Über ihre Forschungstätigkeit berichteten bei der Mitgliederversammlung des Kreisgeschichtsvereins (von links) Dietmar Waidelich, Jiři Hönes, Kurt Neuweiler und Klaus-Peter Hartmann. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Vier Heimatforscher berichten bei KGV

Höfen (cht). Nach dem offiziellen Teil der Mitgliederversammlung des Kreisgeschichtsvereins (KGV) kamen unter dem Motto "Forscher berichten" vier Praktiker zu Wort – mit vier spannenden Referaten ganz unterschiedlichen Inhalts.

Ob die Mundartform der Ortsnamen weitere Hinweise auf andere Dinge gibt, versuchte Dietmar Waidelich zu ergründen. Der Simmersfelder Ortsteil Ettmannsweiler wird von dessen Einwohnern nur "Ebbesweiler" genannt. Waidelich suchte aus Urkunden und Akten die frühere Schreibweise heraus, so wechselten dabei immer wieder als Ortsnamen "Etzemannswiler" und "Ebbeswiler". Aufgrund gewisser Ungereimtheiten kommt Dietmar Waidelich zu dem Schluss, dass es zwischen Simmersfeld und dem heutigen Ettmannsweiler eine abgegangene Siedlung gab, die den Ortsnamen Ebbesweiler führte. Allerdings gibt es keine urkundlichen Beweise dafür, und auch Siedlungsreste sind nicht auffindbar.

"Die Hirsauer Klosterlandschaft" hieß das Thema, mit dem sich Klaus-Peter Hartmann beschäftigte. Klosterlandschaft ist ein religionsgeographischer Begriff, der Klöster bezeichnet, die nach Hirsauer Vorbild gegründet wurden. Nach dem heutigen Forschungsstand sind 56 Klöster direkt von Hirsau aus reformiert oder gegründet worden, weitere 98 über Hirsauer Tochterklöster. Vermutlich gab es außerdem noch 34 Klöster, die ebenfalls Hirsauer Gründungen sein könnten.

Im Zweiten Weltkrieg kamen 80 Höfener Bürger beim Russlandfeldzug ums Leben. Mit dieser Feststellung leitete Kurt Neuweiler über zu seinem Referat "1812 – in Russland geblieben." Napoleon forderte von Württemberg, das er 1806 zum Königreich gemacht hatte, für seinen Russlandfeldzug 1812 insgesamt 15 800 Soldaten, von denen nur einige Hundert wieder zurückkehrten. Das Familienregister von Calmbach, zu dem Höfen kirchlich gehörte, weist viele Vermisste auf, die in Russland gefallen, erfroren oder verhungert sind.

Ganz zufällig stieß der Stuttgarter Online-Redakteur Jiři Hönes bei der Suche nach Sagen aus dem Heckengäu auf den Calwer Oberamtmann Karl Doll, der neben seiner Tätigkeit als Oberamtmann – was heute in etwa einem Landrat entspricht – Sagen und Heimatgeschichten sammelte und niederschrieb. Doll (1834-1910) lebte von 1872 bis 1879 in Calw und erforschte viel Volkstümliches. Als Sammler volkstümlicher Überlieferungen schrieb Doll Ofenkachelsprüche und Hausinschriften auf, hielt Ortsnecknamen fest. Lateinische Dichtungen über den Raum Calw übertrug er ins Deutsche und gab die "Sonette von Calw" heraus.