Die Razzia in einer Flüchtlingsunterkunft in Hechingen galt einer Drogenbande aus Gambia. Foto: Beiter

Avionaheim: Landrat Pauli fordert mehr Freiraum für Arbeitsangebote an Flüchtlinge. Polizei allein kann Probleme nicht lösen.

Hechingen - Es war eine Gruppe Drogenhändler aus Gambia, denen am Donnerstag der Polizei-Großeinsatz am Aviona-Heim galt. Es gebe hier wohl "bundesweite Zusammenhänge", erklärte gestern Landrat Günther-Martin Pauli auf Nachfrage unserer Zeitung, und der Verhaftungsaktion seien längere Observierungen vorausgegangen.

Pauli war schon zuvor über den Einsatz informiert, und dass die Polizei hier massiv vorgegangen sei, finde er in Ordnung: "Hier muss der Staat auch demonstrieren, dass er keine rechtsfreien Räume toleriert", so Pauli. Das fordere die Bevölkerung, das sei aber auch im Interesse der sonstigen Heim-Bewohner, die mit kriminellen Flüchtlingen ja sonst auf engstem Raum zusammenleben müssten. "Es gibt Heimbewohner, vor allem Frauen und Kinder, die sich nachts nicht auf die Toilette trauen", so Pauli.

Pauli: Die Polizei allein kann die Probleme nicht lösen

Polizei allein aber könne die Probleme nicht lösen, betont er. Alleine schon das düstere und unübersichtliche Avionaheim begünstige Kriminalität. "Das können wir gar nicht trockenlegen", so Pauli. Deshalb wolle der Landkreis das Gebäude ja auch durch kleinere Wohngebäude ersetzen.

Vor allem aber müsse man für die Flüchtlinge Arbeitsmöglichkeiten schaffen. "Wir zwingen die, zwei Jahre lang die Hand aufzuhalten und versauen vielen damit die Arbeitsmoral", kritisiert der Landrat die aktuelle Situation. Der Landkreis unterstütze zwar Beschäftigungsinitiativen für Flüchtlinge, sei auch schon selbst aktiv geworden, "aber wir ersticken bei der Umsetzung im dafür notwendigen Papierkram", beklagt Pauli. Es gebe zu viele Bedenkenträger, die alles verkomplizieren. Stattdessen bräuchten die zuständigen Behörden die Möglichkeit, einfach mal mit Beschäftigungs-Modellen zu experimentieren "und den Flüchtlingen die Chance zu geben, auf eigene Füße zu kommen". Das würde viele Probleme lösen, ist er überzeugt.