Eine Milchkuh steht in einem Stall. Für die Milchbauern und Veredler auf der Zollernalb zeigt sich endlich Licht am Horizont, die Talsohle der Preise scheint durchschritten. Symbol-Foto: Seidel Foto: Schwarzwälder-Bote

Bauerntag: Wetterextreme bringen schwarze Null auf Äckern der Zollernalb / "Dreister Eingriff in Betriebe"

Eine neue Privatinitiative namens "Heimische Landwirtschaft" wurde beim jüngsten Kreisbauerntag im Hechinger Museum vorgestellt. Sie soll vor allem für die Landwirte der Region und ihre Produkte werben.

Hechingen. Die Kreisbauernverbände Zollernalb und Tübingen hatten ihre mehr als 1400 Mitglieder eingeladen, dazu kamen Vertreter der lokalen und Bundespolitik, Bundestagsabgeordnete von CDU, SPD und Grünen, Vertreter der Finanzwirtschaft und der zuständigen Behörden. In diesem Jahr oblag es dem Tübinger Kreisobmann Christian Reutter, die Eröffnungsrede zu halten. Er wagte einen Ausflug in die Weltpolitik, warnte vor einer Schwächung Europas und den Folgen des Rechtspopulismus, dem man das Feld nicht überlassen dürfe. Demokratie und Freiheit wüchsen nicht auf den Bäumen, sondern müssten täglich gelebt, erarbeitet und verteidigt werden, mahnte er seine Kollegen.

Für die Landwirte habe das vergangene Jahr einige Überraschungen bereit gehalten. Je nach Region sei es zu kalt zu nass oder eben zu trocken gewesen und für eine schlechte Ernte in der Region gesorgt, während weltweit die zweitgrößte Ernte aller Zeiten eingefahren wurde. Die Wetterkapriolen hätten auf so manchen Äckern im Raum Tübingen und Zollernalb für eine schwarze Null gesorgt. Für die Milchbauern und Veredler zeige sich allerdings endlich Licht am Horizont, die Talsohle der Preise scheine durchschritten. Was den Landwirten zu schaffen mache und sie auch ärgere, sei die oftmals unsachliche, unqualifizierte und polemische Kritik an den Bauern, die ihre Königsaufgabe – die Sicherstellung der Ernährung – mit Bravour erfüllt hätten. Auch bei Tierschutz, Pflanzenschutz und Gewässerschutz hätten die Bauern in Deutschland die elementaren Anforderung längst erfüllt. Reutter nannte sie "vorbildlich auf dem ganzen Globus". Aber die Landwirte würden durch zusätzliche Auflagen und Gesetze, die ihre Produktion und die Wettbewerbsfähigkeit gefährden, gegängelt, sehen sich mit einem Berg von Vorschriften, Ausführungsbestimmungen und viel zu viel Bürokratie konfrontiert. "Der Eingriff in unsere Betriebe erfolgt dabei immer dreister und ungenierter", so Reutter.

Was so manchen Wunschvorstellungen klare monetäre Grenzen setze, das sei das Einkaufsverhalten der Verbraucher. Aber: Ökologie, Ökonomie, Tier- und Umweltschutz – nur zusammen gehe es auf Dauer. Und: "Wir erwarten von der Gesellschaft und der Politik Antworten und Rahmenbedingungen, die unseren Betrieben auch in Zukunft eine wirtschaftliche Basis im Familienbetrieb bieten." Bei den Chefs der Landwirtschaftsämter, Michael Bilger in Tübingen und Franz Keßler im Zollernalbkreis, bedankte sich Reutter ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit.

Nach den Berichten und Entlastungen stand die Wahl des stellvertretenden Kreisobmannes im Zollernalbkreis an, da die Amtszeit von Ulrich Steimle aus Dormettingen auslief. Seit fünfzehn Jahren, so führte Geschäftsführer Martin Zaiser aus, sei Steimle im Ehrenamt. Er wurde einstimmig für die nächsten drei Jahre wiedergewählt. Zaiser legte den Landwirten auch die neue Privatinitiative "Heimische Landwirtschaft" ans Herz. Die will am Image der Bauern arbeiten, für die Landwirtschaft und ihre Produkte werben und dazu vor allem Radiospots schalten.