Andreas Wank wurde Olympiasieger mit dem deutschen Team. Foto: Eibner Foto: Schwarzwälder-Bote

Stützpunkt-Trainer über die Probleme bei der Nachwuchsgewinnung. Tobias Löffler hört auf.

In wenigen Tagen (22. und 23. November) beginnt für Team-Olympiasieger Andreas Wank (Hinterzarten) und Co. die neue Weltcup-Saison der Skispringer in Klingenthal. Drei Wochen später geht es beim Continental-Cup in Rena (Norwegen) um die ersten Punkte. Im Jahr eins nach der Ära von Martin Schmitt wollen in der "2. Liga" des Skispringens auch einige Schwarzwälder Fuß fassen. Doch der Schönwälder Rolf Schilli macht sich vor allem Gedanken um die ganz jungen Talente. Wir sprachen mit dem 48-jährigen leitenden Coach des Stützpunktes Furtwangen/Hinterzarten.

Herr Schilli, wie groß ist die Vorfreude auf den kommenden Ski-Winter?

Wirklich groß, ich freue mich sehr auf den Winter, da wir einen recht guten Sommer hatten. So hat Niklas Wangler von der SZ Breitnau beim Sommer-Continental-Cup in Frenstat mit den Plätzen 20 und 22 überzeugt. So gut war Niklas noch nie im Continental-Cup. Ihm haben gerade einmal drei, vier Meter zur Spitze gefehlt. In einem Trainingsdurchgang hat Niklas sogar einmal den weitesten Sprung gestanden und gezeigt, welches Potenzial er besitzt. Auch Petrick Hammann aus Baiersbronn hat einen guten Eindruck hinterlassen. Für beide Talente geht es im Winter darum, konstant im Continental-Cup zu springen. Vielleicht besteht ja sogar dann die Möglichkeit, dass sie bei der Vierschanzentournee in der nationalen Gruppe starten dürfen.

Welche Springer vervollständigen derzeit die Truppe am Ski-Internat Furtwangen?

Dies sind Jonathan Siegel vom SV Baiersbronn, Adrian Sell vom SV Meßstetten, Marco Wahl vom SC Degenfeld, Daniel Rehm vom SV Meßstetten und Jannik Blum vom SC Hinterzarten. Derzeit sind also sieben Springer – externe und interne – im SKIF.

Und was sind die Ziele dieser noch jüngeren Springer?

Für sie stehen der Deutschland-Pokal und die Wettbewerbe im Alpencup im Mittelpunkt.

Nicht mehr dabei ist Tobias Löffler, immerhin Bronzemedaillengewinner mit dem deutschen Team bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2013.

Ja, leider hat Tobias aufgehört. Aber dies kann ich nachvollziehen. Leistungssport bedeutet ja auch den Verzicht auf andere Dinge. Und für manche Sportler steht eben irgendwann die berufliche Laufbahn im Vordergrund.

Wobei es in vielen Altersbereichen derzeit Probleme im Skispringen gibt.

Dies ist leider so. Wir müssen um jedes Talent kämpfen, da hat auch der Olympiasieg des deutschen Teams nichts geändert. Bis auf Andreas Wank, der aber auch erst seit kurzem für Hinterzarten startet, war ja auch kein Schwarzwälder im Team. Dies war im Jahr 2002 mit Martin Schmitt und Sven Hannawald anders. Damals gab es so etwas wie einen Boom. Heute müssen wir um jeden Jungen und jedes Mädchen buhlen, damit diese den Weg zum Skispringen finden. Auch die Schule nimmt immer mehr Zeit ein. Zudem locken Ablenkungen wie Computer, Handy und vieles mehr. Diese Probleme haben aber auch alle anderen Sportarten.

Und wie lassen sich diese lösen?

Der DSV hat dieses Problem schon vor einiger Zeit erkannt, so auch das DSV-Schulsportkonzept entwickelt. Es fällt aber immer schwerer, Kids für unseren Sport zu begeistern. Wir haben deshalb vieles auf den Prüfstand gestellt, so auch das Sichtungssystem. Auf jeden Fall müssen wir die Infrastruktur verbessern. Die Talente müssen Spaß am Skispringen haben. Diesen haben sie nicht oder nur teilweise, wenn sie nach jedem Sprung immer wieder den Berg zur Schanze hochlaufen müssen. Deshalb müssen wir versuchen, nach und nach Liftanlagen an kleinen Schanzen zu bauen. In Baiersbronn ist solch eine Anlage schon installiert, in Degenfeld ist eine geplant.

Apropos geplant. Der nächste Weltcup in Neustadt soll erst im Dezember 2016 steigen

Ja. Es wäre sicher schöner, wenn in Neustadt in jedem Winter der Weltcup gastieren würde. Aber vor einigen Jahren schien Neustadt ja sogar ganz aus dem Weltcup-Kalender rauszufallen. Deshalb ist es gut und wichtig, dass Neustadt wieder ein fester Bestandteil des Weltcups wird, aber eben nur alle zwei, drei Jahre.

Auf welcher Schanze werden denn Ihre Schützlinge die ersten Schneesprünge absolvieren?

Dies ist noch offen. In Oberstdorf sind wir schon in der Eisspur angefahren und auf der Matte gelandet. Es war für die Jungs toll, dass sie dort von der Großschanze springen konnten. Wir hoffen nun, dass wir um den 24. November herum mit dem Schneetraining beginnen können. Langlauf und Ski alpin zur Schneegewöhnung stehen zuerst an, danach wollen wir zum Beispiel in Seefeld die ersten Sprünge auf Schnee machen. Aber man muss eben abwarten, wie die Bedingungen dann sind. Perfekt wäre es natürlich, wenn wir auf dem Feldberg die Schneegewöhnung und in Hinterzarten die Sprünge durchziehen könnten.