Digital vernetzte Roboter engen in den Betrieben den Handlungsspielraum der Beschäftigen ein. Foto: Schütz/pixelio Foto: Schwarzwälder-Bote

Vertrauensleute der IG Metall Albstadt beschäftigen sich in Jahreskonferenz mit Digitalisierung der Arbeitswelt

Hechingen/Albstadt. Die Digitalisierung der Arbeitswelt war das zentrale Thema bei der Jahreskonferenz der Vertrauensleute der IG Metall Albstadt im "Museum" in Hechingen.

Der Erste Bevollmächtigte Walter Wadehn hob zunächst die Bedeutung der Vertrauensleute hervor, die neben den gewerkschaftlich organisierten Betriebsräten für alle Beschäftigten der erste Ansprechpartner im Betrieb seien. Während Betriebsräte von allen Beschäftigten gewählt werden, seien die Vertrauensleute der direkte Ansprechpartner im Betrieb. Vom 1. Januar bis zum 31. Mai 2016 werde die IG Metall in den wichtigsten tarifgebundenen Betrieben wieder Vertrauensleute wählen lassen.

Die zweite Bevollmächtigte der Verwaltungsstelle Reutlingen-Tübingen, Tanja Grzesch, referierte zum Thema Digitalisierung der Arbeitswelt. Die Verlagerung der Arbeit aus dem Büro in die eigenen vier Wände und die permanente Erreichbarkeit der Beschäftigten seien Beispiele für die fortschreitende Digitalisierung in der Arbeitswelt. Die Wertschöpfungsketten in der Industrie organisierten sich derzeit neu. Über digitale Techniken komme es zu einer noch engeren Vernetzung zwischen Entwicklung, Produktion und Service. Der Frage der Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten komme daher eine zentrale Rolle zu. In der Produktion führten digital vernetzte Roboter zwar einerseits zur ergonomischen Entlastung älter werdenden Belegschaften, gleichzeitig bestehe aber die Gefahr, dass sich der Handlungsspielraum der Beschäftigten reduziere. Damit einher ginge dann eine Abwertung der Arbeit mit entsprechenden Entgeltverlusten.

Durch die Digitalisierung der Arbeitsprozesse entstünden jedoch auch neue Jobs im Teleservice-Bereich und in der Instandhaltung. Die permanente Verfügbarkeit in einer globalisierten Welt führe aber dazu, dass die Beschäftigten an solchen Arbeitsplätzen in 24-Stunden-Schichten arbeiten sollen. Die IG Metall habe daher das Thema "Zukunft der Arbeit/Industrie 4.0" zu einem zentralen Anliegen ihrer politischen Arbeit der nächsten Jahre gemacht.

Die Bedeutung des Betriebs als Schaltzentrale politischer Mitbestimmung nehme an Bedeutung ab, so ein Teilnehmer bei der anschließenden Diskussion. Die Planbarkeit des Privatlebens werde durch die kurzfristige Erhöhung der Flexibilität zunehmend leiden.

Die IG Metall, so Walter Wadehn, befürworte das "Projekt 4.0", um die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland zu sichern. Sie müsse jedoch mit Beschäftigungssicherung, Qualifizierungsmaßnahmen durch Betriebsräte und Beschäftigte mitbestimmt und menschengerecht gestaltet werden.