Spurensuche nach der Bluttat: Jeder Zentimeter wurde genau in Augenschein genommen. Foto: Archiv

Einer der Hauptverdächtigen im Mordprozess sagt zu Drogendeals im Hintergrund aus.

Hechingen - Am siebten Prozesstag kommt so langsam Licht ins Dunkel der Drogengeschäfte, die sich im Hintergrund des tödlichen Schusses auf Umut K. abgespielt haben könnten.

Die Drahtzieher der Drogendeals, die hinter dem Schuss auf Umut K. stecken könnten, sind Giovanni M., dem allen Anschein nach der Schuss eigentlich galt, und sein Kompagnon Alen S.

Beide wurden vor Gericht schon befragt, nähere Informationen lieferte aber erst die Zeugin Annemarie B., die am Mittwoch vor Gericht aussagte und mit den beiden Dealern befreundet war. Laut ihr haben beide Männer ihren Lebensunterhalt mit Drogenverkäufen verdient. Eine Sporttasche mit Kokain, Marihuana und Haschisch und zwei Handfeuerwaffen habe sie aus Freundschaft eine Weile für die beiden im Keller versteckt. Daher wisse sie von den illegalen Geschäften. Das Opfer Umut K. kannte sie auch sehr gut. Er gehörte zur Clique, anfangs waren die beiden nur gut befreundet, später entwickelte sich "mehr" daraus. An den Dealereien soll Umut aber nicht beteiligt gewesen sein.

Abgewickelt wurden die Drogenverkäufe hauptsächlich im Gasthof Falken. Giovanni M. wohnte dort ab Mitte des Jahres und verkaufte mit Alen S. Drogen im großen Stil. "Den ganzen Abend standen Leute vor der Tür, M. kam heraus, und übergab heimlich etwas", erklärte eine weitere Zeugin, die damalige Pächterin des Falken. Sie hatte die Polizei zwar informiert, diese ermittelte aber noch, als die beiden das nächste große Drogengeschäft angingen.

M. und S. kauften auf "Kommissionsbasis" von den beiden Hauptverdächtigen im Prozess Calogero S. und Carmelo B. insgesamt ein Kilogramm Marihuana. Versprochen war ein Preis von 5000 Euro. Die beiden hatten das Rauschgift vom dritten Angeklagten im Mordfall, Carmine M., bezogen, wollten sie sich als Zwischenhändler doch etwas dazu verdienen. Ganz so einfach ging das Geschäft aber nicht über die Bühne. Giovanni M. und Alen S. wollten oder konnten die Schulden nicht bezahlen.

Am Nachmittag äußerte sich Calogero S. zu den Vorgängen. Nachdem er und Carmelo B. das Marihuana übergeben hatten, haben sie versucht ihr Geld einzutreiben. Sie haben dabei gleich mehrere Male das Gespräch mit Giovanni M. und Alen S. gesucht. Nach einigen Aufschüben, wollten sich die vier auf dem Burger-King-Parkplatz zur Geldübergabe treffen. Von dort soll Giovanni M. sie zur B27-Brücke gelotst haben, wo schon Alen S. und ein weiterer bislang unbekannter Mann warteten. Mit Waffen seien Calogero S. und Carmelo B. dann bedroht und gezwungen worden, in Zukunft auf das Geld zu verzichten. Calogero S. habe dies auch sofort eingesehen, Carmelo B. sei aber ungehalten und wütend geworden und habe im Anschluss vorgeschlagen, dass sie sich selbst auch bewaffnen sollten. Er selbst habe ihn aber beruhigt, und bis zum Abend des tödlichen Schusses haben sie auch nichts mehr unternommen, um ihr Geld zu beschaffen. Von einer Waffe wusste er nichts, erklärte Calogero S.

Zu den Vorgängen am Tatabend wird das Gericht die beiden Hauptverdächtigen an den nächsten Verhandlungstagen erneut befragen. Fortgesetzt wird der Prozess am Montag, 31. Juli.