In Sachen Feuerwehr kennt sich Walter Berg bestens aus. Foto: Maute /Seeger Foto: Schwarzwälder-Bote

Hobby: Walter Berg verpasst keinen Übungseinsatz / In Feuerwehrkreisen ist er allseits bekannt

Um zu wissen, woran das Herz von Walter Berg hängt, muss man kein Hellseher sein. Wem der sympathische 58-Jährige einen Blick in sein Reich im Wohnheim der Lebenshilfe in Sickingen gewährt, der erkennt auf Anhieb: seine Leidenschaft gilt der Feuerwehr. Denn wenn’s ums Löschen geht – dann ist er Feuer und Flamme.

Von Andrea Maute

Hechingen-Sickingen. In einer Vitrine stehen sorgfältig aufgereiht Fahrzeuge im Miniaturformat. Über dem Schreibtisch thront der heilige Florian. Gleich daneben haben verschiedene Helme ihren Platz gefunden. Mit jedem von ihnen verbindet Walter Berg eine ganz persönliche Geschichte. "Das hier ist ein Rosenbauer-Helm", erklärt er und nimmt vorsichtig eines der Modelle aus dem Regal. Für den Laien ist die Unterscheidung schwierig. Helm ist irgendwie gleich Helm. Nicht jedoch für den Feuerwehr-Fan. Und Walter Berg als solchen zu bezeichnen, ist, das kann man mit Fug und Recht sagen, noch untertrieben. Feuerwehr – das ist für ihn nicht nur ein Hobby, sondern eine Passion.

Obwohl er aufgrund seiner Behinderung nicht am aktiven Feuerwehrdienst teilnehmen kann, ist er über die Jahre hinweg zu einem wahren Experten geworden. Ob die technischen Daten der Fahrzeuge oder die Einsatzstrategie – Walter Berg hat sie sofort parat.

Überhaupt verblüfft der gebürtige Balinger mit einer phänomenalen Gedächtnisleistung. Den Beweis, wie gut er sich Namen, Zahlen und Fakten merken kann, bleibt er seinen Gesprächspartnern nicht lange schuldig. "Was sind Sie für ein Jahrgang?", erkundigt er sich gerne zu Beginn einer Unterhaltung. Und nach seiner Antwort kann der Gefragte nur staunen, denn er bekommt eine kleine Chronik des jeweiligen Geburtsjahres geliefert.

Wie er sich das alles merken kann? "Ich lese viel", erzählt Walter Berg, "denn das ist ein gutes Gedächtnistraining." Auch sein Wissen über die Feuerwehr hat er sich teilweise durch die entsprechende Fachliteratur angeeignet.

Alle technischen Daten hat Walter Berg immer sofort parat

Der größere Teil basiert jedoch auf Praxiserfahrung, denn der 58-Jährige, der in der Werkstatt der Lebenshilfe in Bisingen arbeitet, ist ein äußerst aufmerksamer Beobachter und lässt sich keine Feuerwehrprobe entgehen.

Keine Übung, sondern ein Ernstfall war es hingegen, der im Jahre 1970 sein Interesse an der Feuerwehr weckte. Für Walter Berg ist es, als wäre es gestern gewesen, als er beim Großbrand des Gasthauses "Rose" in Balingen als kleiner Junge das Einsatzgeschehen verfolgte. "Von da an hatte ich nur einen Traum: Ich wollte in die Feuerwehr", schildert er seine Pläne von damals.

Dass er durch seine Behinderung kein aktives Mitglied werden konnte, darüber sei er anfangs schon sehr traurig gewesen, gesteht er. Seine Enttäuschung musste jedoch nicht lange anhalten, denn nachdem im Jahre 1985 ein Artikel von ihm in einer Tageszeitung erschienen war, kamen viele Feuerwehrmänner auf ihn zu und schenkten ihm unterschiedliche Dienstutensilien.

Und als er im selben Jahr dann ins Wohnheim der Lebenshilfe nach Sickingen zog, sei sich der damalige Ortsvorsteher Hartmut Horn sicher gewesen: "Der Kerle muss in die Feuerwehr", strahlt Berg.

Gesagt, getan. Walter Berg wurde passives Mitglied und von den Sickinger Wehrmännern herzlich aufgenommen. Heute ist er bestens in die Abteilung integriert und in Feuerwehrkreisen allseits bekannt.

Ganz besonders stolz ist er, dass ihm vor einiger Zeit sogar Kreisbrandmeister Stefan Hermann und der Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzende Wolfgang Jetter einen Besuch abstatteten. Ihr Geschenk, ein Buch über den Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg, hütet er wie einen Schatz.

Was er sich für die Zukunft wünscht? Hier muss der 58-Jährige nicht lange überlegen. "Eine riesige Feuerwehrstadt mit fast allen Hauptstädten der Welt zu entwerfen."

Und wenn er abends statt Fernsehen zu schauen weiterhin so fleißig Pläne zeichnet, könnte sein Wunsch durchaus Realität werden.