Tatjana Riedel ist froh, dass sie eine zweite Chance bekommen hat. Foto: Arbeitsamt Foto: Schwarzwälder-Bote

Beruf: Hechingerin kommt über Umweg zum Traumjob und will anderen Mut machen

Was der eigene Wille bewirken kann, zeigt die Geschichte von Tatjana Riedel. Als ihr die Arbeitslosigkeit drohte, schlug sie den Weg einer neuen Ausbildung ein – mit Erfolg.

Hechingen. Begeisterung strahlt sie aus, Zuversicht und Motivation. Tatjana Riedel gerät ins Schwärmen, wenn sie von ihrer neuen Arbeit erzählt. Seit rund zwei Monaten erfüllt sie sich bei der Firma NVT in Hechingen quasi ihren Lebenstraum und arbeitet als technische Zeichnerin.

Schon immer hat sie gern gezeichnet, und jetzt kann sie das beruflich machen. Nach einer 28-monatigen Umschulung ist sie dankbar für die neue Chance. Beim Hersteller von Herzklappenprothesen sorgt sie für die exakte Dokumentation der Ingenieursarbeit und konzipiert Testverfahren und Geräte für die Entwicklung neuer Produkte. Dabei hatte es lange gar nicht so gut ausgesehen.

In 20 Jahren mühsam Existenz aufgebaut

Vor fast 20 Jahren war sie mit wenig mehr als einem Koffer aus Russland gekommen, hatte sich mühsam eine Existenz aufgebaut und war viele Jahre beruflich erfolgreich. Dann aber verlagerte der Arbeitgeber die Produktion, Arbeitslosigkeit drohte. "Ich habe richtig Angst bekommen", erinnert sie sich. "Rente mit 67, Globalisierung, da kann man nirgends sicher sein", so die 40-Jährige. "Ich habe erkannt, dass nur eine weitere Ausbildung der richtige Weg sein kann."

Riedel war schon immer neugierig und wissbegierig, lebenslanges Lernen für sie mehr als eine Redewendung. Deshalb war sie dankbar für die Chance, die ihr die Agentur für Arbeit mit der Umschulung bot.

Irene Jonas, Arbeitsvermittlerin in Hechingen, erinnert sich: "Frau Riedel war immer ganz besonders motiviert. Sie hatte eine sehr klare Vorstellung, wohin sie mit Fleiß und Einsatz kommen möchte." Da sei es auch kein Zufall, dass sie ihre Prüfungen mit erstklassigen Noten ablegen konnte und von der Berufsschule sogar einen Preis bekam.

Mit Stolz blickt auch Riedel auf die Umschulung zurück. Geduldige Lehrer bei der BEBI GmbH in Reutlingen, eine sehr praxisbezogene Ausbildung und das trotz des Altersunterschieds zu den anderen Berufsschülern angenehme Lernklima in der Schule waren die Bausteine, die ihr den Weg ebneten zur einem Umschulungserfolg, an dessen Ende sie auf ihre Bewerbungen um einen neuen Arbeitsplatz nur positive Rückmeldungen erhielt und sogar zwischen mehreren Stellen wählen konnte.

"Für uns war das eine einfache Entscheidung" blickt Maximilian Kütting auf die Stellenbesetzung zurück. Kütting ist Leiter der Entwicklung bei NVT. Frau Riedel passe hervorragend in das Team. "Heute ist der erste Tag eines neuen Lebens" sei ihm als Formulierung aus der Bewerbung in Erinnerung geblieben. Kütting betont, dass gerade der Lebenslauf von Umschülern durchaus ein Vorteil sein kann.

Lebenserfahrung als Bewerbungsargument

Ihre schon zuvor erlangte Berufs- und Lebenserfahrung und das im Erwachsenenalter beim erneuten Lernen gezeigte Engagement waren auch entscheidende Argumente für ihre Einstellung. Beide, Kütting und Riedel, sind froh, über den Erfolg, der mit der Umschulung möglich wurde und wollen anderen Mut machen, den gleichen Weg zu gehen.

Die Anforderungen seien zwar hoch, aber sie seien eine Investition in die eigene Zukunft, stellt Tatjana Riedel fest. Kütting ist dabei die große Erfahrung der Umschüler und ihre spürbare Zielstrebigkeit besonders wichtig. Und Riedel ist einfach froh, "nach einem Arbeitstag wenn auch erschöpft, aber immer glücklich nach Hause zu gehen".