Kunstexperte Clemens Ottnad beleuchtete im Gespräch mit Jo Schöpfer im Weißen Häusle dessen Arbeiten. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunstgespräch: Jo Schöpfer stellt im Weißen Häusle aus / Anordnung der Werke ist eine "Komposition"

Anklänge an die Architektur sind in seinen Werken vorhanden. Und doch steht für den Künstler Jo Schöpfer nicht das Funktionale, sondern der Vorgang des Konstruierens an sich im Vordergrund. Dies und mehr erläuterte er beim Kunstgespräch.

Hechingen. Während das flackernde Kaminfeuer im Weißen Häusle eine behagliche Wärme verbreitete, beleuchtete Kunstexperte Clemens Ottnad im Gespräch mit Jo Schöpfer dessen Arbeiten. Unter den vielen interessierten Zuhörern, die am Donnerstag in die Galerie gekommen waren, waren auch Schüler. Sie nutzten die Gelegenheit gerne, dem Künstler, der eigens für die Veranstaltung aus Berlin angereist war, die eine oder andere Frage zu stellen.

Gedankenkarussell

Bereits der Blick auf die Einladungskarte zur Ausstellung, deren Titelblatt eines der Exponate ziert, werfe viele Fragen auf, so Ottnad. Welches Material bildet die Grundlage für die Arbeiten? Welche Dimensionen besitzen die Arbeiten, und wie kommt die Farbe zustande?

Das Gedankenkarussell, das sich schon an dieser Stelle in Gang setzt, gerät kurz ins Stocken, wenn der Rezipient über den Titel der Ausstellung stolpert. Denn obwohl es dieser suggeriert, sind die Werke von Jo Schöpfer nicht "Von Pappe." Dieses flüchtige, empfindliche Material bildet lediglich die Grundlage für den Bronzeguss, aus dem die Arbeiten bestehen. Bronze – ein Werkstoff, der viele Möglichkeiten eröffnet, kunsthistorische Zusammenhänge besitzt und dessen Patina mit einem lebhaften Farbenspiel aufwartet. Für Jo Schöpfer ist es ein reizvolles Material.

Obwohl seine Skulpturen wie Stahlskelette für moderne Bauten wirken und der architektonische Aspekt klar erkennbar ist, sei für ihn der funktionale Aspekt weniger von Interesse als die Diskussion und Auseinandersetzung darüber, wie sich die Dinge darstellten, erklärte er im Gespräch mit Clemens Ottnad. Statt einer Architektenlaufbahn – ein Berufswunsch, den er einmal gehegt habe – schlug er deshalb den künstlerischen Weg ein und besuchte die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.

Freiheit bei Gestaltung

"Architektur hat ganz andere Aufgaben", so Jo Schöpfer. Als Bildhauer habe er hingegen die Freiheit einer Gestaltung, bei der nicht die Funktion, sondern die Konstruktion an sich im Vordergrund stehe.

Letztere bezieht die Tatsache mit ein, dass auch bei der Anordnung der Werke im Weißen Häusle nichts dem Zufall überlassen ist. Nicht von ungefähr ist etwa das Exponat, das auf den ersten Blick einem Lüftungsgitter ähnelt, über dem offenen Kamin platziert. Die so erzeugte Harmonie erinnert, wie ein Zuhörer anmerkte, an eine "wunderbare Melodie"; eine Komposition – und hier schließt sich der Kreis –, die bereits im Konstruktionsprozess zum Tragen kommt.

Zu sehen ist die Ausstellung im Weißen Häusle noch bis zum 23. Oktober, jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.