Diese Lithografie mit einer Stadtansicht von Horb findet sich als Titelbild in der Horber Oberamtsbeschreibung aus dem Jahre 1865. Da das Original aber in der Vedutensammlung des Stadtmuseums Horb fehlt, wird der Kultur- und Museumsverein seine Neuerwerbung dem Museum als Leihgabe zur Verfügung stellen. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Vedute von 1865

Horb. Erneut hat der Kultur- und Museumsverein Horb einen wichtigen kulturhistorischen Gegenstand erworben. Bei einer Auktion hatte der stellvertretende Vorsitzende, Heinrich Raible, den richtigen Riecher und kaufte eine originale Lithografie, die das Horber Stadtbild zeigt.

Diese eigentlich recht bekannte Vedute befindet sich allen Unkenrufen zum Trotz noch nicht in der umfangreichen Sammlung des Stadtmuseums Horb. Bei einer Vedute handelt sich um die wirklichkeitsgetreue Darstellung einer Landschaft oder eines Stadtbildes.

Die gekaufte Ansicht findet sich als Titelbild in der "Beschreibung des Oberamts Horb", die 1865 vom königlich statistisch-topografischen Bureau herausgegeben worden ist. Über diese Vedute urteilt Franz Geßler in seinem 1979 erschienenen "Horber Bilderbuch": "Man kann mit Recht sagen, der sachlichen Beschreibung des Oberamtes ist eine ebenbürtige, durchaus reizvolle und wirklichkeitsgetreue Stadtansicht beigefügt worden."

Aller Bausünden des 20. und 21. Jahrhunderts zum Trotz beeindruckt die Horber Stadtsilhouette ihre Betrachter immer noch zutiefst. Von dieser Schönheit kündet der in seinem jetzigen Zustand leider nicht mehr lesbare Spruch auf der Rathausfassade, der aus der Feder des ehemaligen Lateinschullehrers Stefan Lösch stammt: "Städt‘ und Städtle git’s viel an Necker, Donau und Rheine, aber so hoch und schö‘ bucklich wie ons’re ischt keine!"

Diese Auffassung wurde zuvor bereits vom badischen Heimatschriftsteller Heinrich Hansjakob bestätigt, der Horb in einer seiner Reisebeschreibungen zur schönsten und reizvollsten Stadt des Gesamtschwarzwaldes erhoben hatte. Auch der schwäbische Mundartdichter August Lämmle gab den Horbern recht, "wenn sie ihre Stadt für die schönste und für den Mittelpunkt der Welt halten".

Der Blick des Betrachters ist vom einstigen Weg nach Isenburg neckarabwärts gerichtet. Im Vordergrund dieser Vedute steht das Gaistor, wo der gut erkennbare äußere Stadtmauerring am linken Neckarufer seinen Anfang nahm. Die einst zum Gaistor gehörige Brücke hatten die Neckarfluten zum damaligen Zeitpunkt aber schon längst mit sich gerissen. Auch der innere Stadtmauerring, der sich am Mühlkanal vom Stubenschen Schlösschen über den Luziferturm und das ehemalige Dominikanerinnenkloster die Schlosshalde hinauf zum Schurkenturm zog, ist deutlich zu erkennen.

Am linken Ufer des Mühlkanals steht noch die obere Stadtmühle, die 1894 einem Großbrand zum Opfer fiel. Ihr gegenüber findet sich am rechten Ufer auf der Wilhelmsinsel das Sägewerk, das der Mühlenbesitzer Franz Josef Raible 1856 an Stelle der abgebrochenen Walke errichten ließ. Nach dem Großbrand wurde an dieser Stelle eines der ersten Elektrizitätswerke im Königreich Württemberg erbaut.

Die mit der Stiftskirche auf dem Schüttebergausläufer thronende Häuserzeile des Marktplatzes wird rechts begrenzt vom Turm der Liebfrauenkapelle und links vom ehemaligen Oberamtsgefängnis, das 1836 auf den Grundmauern der oberen Horber Burg errichtet worden war und 1968 ohne Not abgebrochen wurde. Das ehemalige Streichwehr, das 1951 gesprengt und durch ein Klappenwehr ersetzt wurde, kommt in dieser Vedute allerdings nicht richtig zur Geltung, da die Abzweigung des Neckars in der rechten Bildhälfte durch eine vordergründige bäuerliche Szene verdeckt wird.

Diese Lithografie wurde von A. Schäufele in einer Stuttgarter Kunstanstalt geschaffen nach einer Zeichnung des Malers, Grafikers und Kunsthistorikers Max Bach (1841-1914). Bach stammte aus Stuttgart und studierte von 1858 bis 1866 an der dortigen Königlichen Kunstschule sowie am Polytechnikum. Er war ein Bruder des Bildhauers Hermann Bach, der für die Hauptfront des Georgenäums in Calw die beiden Standbilder von Friedrich Schiller und Friederich List geschaffen hat.