Horber Berufsschüler besuchten eine Ausstellung im Museum Jüdischer Betsaal. Foto: Berufsschule Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Zwei Klassen der Gewerbeschule besuchen Ausstellung "Die Nachbarn werden weggebracht"

Horb. Auszubildende der Berufsschulklassen 3BKM1 (Dreijähriges Duales Berufskolleg Maschinentechnik) und M2ZD2 (Zerspanungsmechaniker) besuchten mit Religionslehrerin Monika Reckert die Ausstellung  "Die Nachbarn werden weggebracht" im Museum Jüdischer Betsaal.

Barbara Staudacher und Heinz Högerle vom Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen führten die Schulklassen durch die Ausstellung, die sie selbst nach jahrzehntelanger Recherche zusammengestellt hatten: 127 Bilderrähmchen,  zu etwa einem Drittel mit Fotos gefüllt, erinnern an frühere jüdischen Bürger aus Horb, Nordstetten und Rexingen, die in drei Deportationen 1941 und 1942 nach Riga, Izbica und Theresienstadt verschleppt wurden.

Kurze Biografien enthüllen, aus welchen Familien sie stammten, wo sie gewohnt und was sie gearbeitet haben. Ebenso wurde auf das Schicksal ihrer Eltern, Geschwister und Kinder verwiesen.

Der zweite Teil der Ausstellung  "Die Nachbarn werden weggebracht" macht auf eigens dafür konzipierten Tafeln deutlich, wie der NS-Staat mit der Vernichtung die skrupellose Enteignung der jüdischen Familien detailliert plante: Der Tod des deutschen Diplomaten von Rath zog 1938 eine zwingende Vermögensabgabe von 25 Prozent, auch Sühneleistung genannt, nach sich. Diese Abgabe musste jede jüdische Familie bezahlen.

Des Weiteren mussten sie vor ihrer Deportation ihr gesamtes Vermögen offenlegen. Man ließ sie in dem Glauben, dass sie ihr Vermögen nach ihrer Rückkehr wieder zurückbekommen würden.

Die aufgelistete Vermögenserfassung nahm dann ihren Lauf: Zuerst ging die Liste nach Stuttgart an die Gestapo, die sich die besten Stücke unter den Nagel riss, danach kamen die Finanzämter, die sich als Nächstes am jüdischen Vermögen bereicherten und am Schluss verschiedenen NS-Organisationen alles Übrige in die Hand gaben: Die NS-Frauenschaft bestellte neben Kaffeegeschirr und 30 Kaffeelöffeln sogar ein Gebetbuch beim Finanzamt.

Im Rahmen einer neuntägigen Versteigerung, die in Rexingen und Baisingen stattfand,  durfte schließlich auch noch die Bevölkerung Schnäppchen machen.

Erschreckend ist für die Ausstellungsbesucher auch die Geschichte der Restitution nach 1945: Juden, die den Krieg überlebt hatten oder Nachkommen der Beraubten, mussten selbst belegen, was ihnen geraubt worden war, obwohl die Finanzämter diese Vermögensauflistungen meist noch in ihren Schubladen hatten, aber nichts mehr davon wissen wollten.

Juden, die den Krieg nicht überlebt hatten, hinterließen Lücken: in Horb beispielsweise waren 60 Nachbarn weg und deren Wohnungen leer – wenig später wurden sie neu belegt…

"Früh genug verhindern, dass sich Derartiges wieder ereignet",  darüber waren sich die Auszubildenden in der abschließenden Gesprächsrunde über die Ausstellung ausnahmslos  einig.