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Bürgermeisterwahl: Nur geringes Interesse an der Kandidatenvorstellung

Von Heinz Ziegelbauer

Bei der Vorstellung von Holger Buchelt und von Alfred Wilhelm als Bürgermeister-Kandidaten am Donnerstagabend in der Höfener Gemeindehalle sind viele Stuhlreihen leer geblieben.

Höfen. Nur etwa 40 Bürger haben die Veranstaltung besucht. Thomas Braune als erster Höfener Bürgermeister-Stellvertreter eröffnete die Kandidatenvorstellung und erläuterte den Ablauf. Und zwar mit einer jeweils viertelstündigen Redezeit und mit einer sich anschließenden Viertelstunde für Fragen aus den Reihen der Besucher – jeweils in Abwesenheit des Mitbewerbers.

Kostenlose Nutzung

Weil Bürgermeister Holger Buchelt seine Bewerbung als Erster abgegeben hatte, trat er auch als Erster ans Mikrofon. In seinem Rückblick auf seine bisherige Dienstzeit kam er auf die Ansiedlung des Lebensmittelmarktes, auf die Stadtbahn, auf den Ausbau des Kindergartens und auf die Sanierung des Schulhauses zu sprechen. "Unsere Vereine und die Feuerwehr stehen gut da", glaubte er feststellen zu können. Er betonte dabei die immer noch kostenlose Nutzung der öffentlichen Räume seitens der Vereine.

Zukunftsprojekte

Vollzogen habe sich in seiner bisherigen Amtszeit ein gewisser Strukturwandel vom Tourismus zum Gewerbe, von dem die Gemeinde lebe. Als neueste von der Gemeinde finanzierte Leistung nannte er das Angebot des schnellen Internets als einen wichtigen Standortfaktor. Zufrieden zeigte sich Buchelt mit dem Erhalt des Freibades, für den er sich auch künftig einsetzen wolle. Als teuerstes Projekt der Kommune bezeichnete er die in der Planung befindliche neue Gemeindehalle. "Dafür ist sie auch dreimal so groß wie die jetzige", begründete er die Kosten.

Mit der Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern sei man mit der Anmietung eines Hauses auf dem Laufenden. Damit könne man den bis zum Jahresende voraussichtlichen Wohnungsbedarf für bis zu 60 Personen abdecken.

Bei seinem Blick in die Zukunft kam er nochmals auf den Kindergarten mit einem zu erwartenden steigenden Bedarf an Ganztagsbetreuung zu sprechen.

Als Zukunftsprojekte nannte Buchelt die Verringerung der Verkehrslärmbelastung an der Bundesstraße eventuell in Verbindung mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung oder mit dem Aufbringen eines sogenannten Flüsterasphalts auf die Straße. Zudem die Straßenunterhaltung und die Ausweisung neuer Baugebiete, nachdem das vorhandene Angebot an Bauplätzen fast ausgeschöpft sei und wohl auch ein Bedarf für Betreutes Wohnen bestehe.

Man werde über einen eventuellen Bürgerbus nachdenken. Vorstellbar sei die Umstellung der Straßenbeleuchtung und die Beleuchtung der öffentlichen Gebäude auf das kostensparende LED-System.

Freizeitbereich

Im Blick auf die jetzt für den Hallenneubau notwendig werdende Kreditaufnahme nach einer schuldenfreien Phase von 2004 bis 2015 gelte es den Blick darauf zu richten, kommunale Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht zu halten. Seine Vision zur Anlegung eines Freizeitbereiches für Jung und Alt auf dem Gelände zwischen dem Rathaus und der Gemeindehalle ist für Buchelt noch ein Traum.

An Nase herumgeführt

Der zweite Bewerber Alfred Wilhelm von der "Nein-Idee" schilderte seinen persönlichen und beruflichen Lebenslauf sowie seine früheren Aktivitäten in der CDU und im Bund der katholischen Jugend. Aus der CDU sei er ausgetreten, erklärte er. Seit seiner Geburt fühle er sich von der Politik an der Nase herumgeführt. Er bedauerte, dass es nicht möglich sei, nach einer Wahl Fehlentscheidungen zu korrigieren.

Möglich sei es allerdings, bei Wahlen Nein zu sagen. Der Bewerber zweifelte an der immer wieder proklamierten Demokratie und räsonierte über die Gründe für die Wahlmüdigkeit von Bürgern. "Fordern Sie alle auf, zu wählen. Teilen Sie mit, dass sie Nein sagen können!", appellierte Wilhelm an die Besucher. Er stellte klar, dass er zwar als Bewerber der Nein-Idee zur Wahl antrete, aber die Übernahme eines Amtes ablehne. "Sie sollen den Kandidaten erhalten, der am besten zu Ihnen passt", führte Wilhelm weiter aus und verwies auf Ergebnisse der Nein-Idee bei einigen anderen Wahlen. Er rief abschließend nochmals zur Teilnahme an der Wahl auf, um der etablierten Politik ein Nein entgegenzuschleudern.

Zuhörer fragen

Die an Buchelt gerichteten Fragen befassten sich mit Tempo 30 innerorts und mit der als "Rennstrecke für Motorradfahrer" bezeichneten Liebenzeller Straße. Während es bei den Fragen an Alfred Wilhelm eher um die Ideologie der Nein-Idee, um die Art der politischen Mitbestimmung sowie um seine Bereitschaft ging, in einer zu gründenden Enztal-Abteilung des Seniorenchores mitzusingen.

Mit dem Aufruf zur Teilnahme an der morgigen Bürgermeisterwahl (8 bis 18 Uhr) beschloss Braune nach einer rund einstündigen Dauer die Kandidatenvorstellung.