Internet vergisst nicht."

Auf die Informationen aus dem Internet verließ sich auch das Horber Pärchen. Als einige Tage später immer noch kein "E-Ticket" im Mail-Posteingang ankam, frage Anja Schneider telefonisch bei dem Unternehmen nach. "Dies ist normalerweise üblich", erzählt die Horberin. Kurze Zeit später kam dann per E-Mail eine "Rechnung und Bestätigung". "Das fand ich zwar ungewöhnlich, aber wir haben uns darauf verlassen."

"Jeder Geprellte sollte Anzeige erstatten"

Ende Juli erreichte das Paar erneut eine E-Mail – mit unerfreulichem Inhalt. "Ticket Point" teilte mit, dass aufgrund eines Mitarbeiterbetrugs der Geschäftsbetrieb eingestellt wurde und Insolvenz beantragt worden sei. Nach der Eröffnung des Verfahrens werde der Insolvenzverwalter die Geschädigten anschreiben, damit die Insolvenzforderung zur Insolvenztabelle angemeldet werden könne.

1700 Euro sind erst einmal weg

Rund 1700 Euro sind erst einmal weg für die beiden Horber. Thorsten Michaels ging sofort zur Horber Polizei und erstattete Anzeige. "Wir haben bei der Polizei erfahren, dass wir in Horb und Umgebung nicht die einzigen sind", erzählt Anja Schneider. Auch machte ihnen der Polizist wenig Hoffnung, dass das Paar sein Geld wiederbekommen würde. "Jeder Geprellte sollte dennoch Anzeige erstatten. Je mehr es sind, desto eher wird der Betrüger auch bestraft", meint Anja Schneider trotzdem. Beide nahmen sich auch einen Anwalt aus Rottenburg, der auf Reisebetrug spezialisiert ist.

Anja Schneider und Thorsten Michaels hatten gehofft, dass ihnen das Flugunternehmen entgegenkommt. Doch dieses hat schon geantwortet: Die Horber sollten bitte von weiteren Forderungen Abstand nehmen. Ihre Reisepläne haben sie trotz dieses Schocks nicht aufgegeben. Und auch im Internet wollen sie noch buchen. "Das kann einem überall passieren", sagt die Geschädigte. Ob die Reise wirklich nach Thailand gehen wird, wissen die beiden Horber allerdings noch nicht.