Im Schnitt braucht der Rettungsdienst acht Minuten zum Einsatzort. (Symbolbild) Foto: Engel73 - stock.adobe.com/®AdobeStock - Engel73

Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Calw und der heimische Lionsclub intensivieren ihre Bemühungen um einen herzsicheren Landkreis. Und dabei geht es auch um einen Wettbewerb – die Defi-Challenge – unter den Kommunen.

Das Ziel der konzertierten Aktion, an der auch das Calwer Landratsamt beteiligt ist, ist klar. Es geht darum, Leben zu retten. Jedes Jahr ereignen sich im Kreis Calw mindestens 140 Herzstillstände. 2022 registrierte die Integrierte Leitstelle in Calw 256 Reanimationen, fast 200 davon waren Reanimationen, bei dem ein Profi der Leitstelle am Telefon die nötigen Anleitungen gab. Die Überlebensrate lag in solchen Fällen bundesweit bei nur zehn Prozent.

Und das liegt schlicht am Faktor Zeit. Würde die betroffene Person innerhalb der ersten vier Minuten wiederbelebt werden – der Rettungsdienst braucht im Schnitt acht Minuten bis zum Patienten – würde die Überlebenschance auf 50 Prozent steigen. Könnte man die Zeit bis zur ersten Reanimation deutlich verkürzen, würden im Kreis Calw 40 Menschen mehr im Jahr einen Herzstillstand überleben, rechnet Thomas Seeger, Kreisgeschäftsführer des DRK Kreis Calw, vor.

Ersthelfer können sich registrieren Deswegen haben sich DRK und Lionsclub das Ziel des herzsicheren Landkreises auf die Fahnen geschrieben. Zunächst ging und geht es den Machern um die Gewinnung von qualifizierten Ersthelfern, die sich registrieren und mit einer speziellen App ausstatten lassen. Über diese App können sie dann im Falle eines Notfalles zielgenau alarmiert und zum Ort des Vorfalls gelotst werden. In neun Monaten waren solche Ersthelfer an 56 Einsätzen mit 23 Transporten ins Krankenhaus direkt beteiligt.

Insgesamt hat man beim DRK mehr als 250 solcher Ersthelfer registriert. Doch das ist den Machern noch nicht genug. Sie wollen an der Gewinnung weiterer Helfer dranbleiben, kündigt Lions-Präsident Frank Esslinger im Gespräch mit unserer Redaktion an.

Mehr Defibrillatoren sind gefragt Doch auch auf einem anderen Sektor haben die Macher der Initiative Handlungsbedarf festgestellt: bei den öffentlich zugänglichen Defibrillatoren (Defi). Da entsteht derzeit eine so genannte Defi-Map, die den Standort des nächsten – möglicherweise lebensrettenden – Defis verrät. Doch im Zuge der Registrierung der vorhandenen Geräte bemerkten die Macher eklatante Lücken in der Defi-Ausstattung. Während etwa in den Calwer Stadtteilen Heumaden und Stammheim neun solcher Geräte registriert sind, ist es in den Teilorten Wimberg, Alzenberg und Altburg insgesamt nur ein einziger. Solche Lücken in der Defi-Versorgung wollen die Macher von DRK und Lions Club nun im ganzen Kreis aufspüren und möglichst beseitigen.

Wettbewerb zwischen den Kommunen Um dieses Ziel zu erreichen, will man auch die Kommunen und ihre Einwohner zum Mitmachen animieren. Dazu will man die so genannte Defi-Challenge ins Leben rufen. Und das soll so funktionieren: Die acht Verwaltungsgemeinschaften im Kreis – etwa das Teinachtal oder Nagold – treten in einer Art Wettkampf gegeneinander an. Abhängig von der Zahl der Gemeinden, der Zahl der Einwohner, der registrierten Helfer und der registrierten Defibrillatoren wird dann eine Punktzahl ermittelt. So hat der Bezirk Nagold fast 36 000 Einwohner in vier Kommunen und hat eine Zahl von 31 Helfern und 19 Defis. Da kommt dann eine Gesamtpunktzahl von 41 heraus. Damit liegt Nagold am Ende des Rankings. Das Teinachtal etwa hat mit 105 mehr als doppelt so viele Punkte. Und da nur Helfer-Zahl und Defi-Zahl schnell beeinflussbar sind, hofft man darüber die Kommunen zum Engagement in dieser Sache zu animieren und Versorgungslücken zu schließen.

Teil dieser Initiative ist aber auch, die „normale“ Bevölkerung für den Fall von Notfällen intensiver zu schulen, etwa bei der Erkennung von lebensbedrohlichen Lagen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder auch Unterzucker.

Finanzielle Unterstützung benötigt

Und auch da kommt mal wieder das liebe Geld ins Spiel, denn die Aktion will ja auch finanziert sein. Eine Anschubfinanzierung gab es zunächst von den Fördermitgliedern des DRK. „Dafür sind wir unseren Fördermitgliedern natürlich sehr dankbar“, freut sich Kreisgeschäftsführer Thomas Seeger. Ein Zuschuss vom Landkreis ist ebenso angedacht wie das Sponsoring über Großspender wie etwa die Sparkasse Pforzheim Calw. Ein finanzieller Beitrag der Krankenkassen oder durch das Land ist bis dato noch nicht zustande gekommen. Aber die Hoffnung darauf haben die Macher um Thomas Seeger und Frank Esslinger und ihre Mitstreiter noch nicht aufgegeben. Denn immerhin geht es ja um Menschenleben.