Die aus dem Libanon stammende Künstlerin Rania Akl stellt im Hechinger Kunstverein aus. Fotos: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Rania Akl zeigt im Kunstverein filigrane Arbeiten

"Ich bin ein Kriegskind", sagt Rania Akl ungerührt. Was die aus dem Libanon stammende Künstlerin von Sonntag an in der Hechinger Kunstvereins-Galerie ausstellt, scheint allerdings zart, filigran und geheimnisvoll zu sein. Auf den ersten Blick.

Hechingen. Die schwarze Lockenpracht ist das, was bei der ersten Begegnung mit Rania Akl auffällt. Sie ist klein, französisch klingender Dialekt, und wenn man sich aus der Klischee-Schublade bedienen will, könnte man ihre Arbeit als typisch deutsch bezeichnen. Die Ausstellung ist akribisch durchgeplant. Für die Ausstellung im Weißen Häusle hat sie ein Papp-Modell gebaut. Eine Puppenstube, maßstabsgetreu ausstaffiert mit ihren Bildern und Skulpturen.

Die Meisterschülerin, die derzeit in Leipzig ihr Atelier hat, war im Dezember zur Vorbereitung der Ausstellung nach Hechingen gereist, hatte die Galerie genau fotografiert und ausgemessen. Ihre Arbeiten wirken auf den ersten Blick abstrakt.

Was hat das mit ihrem Herkunftsland Libanon zu tun? Oder mit Biochemie? Ihrem ersten Studium? "Natürlich bin ich tief verbunden mit der arabischen Thematik", sagt sie. Den Bürgerkrieg im Libanon hat sie hautnah miterlebt, Menschen, die mit Booten über das Mittelmeer flohen. Menschen, die dabei ertranken. Das beschäftige sie zutiefst. Nicht nur durch die Nachrichten. Philosophie, Naturwissenschaft, Religion – "ich lese sehr viel über ein Thema, das mich gerade beschäftigt", erzählt sie.

"Den Begriff Flüchtling mag ich nicht", ergänzt sie. Das sei schon eine Einengung. Und zumindest als Künstlerin arbeite sie viel freier. Assoziationen, Mehrdeutigkeiten, der leichte Hauch von Ahnungen, der hinter den Kulissen weht.

Genauer gesagt: In dieser Ausstellung ist es ein Wind. "D’Avril" ist der Titel der Ausstellung. April. Der stürmische Monat, der Zerstörung bringt, aber auch den Frühling.

Als sie sich mit den Menschen beschäftigt habe, die durch Unruhen in alle Welt vertrieben würden, habe sie lange ein Bild des Meeres in sich gehabt, das auch immer in Bewegung sei, auch Sedimente seien ihr in den Sinn gekommen. Ablagerungen, zu denen schließlich auch versunkene Schiffe würden. "Dann wurde mir klar, dass es der Wind ist, der die Bewegung bringt", sagt sie.

Flüchtende in Schlauchbooten sind immer präsent

Wer nach den Nachrichten die Wetterkarte sieht, kennt die Luftdrucklinien auf der Europakarte, die Hochs und Tiefs markieren. "Es gibt typische Winde am Mittelmeer, die ganz typische Linienformen aufweisen", erzählt sie. "Von oben sieht das richtig hübsch aus."

Als "Kriegskind" aus dem Libanon vergisst sie natürlich nicht die Menschen, die im Schlauchboot einem dieser Stürme ausgesetzt sind. Für sie sind es deshalb Bilder voller tiefer Bedeutung, die sie von Sonntag an im Weißen Häusle an der Zollernstraße zeigt.

 Die Vernissage ist am Sonntag, 5. März, von 11 Uhr an im Weißen Häusle im Fürstengarten. Die Einführung gibt Clemens Ottnad. Die Ausstellung ist bis einschließlich 9. April samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am Sonntag, 9. April, findet von 15 Uhr an ein Künstlergespräch in der Galerie statt.