Begeisterung über mitgebrachten Kuchen sieht anders aus – aber den "Drei vom Dohlengässle" steht der Sinn ohnehin mehr nach Klatsch als nach Kaffee. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: "Die Drei vom Dohlengässle" im Kloster: Die neue Dritte im Bund der Tratschtanten wird begrüßt

Horb. Was macht die schwäbische Hausfrau wenn sie Besuch erwartet? Klar, sie entwickelt eine rechte Hektik, schaut noch mal schnell in alle Ecken, wischt prophylaktisch die allerletzten Staubkörnchen weg, deckt den Kaffeetisch und poliert das Besteck durch Anhauchen und Reiben am Blusenärmel nach.

Dies taten auch die "Zwei vom Dohlengässle", Josephe (Dietlinde Elsässer) und ihre Nachbarin Hildegard (Ida Ott), als sie auf den weiblichen Zuzug im Dohlengässle warteten, der sich zum ersten Besuch telefonisch bei den Nachbarinnen angemeldet hat.

Fast zwei Jahre waren Dietlinde Elsässer und Ida Ott nach dem Tod von Isolde Neu nur noch zu zweit unterwegs, doch nun fanden sie im Theater Lindenhof mit Gina Maas, die ab sofort die Emma verkörpert, eine neue Dritte für ihre Schwatz- und Tratschgemeinschaft.

Und gemeinsam mit den Glücklichen, die für den ersten Auftritt der "Drei vom Dohlengässle" im Horber Kloster Karten ergattern konnten, warteten die zwei nun voller Spannung auf die Neue. Da die Vorfreude ja bekanntlich zu einer der schönsten Freuden gehört, frönten Josephe und Hildegard dieser dann auch ausgiebig. Wie sie wohl aussieht, die Neue? Ob sie so ein heiliges Blockflötengesicht habe oder einen Zenken im Gesicht spazieren trägt, mit dem sie Zwetschgen vom Baum runterstupfen kann? "Joh vielleicht isch des au so a Hippie mit Hampf", mutmaßte Josephe und zauberte damit ihrer Freundin ein seliges Lächeln ins Gesicht. "Ha dah Humphrey (Bogart), des war a toller Mah – den han i gern gseha", brachte sie Hanf und Humphrey gleich in die für sie passende Konstellation.

Natürlich machten die zwei sich auch Gedanken über das eigene Aussehen, denn der erste Eindruck zählt. "Du fährst dir am besta mit Spucke über deine Semmelfanza – dann siehst aus wie die Doris Day nach einer Explosion", lautete ein Tipp von der Josephe. Dass im Dohlengässle, in dieser "Klemperleskommöde", ein sehr gepflegtes Schwäbisch gesprochen wird, versteht sich von selbst. "Man sagt net man secht, sondern man secht: man sagt", lautet eine kleine Lektion so ganz nebenbei. "Kannst du mir das bitte übersetzen", so eine Frau in den hinteren Reihen verzweifelt zu ihrem Nebensitzer.

W ährend die Besucherin noch weiter über den Hintersinn der Wortspiele nachdachte, nahmen die Überlegungen über das Aussehen der Neuen immer groteskere Formen an. "Die könnt ja au die Freundin vom Brad Pitt sein, aus dem Knast kommen, ein couragiertes Mann-Weib mit lila Strümpf sein, eine Vegetarierin mit grünem Gesicht oder gar eine Noblesse-Baroness. Auch über den Kuchen, den die Frau, die in das Haus von der verstorbenen Martha eingezogen ist, mitbringen wird, machten sich die beiden neugierigen Weiber so ihre Gedanken. "Einen schmandtropfenden Apfelkuchen, einen Käskuchen mit Zibeba oder gar eine Sahnetorte mit Eierlikör-Amaretto-Überzug – des wär gar nicht schlecht", groovten sie sich schon mal auf die Köstlichkeiten ein, die ihnen so zum echten Bohnenkaffee passend erschienen.

Bekommen haben sie dann einen selbst aus der Mülltonne geklauten Industriehefekranz, bei dem das Haltbarkeitsdatum nur knapp abgelaufen war. "Tschololah Bala" so stellte sich die Neue vor, die exotisch aussah, aber trotzdem eine schwäbische Kittelschürze trug und denglisch radebrechend für Stimmung sorgte. "Aha – die moint: Grüß Gott", war für die Hildegard sofort klar, und schnell wurde das vorbereitete "Jetzt Grüßgott"-Banner ausgerollt. "Ik freu mich über eure offengetürte Freundlichkeit", so Emma. Zum Hefekranz fiel der Josephe dann auch nur ein: "Erst wenn’s Katz nemme frisst, dann kommt’s bei uns in den Saukübel."

Die "Drei vom Dohlengässle sind wieder komplett, die Neue passt wie aus dem FFF (Fetzig, frei und Fun) ins Gässle, die Themen über die man lästern und philosophieren kann, gehen ihnen mit Sicherheit auch nicht aus, und wohin die Reise gehen wird, das steht schon fest: "Emmer der Nas nach – des Fidla wird schon hinterher komma."