Die Hebammen Dorothea Fritz und Thalita Wössner sind auch dann im Einsatz, wenn andere traditionell frei haben – wie an Weihnachten. Foto: Morlok

Manche Menschen aus Horb und Umgebung sind auch an Weihnachten im Dienst oder haben Rufbereitschaft.

Horb/Empfingen - Stille Nacht – heilige Nacht. Für die allermeisten Berufsgruppen gilt dies tatsächlich um die Weihnachtszeit herum. Es gibt jedoch auch Menschen, die in der Heiligen Nacht arbeiten müssen.

Neben den klassischen Dienstleistern, die beispielsweise in den E-Werke dafür sorgen, dass genügend Strom für die Weihnachtsbeleuchtung bereitsteht, gilt dies auch für viele medizinischen Berufe, für die Taxifahrer oder für die Damen und Herren in den Polizeirevieren, den Feuerwehrleitstellen, dem DRK oder dem THW.

Wir haben stellvertretend für all diese Menschen, die auch an Heiligabend arbeiten müssen oder zumindest in Bereitschaft sind, die Hebamme Dorothea Fritz, den Polizeikommissar Steffen Geighardt und den Taxifahrer Erol Atas besucht und mit ihnen darüber gesprochen, was sie dabei empfinden, wenn sie dann arbeiten müssen, wenn andere Familien zuhause vor dem Weihnachtsbaum sitzen und ihre Geschenke auspacken.

 Hebammen warten auf das "Christkind"

Die freiberufliche Hebamme Dorothea Fritz, die in Dießen direkt neben der Burgruine ihre Praxis und das Geburtshaus betreibt, kennt seit 17 Jahren kein Weihnachten ohne Rufbereitschaft. "Wenn eine Schwangere anruft und den magischen Satz ›Ich glaub s‘geht los‹ ins Telefon stöhnt, bin ich unterwegs. 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag." Da spielt es für die Mutter von vier Kindern auch keine Rolle ob man an Heiligabend am gedeckten Weihnachtstisch sitzt oder Lieder singt. Dienst ist Dienst und Weihnachten dann wie weggeblasen.

Trotz dieser permanenten Rufbereitschaft kann sie den Feiertagen relativ entspannt entgegensehen, obwohl immer irgendwo ein paar Kinder in der Warteschleife ihre Geburtsrunden drehen. In den vergangenen 17 Jahren hat sie gerade mal ein "Christkind" auf die Welt gebracht. Und das auch noch morgens um fünf Uhr. "Das Kind war überfällig und ich hab noch mit der Mutter gescherzt, dass sie mich ja mit der Geburt am Abend in Ruhe lassen soll – und tatsächlich, dass Baby kam zwar am 24. Dezember zur Welt, aber halt recht früh."

Dorothea Fritz gesteht, dass gerade ihr Beruf für sie das ganze Jahr über wie Weihnachten ist. "Während kleine Kinder aufs Christkind warten, warte ich zusammen mit den werdenden Müttern das ganze Jahr über auf echte Kinder.

Und jede Geburt ist für mich wie eine Bescherung an Heiligabend, und der Zauber des Neugeborenen übt auf mich eine Faszination aus, der ich mich auch nach den vielen Jahren des Berufslebens nicht entziehen kann."

Streitschlichten, wenn es an den Feiertagen kracht

Ganz so romantisch geht es auf dem Horber Polizeirevier dann doch nicht zu. Hier wartet am Heiligabend in der nüchternen Atmosphäre der Amtsstuben der ganz normale Dienst auf die Beamten, die an diesem Tag Nacht- und Spätschicht haben. Der 32-jährige, verheiratete Polizeikommissar Steffen Geighardt aus Freudenstadt wird als stellvertretender Schichtleiter an diesem Abend Dienst tun. "Ich habe mich freiwillig in unseren Plan eingetragen, der bereits im Oktober ausgehängt wurde um so den Kolleginnen und Kollegen, die Kinder haben, die Chance auf ein dienstfreies Weihnachten zu erhöhen", erklärt er.

Er selbst hat keinen Kinder, und seine Frau weiß, dass ihr Mann einen Beruf ausübt, der ihn das ganze Jahr über fordert. Am Heiligabend hat er Spätdienst und kann um 19.30 Uhr Feierabend machen. "Bis dahin ist in der Regel noch nicht allzu viel los", sagt er aus seiner Erfahrung heraus, denn er hat schon oft über Weihnachten Dienst geschoben. "Heiß wird es am Heiligabend erst später, wenn in den Kneipen schon reichlich Alkohol ausgeschenkt wurde. "Im vergangenen Jahr durften wir zu einigen Einsätzen ganz in der Nähe ausrücken", erinnerte er sich.

Ein anderes Phänomen, das er beobachte, ist, dass gerade am Heiligabend in den meisten Familien Friede, Freude, Eierkuchen herrscht und es am ersten oder zweiten Weihnachtsfeiertag zu Familienstreitigkeiten kommt. "Die Leute sind die plötzliche Nähe nicht mehr gewohnt – da kracht es schnell mal." Aber dafür gibt es dann Steffen Geighardt und seine Kolleginnen und Kollegen, die auch über Weihnachten zum Streitschlichten unterwegs sind.

Betrunkener Weihnachtsmann als Fahrgast

Wenn andere feiern, herrscht dagegen bei der Unternehmerfamilie Atas Hochbetrieb. Sie haben in Empfingen ein Taxiunternehmen und einer der Fahrer, der 37-jährige Familienvater Erol Atas darf sich heute Abend hinters Steuer seines Taxis klemmen und seine Kunden durch die Gegend fahren.

Ab 20 Uhr hat er Dienst und vorher wird mit der Familie, insbesondere mit seiner Frau Özlem, die Geschäftsführerin des Unternehmens ist und den beiden Kindern, noch richtig schön Weihnachten gefeiert. "Hauptsächlich wegen der Kinder", gestehen die Eheleute, die sich noch daran erinnern wie sie früher nach Weihnachten von ihren Schulkameraden ausgefragt wurden, was sie denn alles Schönes zu Weihnachten bekommen haben. "Da habe ich manchmal noch ein bisschen was dazu geflunkert", gesteht Özlem Atas lächelnd. Sie selbst findet es zwar auch schade, dass ihr Mann in dieser Nacht nicht mit unterm Weihnachtsbaum sitzt, aber der Dienst geht nun mal vor. "Auf uns vier Fahrer kommt wieder eine heiße Nacht zu", vermutet Taxiunternehmer Erol Atas. "Zuerst die vielen Fahrten mit denen wir die Leute zu ihren Verwandten bringen oder sie dort abholen und dann die Touren in die Discos und Bars von Balingen, Tübingen, Rottweil und Freudenstadt."

Özlem Atas hofft, dass ihm dabei nicht, wie im vergangenen Jahr einem Kollegen passiert, ein sturzbetrunkener Weihnachtsmann ins Auto schneite und mit dem mitgeführten Christbaum den gesamten Fahrzeuginnenraum versaute.