Auf ihrer Welttournee machte Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapelle in Bildechingen Station. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapelle reißt die Besucher mit / Auch nach 20 Jahren noch keinerlei Alterserscheinungen

Von Peter Morlok

Horb-Bildechingen. Zu einem Abend voll musikalischem Frohsinn mit ganz besonderen Gästen lud der ASV Bildechingen am Freitagabend in die örtliche Turn- und Festhalle ein.

Die Multiinstrumentalisten und Sangesbrüder von Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapelle traten an, um den Besuchern in der gut gefüllten Halle mit ihrer skrupellosen Hausmusik einen schönen Abend zu bereiten.

"Welt-Tour" so heißt das Tournee-Motto des schwäbischen Quartetts, das weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Ein Motto, das ihnen endlich auch die Chance bot, in Bildechingen aufzutreten, dort, wo sie fast schon einmal gespielt hätten, erklärte Manne Arnold dem Publikum. "Fahret amol dort nah", so der Auftrag vom Management, "und jetzt steh mer doh und glotzet euch ah", hieße es gleich im ersten Lied.

Als Hausband von "Hannes und der Bürgermeister" bekannt

Ihre größte Medienpräsenz erlangten sie als Hausband von "Hannes und der Bürgermeister". Für einen hochmusikalischen Abend mit viel Klamauk und württembergischer Sprachraffinesse brauchen die vier Musiker aus Aalen die beiden Mäulesmühlen-Stars wirklich nicht. Sie selbst genügen jedem noch so verwöhnten Anspruch und einige ihrer Interpretationen haben zwischenzeitlich Kultstatus. Wer von den – zumeist männlichen Zuhörern – ist nicht schon schmerzhaft zusammengezuckt, wenn es von der Bühne in eunuchenartiger Tonlage schallte: "I hab mein Lada ans Discheck gschlaga, mei Bemberle duat weh", oder welche Dame war nicht von den romantischen Erinnerungen von Benny Banano verzaubert, der seiner verflossenen Liebe nachtrauerte. "I han jetzt deih Bildle – aber er hot dieh", sang Benny voller Inbrunst und drückte seinen Kontrabass, als sei er die zurückgekehrte Geliebte.

Da zu einer Welt-Tour, die durch ganz Ost-Württemberg führt, auch Allerweltslieder gehören, wurden einige Songs der Neuzeit durch die spezielle Zieh & Zupf-Mühle gedreht und kamen mit hohem Wiedererkennungswert, jedoch in verständlichem Schwäbisch, zur Aufführung. So wurde beispielsweise aus dem "Smooth Operator" von "Sade" zuerst ein "Cooler Trompeter" und später ein "schwuler Vertreter".

An der Genialitätsgrenze kratzend die Stumpfsche Version von Billy Joels "Piano Man". Klar, dass dieser Song von Marcel "Selle" Hafner gesungen wurde, der heute fast so aussieht wie damals der junge Billy Joel, als er dieses Lied aufnahm.

An Momente und Bekleidung ihrer eigenen Jugendzeit erinnerten sich die Musiker, als sie über den Turnunterricht und die dort geforderten Schambeinzertrümmerungsübungen sinnierten. Es war die Zeit, als man an den Turnschuhen den dritten Strich mit Tipp-Ex nachzog und die Ära der Kung-Fu-Stars. Mit dem weltbekannten Song "Kung Fu Feigling – i han Angst, dass i mir was einklemm" (Kung Fu Fighting) holten sie diese Zeit auf die Bühne zurück.

Musik inspiriert, Musik verführt und Musik regt zu allerlei Dingen an. Am Freitagabend zum Mitsingen, zum Lachen, dem Nachbarn den Ellenbogen in die Rippen hauen und zum herrlich zwanglosem Frohsinn. Da wurde so mancher Oberschenkel zur Trommel und manches Zwerchfell spürt sein Besitzer vor lauter Lachen noch lange nach dem Konzert.

In der Vesperpause fliegen die Butterbrote durch den Saal

"Dr Benny, dr Manne, dr Flex ond dr Sell – sen zamma Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapell" und genauso präsentierten sie sich. Als eingeschworenes Bühnenteam, das auch noch nach über 20 Jahren gemeinsamen herumreist und in Sachen Hausmusik noch immer Spaß an derselben hat. Da kam keine Langeweile auf. Routine blitzte weder bei den Ansagen zwischen den Stücken auf, noch ließen Alterserscheinungen den Schwung auf der Bühne auch nur für einen Augenblick zum Erliegen kommen.

Außer bei der Vesperpause. Da flogen die mitgebrachten Butterbrote durch den Saal und auf die Aufforderung "I könnt jetzt a Papier brauchen", reagierte ASV Thomas Maier prompt und brachte das dringend benötigte "Pa-Bier" vorbei.

Es war ein toller Abend, den die fleißigen Helfer vom ASV organisiert hatten. Die "Stumpfes" begeisterten und die Besucher erlebten ein paar Stunden beste Unterhaltung.