Sabine Hesse (von links), Gerd Schneider, Andreas Steiner und Anton Bock diskutierten über Fragen und Anregungen der Kinobesucher bei der Gesprächsrunde im Burgtheater. Foto: Straub Foto: Schwarzwälder-Bote

Podiumsdiskussion im Burgtheater zu Film über sexuellen Missbrauch durch Priester

Von Lena Straub

Hechingen. Über den Umgang der kathlolischen Kirche mit Fällen von sexuellem Missbrauch von Kindern haben am Dienstag fast 30 Gäste im Hechinger Burgtheater-Kino mit Vertretern der Amtskirche diskutiert. Zuvor hatten sie gemeinsam den Kinofilm "Verfehlung" gesehen.

Gerd Schneider, der Regisseur des Films, stellte sich in der Diskussion ebenfalls Fragen. In seinem Film "Verfehlung" geht es unter anderem um das Schweigen, das die Aufklärung solcher Fälle verhindern kann. Mit diesem Schweigen kämpfen die beiden Geistlichen Jakob und Oliver in dem Film, als sie erfahren, das ihr Freund und Priesterkollege Dominik wegen Vorwürfen des Missbrauchs in Untersuchungshaft sitzt. Besonders Jakob, der als Gefängnisseelsorger arbeitet, verliert immer mehr das Vertrauen in die Kirche. Während der Zuschauer einen Einblick bekommt in das Schicksal der Familien von missbrauchten Kindern, ringt Jakob damit sein Schweigen zu brechen und den Freund, der ihm plötzlich so fremd scheint, bei der Staatsanwaltschaft zu belasten.

In der darauffolgenden Podiumsdiskussion stellten sich außer Regisseur Gerd Schneider auch die Präventionsbeauftragte der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Sabine Hesse, und Anton Bock, Dekan aus Balingen, den Fragen der Zuschauer. Andreas Steiner, Bildungsreferent im Bildungshaus St. Luzen, leitete das Gespräch.

Fragen nach den Tätern beschäftigen die Kinobesucher

Fragen nach den Tätern und wie die Kirche mit ihnen umgeht, beschäftigten die Kinobesucher besonders. "Die Kirche propagiert die Priesterwürde zu entziehen", sagte Dekan Bock. Dass dies jedoch nicht immer der Fall ist, machte er durch seine Aussage "man sollte nicht immer so barmherzig sein" deutlich. Er und auch Sabine Hesse betonten, dass sie nur für die Diözese Rottenburg-Stuttgart sprechen könnten. Dort habe sich in den vergangenen Jahren viel getan, um für dieses Thema zu sensibilisieren, auch eine nachhaltige Aufarbeitung fände statt.

Auch zum Thema Geheimhaltung tauschte man sich aus. Sabine Hesse erklärte dazu: "Ich gehe nicht davon aus, dass es das heute noch gibt." Ein Zuschauer warnte vor so viel Zuversicht. Schon bald könne es erneut heißen, "oh, jetzt ist es doch passiert". Generell zeigten die Kinobesucher sich aber erfreut darüber, dass dieses Thema nun auch öffentlich diskutiert wird. "Die Kirche sollte von der Defensive in die Offensive gehen", merkte eine Diskussionsteilnehmerin an, und dies war auch die Grundstimmung in der Runde.

Gerd Schneider stimmte dem zu, denn das Schweigen sei für die Opfer oft schlimmer als das der Missbrauch an sich. Durch eine öffentliche Debatte könne erreicht werden, dass betroffene Kinder davon erzählen, wenn sie missbraucht werden. "Den Kindern muss beigebracht werden, dass sie ihre Grenzen verteidigen und sagen, wenn Schluss ist", erklärte der Regisseur, der in der regen Diskussion sichtlich aufging, gegen Ende seine Haltung.